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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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war ich nicht autorisiert, für den Club zu sprechen, darum borgte ich eine Zehn-Cent-Münze und wählte Sonnys Nummer. Dann rief ich einen der Männer ans Telefon. Sonny war immerhin so interessiert, dass er einem Treffen zustimmte.
    Angeblich nahmen die Angels das Angebot nicht an, aber Sonny erklärte später, der Club werde Gegendemonstrationen veranstalten, wo immer die Pazifisten sich versammelten. Er hielt sogar eine Rede vor einer Highschool-Klasse im vorstädtischen Distrikt Marin und trug dabei eine Ansteckplakette mit den Worten »Unterstützt eure Ortspolizei«. Unter anderem sagte er: »Ich behaupte nicht, dass wir ein gutes Beispiel für die amerikanische Öffentlichkeit sind. Aber wir sind nicht so böse, wie die Zeitungen uns darstellen.« 15 Und er fügte hinzu: »Einige dieser Leute in Berkeley meinen es gut, aber die meisten wissen nicht, warum sie demonstrieren.«
    Trotz Sonnys öffentlicher Stellungnahmen entlarvten Ereignisse vor dem großen Friedensmarsch, der für den 20. November 1965 anberaumt war, den stärksten Verbündeten des Clubs: das Geld. Zuerst warf Sonny den » Freunden der Hells Angels « vor, sie hätten dem Club Geld versprochen, aber nichts geliefert. Dann stimmte der Club Gesprächen mit den Organisatoren des Marsches zu.
    Während einer Sitzung im San Jose State College klagte Ginsberg: »Wir fürchten, dass die Hells Angels uns angreifen werden, und wir fragen uns, warum. Machen sie es zum Spaß, wegen der Publicity, um von ihren Missetaten abzulenken, um die Polizei von Oakland zu besänftigen oder weil sie dafür Geld von der Rechten bekommen?« Die prompte Antwort des Clubs war nicht sonderlich beruhigend: »Ich habe mir in Okinawa und Korea in den Bauch schießen lassen«, sagte Louie aus Sacramento. »Wenn Uncle Sam mich wieder ruft, bin ich bereit zu gehen. Ich habe eine Menge Respekt vor Uncle Sam, meiner Mutter, meinen Geschwistern und meinen beiden kleinen Kindern. Doch wenn ich meine Kinder beim Demonstrieren erwische, schlage ich ihnen den Schädel ein.« 16
    Bei einem nachfolgenden Treffen in Sonnys Haus ging es etwas anders zu. Clubmitglieder, Ginsberg und Kesey verteilten LSD und skandierten, untermalt von Joan-Baez-Songs, ausgerechnet buddhistische Gebete. Dann bekräftigten sie ihren Wunsch nach kosmischem Frieden, diskutierten über Politik und kamen irgendwie zu der Übereinkunft, dass sie ein Blutbad auf Erden verhindern wollten.
    Die Medien waren auf Randale vorbereitet, doch am Tag vor der Demonstration rief Sonny einige Reporter zu sich. »Wir haben zwar unsere Absicht verkündet, bei dieser unamerikanischen Veranstaltung eine Gegendemonstration abzuhalten«, erklärte er spöttisch, »aber wir glauben, dass wir dem VDC im Interesse der öffentlichen Sicherheit und des guten Rufes der Stadt Oakland durch unsere Anwesenheit keine Rechtfertigungsgründe liefern sollten.« 17
    Die Kehrtwendung wurde von verschiedenen Seiten freudig, enttäuscht oder erleichtert – und stets überrascht – aufgenommen. Aber sie hatte offensichtlich finanzielle Gründe. Wer dem Club nahestand, wusste, dass viele Mitglieder prinzipiell überzeugte Befürworter des Krieges waren, aber das Interesse an Drogen und Geld war in diesem Fall wichtiger als Prinzipien. Viele der besten Kontaktleute des Clubs in der Drogenszene und in der Geschäftswelt waren offen oder zumindest ideologisch gegen den Krieg. Außerdem, wer wollte Geschäfte mit Neofaschisten machen, denen es Spaß machte, Pazifisten zu verdreschen? Sonnys Rückzug war also die einzig vernünftige und profitable Taktik, so peinlich sie auch sein mochte.

Kapitel 7
Die Verlockung
    I ch schluckte seit mehreren Jahren rezeptpflichtige Amphetamine, um mein Gewicht unter Kontrolle zu halten, rechtzeitig am Arbeitsplatz einzutreffen und um mit meinem Hang zur Selbstzerstörung zu prahlen – seit Kurzem auch, um angenehm berauscht zu sein. Erst nahm ich Benzedrin und Dexedrin, dann Methamphetamin. Mit »Speed« oder »Crystal« war mein Geist leistungsfähig wie eine Lokomotive unter Volldampf.
    Helen machte sich Sorgen wegen meines Drogenkonsums. Marihuana erinnerte sie an Filme wie Kifferwahn aus den 50er-Jahren. »Wenn du dieses Zeug nehmen willst, dann geh damit woanders hin. Ich will nicht, dass die Kinder es sehen!«, schimpfte sie.
    Genau das tat ich. Im gemütlichen Haus meines Freundes Kooie, einem Fensterputzer in Castro Valley, hob ich ab16:00 auf LSD, die wenig bekannte Droge, die ich bei Kesey noch

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