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Böser Bruder, toter Bruder

Böser Bruder, toter Bruder

Titel: Böser Bruder, toter Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narinder Dhami
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versteckt hatte. Er hatte seinen Geiseln gesagt, dass alle Bomben miteinander verbunden seien und gleichzeitig zünden würden, sobald jemand versuchen würde, eine der beiden Türen zu öffnen. Deshalb konnte er seine Geiseln allein lassen und nach mir suchen: In der 9 d wagte aus Angst niemand, auch nur einen Laut von sich zu geben.
    Das und noch einiges mehr erfuhr ich von Mum und Bree, die mich im Krankenhaus besuchten. Na ja, vor allem von Bree. Mum war meistens nicht in der Lage, viel zu sagen. Sie saß leise weinend an meinem Bett, hielt meine Hand oder strich mir übers Haar.
    Ich mache mir jetzt weniger Sorgen um Mum. Obwohl ich Dr . Macdonald nicht mag, habe ich Vertrauen zu ihr, und wenn sie sagt, dass Mum geholfen wird, weiß ich, dass es stimmt.
    Die Ärzte haben Bree angewiesen, mich nicht aufzuregen, und auch wenn ich spüren kann, dass sie höllisch neugierig ist, hat sie mich bisher noch nicht gefragt, wieso ich an diesem Tag nicht mit den anderen aus dem Schulhaus gelaufen bin. Stattdessen hat sie mir erzählt, was passiert ist, und die Zusammenhänge hergestellt, die mir noch fehlten. So weiß ich inzwischen, dass der Sprengsatz, den Lee im Rucksack mit sich herumschleppte, als einziger scharf war. Die anderen, die er um die Klasse herum deponiert hatte, waren alle Blindgänger, die nicht einmal in hundert Jahren hochgegangen wären. Bree sagt, Lee war in Chemie schon immer eine Niete. Jedenfalls detonierte der eine Sprengsatz, als er sich den Rucksack vom Rücken zerrte. Die Polizei hat dann sofort das Gebäude gestürmt und die Geiselnahme beendet. Lee wurde schwer verletzt, aber er wird wieder gesund werden.
    Bree hat mir außerdem einen ganzen Stapel Zeitungen mitgebracht, auch überregionale. Und in jeder heißt es, ich sei eine Heldin.
    Jetzt ist Kat Randall mir sicher ziemlich dankbar.
    Ist es wirklich erst ein paar Wochen her, seit sie mir am Schultor aufgelauert und mich mit meiner Krawatte fast erwürgt hat? Es kommt mir vor, als sei das Lichtjahre her.
    Nach allem, was ich durchgestanden habe, werde ich nie wieder Angst vor Kat Randall haben. Und wie ich schon Lee Curtis gesagt habe: Ich werde mich nie mehr von jemandem einschüchtern lassen. Niemals.
    Nicht einmal von Dr . Macdonald.
    Mit dieser Einstellung gehe ich auch in unsere nächste Sitzung und eröffne sie, indem ich Dr . Macdonald herausfordernd ansehe.
    »Eines haben Sie mich noch gar nicht gefragt«, sage ich, »obwohl Sie vor Neugier sicher fast platzen.«
    Dr . Macdonald ignoriert meinen frechen Ton. »Wenn du mir etwas sagen willst, leg los.«
    »Sie wollen doch sicher wissen, wie ich glauben konnte, dass ein Geist zweiunddreißig Leute in seine Gewalt bringen kann. Wie ich so fest daran glauben konnte, dass ich mein eigenes Leben riskiert habe, um ihn zu stoppen.«
    Dr . Macdonald sagt nichts, sondern sieht mich nur an. Ich habe Lust, ihr etwas ins Gesicht zu schleudern.
    »Damit eins klar ist: Jamie hat bloß versucht, mir zu helfen.« Ich bin voller Ungeduld und die Worte sprudeln nur so aus mir heraus. »Alles, was passiert ist, all die schlimmen Sachen, die er getan hat, all die Aktionen, mit denen er mich dazu zwingen wollte, dass ich mich gegen Mum durchsetze und ihr Hilfe beschaff e – all das hat er nur für mich getan. Er wollte mir Mut machen. Er wollte, dass ich stärker werde, damit man mich nicht mein Leben lang herumschubsen kann. Er wollte mir zu der Zukunft verhelfen, die er selbst niemals haben würde, die er nicht erleben durfte. Und außerde m …« Ich kann mir den triumphierenden Blick nicht verkneifen. »Außerdem kann ich beweisen, dass Jamie nicht nur in meinem Kopf existiert. Denn es haben ihn auch noch andere gesehen.«
    Das scheint Dr . Macdonald nicht zu beeindrucken. Sie sieht mich unverwandt an.
    »Aha«, sagt sie schließlich. »Wenn ich das richtig verstanden habe, erscheint Jamie auch anderen Leuten, aber nicht regelmäßig. Und wieso, denkst du, ist das so, Mia?«
    »Herrgott noch mal, ich kenne doch auch nicht alle Gesetze der Geisterwelt!«, erwidere ich gereizt. »Der Punkt ist der, dass andere ihn ebenfalls gesehen haben. Nicht nur ich.«
    Dr . Macdonald reagiert nicht. Ich habe ihr meine Geschichte von Anfang bis Ende erzählt, da müsste sie es doch längst begriffen haben.
    »Nur falls Sie es vergessen haben«, sage ich mit einem Hauch Sarkasmus, »Opa hat Jamie auch gesehen!«
    »Du meinst, als er krank war?«, fragt Dr . Macdonald. Sie fügt dem nichts hinzu, aber natürlich

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