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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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Engels immun wären. Immerhin hat er es nicht geschafft, uns wie all die anderen aufzuhetzen.«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte ich. »Genau genommen hätte ich anfangen müssen, mich selbst zu hassen, als der Rest der Stadt ausgeflippt ist. Und Sie hätten eigentlich die Predigt über Onan halten müssen.«
    »Eben!«, gab Father Reedy zurück. »Ich habe dir ja erzählt, dass ich an dem Morgen den starken Wunsch verspürt habe, meine Predigt über den Haufen zu werfen. Dir und mir ist es gelungen, Widerstand zu leisten, anders als den meisten anderen.«
    »Ich habe mich auch gewehrt«, sagte Chester.
    »Hast du nicht«, entgegnete ich. »Du hast einen Stein durch das Wohnzimmerfenster meiner Mom geworfen. Schon vergessen?«
    »Na ja … ich meine im Anschluss daran«, erwiderte er kleinlaut.
    »Aber als du in unmittelbarer Nähe des Engels gewesen bist, Stuart«, kehrte Father Reedy zum Thema zurück, »als er sich voll und ganz auf dich konzentrieren konnte, da hattest du keine Chance gegen ihn. Wenn wir herausbekämen, was uns bis dahin beschützt hat, dann …«
    In dem Moment ertönte die Haustürklingel und ließ uns zusammenfahren. Tja, wenn sich die gesamte Stadt gegen einen verschworen hat, machen einen schon Kleinigkeiten ziemlich nervös.
    »Ihr wartet hier«, raunte Father Reedy. »Ich sehe nach, wer es ist.«
    Chester war anzusehen, dass er dieser Anweisung nur zu gern nachkam. Ich hingegen heftete mich unauffällig an Reedys Fersen und beobachtete vom Flur aus, wie er die Tür öffnete. Wenn jemand Ärger machte, sollte Father Reedy nicht darunter leiden müssen, was mit mir begonnen hatte.
    Doch unsere Nervosität erwies sich als unnötig. Vor der Tür stand Jane, die magere Blondine aus meiner Jugendgruppe. Unter Tränen erklärte sie, dass sie nicht wüsste, wohin sie gehen sollte. Mir war sofort klar, was geschehen war. Die Zahl der Ausgestoßenen war soeben auf drei gestiegen.
    »Komm erst mal rein«, forderte Father Reedy sie freundlich auf, schloss die Tür und verriegelte sie anschließend. »Hier bist du in Sicherheit.«
    »Das meinte meine Mom auch«, schluchzte Jane. »Nachdem mein Dad mich rausgeworfen hat, ist sie mir nachgegangen. Sie hat mir erzählt, sie hätte gehört, wie Stuarts Mom von Ihnen gesprochen hat. Hi, Stuart.« Schüchtern winkte sie mir zu. Der Blick auf ihrem Gesicht sprach Bände. Bis vor gar nicht langer Zeit hatte sie mich, wie die anderen auch, als widerlichen Sünder abgestempelt.
    »Willkommen in unserer kleinen, spaßigen Truppe«, sagte ich, während Reedy und ich sie in die Küche führten.
    Als Chester Jane erblickte, weiteten sich seine Augen. »Du hast … es auch getan?«, fragte er mit einer unmissverständlichen Geste, die seinen Worten Nachdruck verleihen sollte.
    »Genau genommen nicht«, antwortete Jane. »Mein Dad hat mich lediglich dabei erwischt, wie ich mir ein Musikvideo angesehen habe.«
    »Hä?«, sagten Chester und ich wie aus einem Munde.
    »Es war das neue Video von den Angry Bitter Young Guys«, erklärte Jane uns. »In einer Szene tanzen die Bandmitglieder mit leichtbekleideten Mädchen, und mein Dad fand, dass es mich moralisch verderben und mich dazu bringen würde, dass ich … na, ihr wisst schon.« Jetzt war sie diejenige, die die eindeutige Handbewegung machte. »Mein Dad war so wütend, dass ich dachte, er würde …« Sie hielt inne.
    »Jetzt zier dich nicht so, sprich endlich weiter«, meinte Chester und bewies damit ungefähr so viel Einfühlungsvermögen wie ein Bulldozer.
    »Wenn meine Mom nicht da gewesen wäre«, fuhr sie fort, »hätte er mich geschlagen. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Mit der Faust oder mit der flachen Hand?«, wollte Chester wissen.
    Manchmal könnte ich diesen Idioten windelweich prügeln. So etwas fragt man einfach nicht.
    »Stattdessen hat er mich vor die Tür gesetzt«, überging Jane Chesters unverschämte Frage.
    »Aber gegen den Willen deiner Mutter«, sagte ich.
    »Immerhin hat sie dir sogar geraten, hierherzukommen«, meinte Father Reedy. »Das ist ein gutes Zeichen. Vielleicht gelingt es mir morgen, deinen Dad umzustimmen. Aber bitte, Jane, nimm erst einmal Platz. Wir sind gerade dabei, zu besprechen, wie es weitergehen soll.«
    »Ich schlage vor, du bereitest dich mental darauf vor, dass sich dein Weltbild gleich von Grund auf ändert«, sagte ich. »Es gibt da ein paar Dinge, die wir dir erklären müssen. Du wirst staunen, das verspreche ich dir.«
     
    Die nächste Stunde

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