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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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verängstigt war ich.
    »Aber der Wahnsinn hat gerade erst begonnen«, verkündete er und kam mir immer näher. »Und du wirst für deine Sünde büßen.«
    »Was ich getan habe, ist keine Sünde«, setzte ich dagegen und wunderte mich gleichzeitig darüber, woher ich den Mut dafür nahm.
    »Und ob es das ist«, kam die Antwort.
    »Nein, ist es nicht«, bot ich ihm die Stirn.
    »Du bist ein schmutziger Junge.«
    »Ich bin ein schmutziger Junge«, wiederholte ich. So schnell mein Mut aufgeflackert war, so schnell war er verpufft. Oder Brightly hatte mir den kurzen Moment des Triumphs gegönnt, nur um mir vor Augen zu führen, wie leicht er ihn mir wieder wegnehmen konnte. Plötzlich war ich überzeugt davon, dass ich etwas Schmutziges getan und eine Strafe dafür verdient hatte.
    »Ja, das hast du«, sagte er. »Und ich werde dafür sorgen, dass du sie bekommst. Du wirst damit beginnen, Buße zu tun«, fuhr er fort und deutete auf die Pfütze aus Urin, »indem du diese Schweinerei wegwischst. Und zwar mit deinem Hemd.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete ich und nahm meine Arbeit auf.
    Noch nie war ich so glücklich gewesen, dass ich an diesem Tag zwei Shirts übereinander trug.
     
    Auf dem Nachhauseweg ließ die Kraft des Engels über mich allmählich nach. Im hintersten Winkel meines Verstandes konnte ich ihn noch spüren, aber meine Gedanken gehörten wieder mir.
    Was auch dringend nötig war. Bis zum Schulschluss war ich mir wertlos und widerlich vorgekommen und hatte geglaubt, das Leben nicht verdient zu haben. Einen Moment lang hatte ich sogar mit dem Gedanken an Selbstmord gespielt, um den rechtschaffenen Bürgern der Stadt einen Gefallen zu tun und in der Hölle zu schmoren, wie ich es verdient hatte.
    Zum Glück war mir rechtzeitig eingefallen, dass Fon Pyre mir erklärt hatte, menschliche Seelen würden nicht in der Hölle landen. Er hatte mir erzählt, dass dieser Ort für Dämonen reserviert war. Und zwar ausschließlich für Dämonen.
    Das wiederum rief mir andere Sachen in Erinnerung, die er mir gesagt hatte. Zum Beispiel, dass die Sünde des Onan überhaupt gar keine Sünde sei. Und damit löste sich langsam das Gefühl der Wertlosigkeit in Luft auf, und mir wurde klar, dass der Engel mich manipuliert hatte – und zwar mit erschreckender Leichtigkeit.
    Jeder Versuch, ihn umzubringen, wäre zum Scheitern verurteilt, so viel stand fest.

 
     
     
     
     
     

     
     
    Am Abend bestellte Father Reedy Pizza, und wir sprachen über das, was wir an dem Tag erlebt hatten.
    Reedy und Chester waren alles andere als untätig gewesen. Während ich in der Schule gewesen war, hatten die beiden sich bemüht, unsere Eltern davon zu überzeugen, uns wieder bei sich aufzunehmen. Sie hatten unseren beiden Müttern sowie Chesters Vater auf der Arbeit einen Besuch abgestattet und versucht, sie mit Vernunft und Logik – gewürzt mit einer großzügigen Prise Familienwerte – umzustimmen.
    Doch Chesters Vater war hart geblieben. Er wollte seinen Sohn niemals wiedersehen. Seine Mom hatte sich zwar als zugänglicher entpuppt, hatte sich aber nicht gegen den Willen ihres Mannes auflehnen wollen.
    Meine Mom hatte gemeint, sie würde mich wieder einziehen lassen, wenn ich mich für mein Handeln entschuldigte und zugab, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Das Geld für die Reparatur müsste ich natürlich nach wie vor bezahlen. Ich sagte Father Reedy, ich würde es mir durch den Kopf gehen lassen, hatte aber in Wahrheit längst meine Entscheidung getroffen.
    »In Wahrheit hast du deine Entscheidung doch längst getroffen«, meinte Reedy, als könne auch er Gedanken lesen. »Gib’s zu.«
    »Sie haben recht. Ich komme erst dann nach Hause zurück, wenn meine Mutter sich bei mir entschuldigt«, erklärte ich. »Und keine Minute eher.«
    Chester hüllte sich in tiefes Schweigen und rührte seine Pizza kaum an. Ich konnte ihn vollkommen verstehen. Ich wäre auch nicht gerade begeistert gewesen, wenn mein Vater sich von mir losgesagt hätte. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, erzählte ich den beiden von meiner Begegnung mit Mr. Brightly.
    »Ach, du ahnst es nicht«, sagte Father Reedy, nachdem ich fertig war.
    »Ja und?«, meinte Chester. »Wir wussten doch, dass er andere beeinflussen kann.«
    »Aber nicht, in welchem Ausmaß«, warf Reedy ein. »Dieser Mr. Brightly kann sogar Gedanken lesen, Chester. Und er hat Stuart so weit gebracht, an sich selbst zu zweifeln. Ich hatte gehofft, dass er und ich gegen die Wirkungskraft des

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