Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
Vom Netzwerk:
meine Mom.
    Ich spürte es deutlich: Gleich würde etwas Entsetzliches geschehen.

 
     
     
     
     
     
     

     
     
    »Leute«, rief Father Reedy in die Menge, »bitte beruhigt euch wieder!«
    Währenddessen bezog ich Position hinter der Tür, von wo aus ich nach draußen spähte. Für den Fall, dass sich meine Befürchtungen bewahrheiteten und die Situation außer Kontrolle geriet, wollte ich Reedy zurück ins Haus zerren und die Tür zuschlagen.
    »Mit Ihnen, Father Reedy, haben wir kein Problem«, erklärte Jacob Farmson. »Schicken Sie die Sünder heraus, und wir werden Sie in Frieden lassen.«
    »Schicken Sie sie raus, Father Reedy«, fügte seine Mom hinzu. »Sie müssen sich stellen, denn der Herr fordert sein Recht.«
    Konnte es sein, dass Jacob und seine Mutter tatsächlich die Anführer waren?
    »Mrs. Farmson, bitte«, versuchte Father Reedy, sie zu beschwichtigen. »Wir sollten nichts tun, was wir hinterher bereuen. Die Kinder sind bei mir untergekommen und …«
    »Er beschützt Sünder!«, sagte jemand laut.
    »Er steht auf derselben Stufe wie die Sünder!«, rief ein anderer.
    »Er ist selbst ein Sünder!«, brüllte ein dritter.
    Während Father Reedy sich vergebens bemühte, den Gemeindemitgliedern aufzuzeigen, dass sie sich irrten, bemerkte ich etwas Seltsames in der Luft um den Mob herum. Etwas, das ich nur sehen konnte, wenn ich nicht direkt hinsah. Erst nach mehreren Anläufen erkannte ich aus den Augenwinkeln, was es war.
    Dämonen. Die Menge war von Dämonen umgeben. Die Erkenntnis schnürte mir den Hals zu, und ich geriet fast in Panik. Doch dann ging mir auf, warum ich sie nicht ganz genau, sondern nur schemenhaft erkennen konnte: Es schien, als schwebten sie zwischen unserer Welt und der ihren.
    Noch eine schlechte Nachricht.
    »Bitte«, versuchte Father Reedy erneut, sich Gehör zu verschaffen. »Benehmen sich so gute Christen?«
    »Pst, Father Reedy«, zischte ich. Ich wollte ihn vor den Dämonen warnen, erntete jedoch nur eine wegwerfende Handbewegung von ihm.
    »Jesus fordert uns auf, unseren Nächsten zu lieben«, fuhr Reedy fort. »Wir sollten den Sünder lieben und nur die Sünde selbst verachten. Außerdem heißt es in der Heiligen Schrift: ›Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet^«
    »Wenn Sie uns die Sünder nicht ausliefern«, rief Jacob feindselig, »werden Sie eben gemeinsam mit ihnen untergehen.« Als er einen Stein in die Höhe hielt, taten die anderen es ihm gleich.
    »Wartet!«, rief Father Reedy. »Das seid doch nicht ihr selbst. Ich kenne euch seit Jahren. Einige von euch habe ich sogar aufwachsen sehen. Ihr seid herzensgute, vernünftige Menschen. Hört auf das, was euer christliches Herz euch sagt, und stoppt diesen Wahnsinn.«
    »Father Reedy!«, flüsterte ich so laut, wie ich mich gerade traute.
    »Vergesst nicht, was Jesus einst gesagt hat«, fuhr Reedy fort, »wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.«
    Im selben Augenblick traf Father Reedy ein Stein am Kopf. Er fiel seitlich von der Veranda auf den Rasen. Wie Pistolenkugeln surrten Steine durch die Luft.
    »Father Reedy!«, schrie ich und wollte ihm gerade zu Hilfe eilen, als ich merkte, dass mich etwas zurückhielt, Chester stand hinter mir.
    »Nein!«, fauchte ich. »Lass mich los, wir müssen ihm doch helfen!«
    »Denkst du, dass die Steine einfach so an dir abprallen? Hältst du dich etwa für unverwundbar?«, warf Jane ein, ehe sie einen Satz nach vorne machte und die Tür ins Schloss warf. Wie Hammerschläge donnerte es gegen Tür und Wände, und ein paar weitere Fenster gingen zu Bruch.
    »Wir müssen hier raus«, sagte Chester.
    »Wir nehmen den Hinterausgang und schlagen uns bis zur nächsten Straße durch«, schlug Jane vor.
    »Aber Father Reedy …«, stammelte ich.
    »Wir können ihm nicht helfen«, meinte Jane und zerrte an meinem Arm. »Komm schon, wir müssen uns in Sicherheit bringen.«
    Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube nickte ich.
    »Moment noch«, sagte ich, hastete quer durch das Wohnzimmer und schnappte mir meinen Rucksack. »Den brauchen wir.«
    Ein letzter, flüchtiger Blick durch das zertrümmerte Fenster verriet mir, dass die Meute bereits den Vorgarten stürmte. Abgesehen von den Fackeln waren sie mit Baseballschlägern und Stahlrohren bewaffnet. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass Father Reedy sich bald nach einer neuen Bleibe umsehen müsste.
    Vorausgesetzt natürlich, er überlebte das Ganze.
    »Komm schon, Stuart«, rief Jane, Chester

Weitere Kostenlose Bücher