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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Streitigkeiten und Partys, bei denen das Image auf dem Spiel stand. Das Motto »Angels forever, forever Angels« war keine leere Phrase.
    ***
    Nach und nach lehnte auch Helen Drogen nicht mehr rundherum ab. Im Geiste hatte sie sich zwar immer mit den angesehenen Bürgern verbrüdert, aber meine Gesellschaft war ihr wichtiger. Ihr war klar, dass ich mit Frauen flirtete, die ihre Abneigung gegen Drogen nicht teilten. Darum säuselte sie mir eines Tages zu: »George, bringst du mir mal ein bisschen Gras? Ich möchte es ausprobieren.«
    Erfreut über ihren Wandel, besorgte ich frische dreißig Gramm und brachte Helen zu Kooie, wo sie ihre Jungfernreise antreten wollte. Ein paar Angels waren ebenfalls anwesend. Als das Zimmer in Musik getaucht war, gab ich ihr Tipps: »Rauch den Joint nicht wie eine Zigarette. Saug die Luft mit dem Rauch ein. Inhaliere tief.«
    Das mit Zucker behandelte Gras brannte in ihrem Hals. »Verdammt, George. Ich ersticke an dem Zeug.«
    »Du musst den Rauch bei dir behalten. Atme ihn tief ein.«
    Nach den ersten zwei Zügen spürte sie nichts, doch nach dem dritten schloss sie die Augen, und ich sah, dass ihr Geist sich öffnete und auf den Klangwolken dahintrieb. Bevor sie zu weit abdriftete, ließ sie ihren Blick schweifen, um sicherzugehen, dass die Beatles nicht mit dem Lautsprecherwagen durch die Tür gefahren waren.
    Unsere Drogenerlebnisse brachten neuen Schwung in unsere Ehe. Wir wurden zu Hause und in den Bergen high. Wir spielten, halluzinierten und flippten beim Sex aus. Einen Nachteil hatten die Drogen allerdings in Helens Augen: Sie brachten mich dem Club wieder näher. Ich kaufte bei Sonny regelmäßig größere Mengen Marihuana, teilte sie in Fünf-Dollar-Portionen auf, vercheckte einen Teil davon und behielt den Rest für mich. Auch Motorräder begeisterten mich wieder. Ich kaufte eine schnelle, von allem Tand befreite Harley KR, mit der Tommy, ein stämmiger, kühner Angel, für mich ein Rennen gewann.
    Die Maschine brachte Helen auf die Idee, einmal stoned zu fahren. »George, warum nimmt du mich nicht mal auf diesem Zeug mit?«
    »Ich fahre nie wieder ohne Aufnäher«, erklärte ich feierlich. »Du brauchst dieses Abzeichen, damit es richtig Spaß macht.«
    Das brachte sie auf die Palme. »Wenn du dieses Abzeichen je wieder trägst, verlasse ich dich«, schnaubte sie. »Ich will nicht, dass du wieder in den Club gehst. Ein verheirateter Mann mit Kindern gehört da nicht hin. Das ist etwas für freie und ungebundene Typen. Für die Angels kommt zuerst der Club und danach die Familie, das weißt du.«
    Im Jahr 1965 hielt mich das fehlende Abzeichen allerdings nicht vom Motorradfahren, von Kneipentouren und von Kämpfen an der Seite der Angels ab. Die Zahl der Mitglieder in Kalifornien war gesunken, und Sonny bat mich immer häufiger um Rat und Unterstützung im Kampf gegen die Schwarzen. Die Spannung zwischen den Rassen war so groß, dass ich auf dem täglichen Weg zur Arbeit eine Flinte mitzuschleppen begann. Und diesen Sommer half ich dem Club, auf dem Dach des El Adobe Wache zu schieben. In diesem Clubheim wurde der ultimative Rassenkrieg geplant, aber es passierte nichts – außer dass ein alter Schwarzer wegrannte, als Tramp ein Gewehr auf ihn richtete.
    Wir glaubten, die Schwarzen eingeschüchtert zu haben, doch in der Nacht des 6. November wurden Sonny und ich von einer Wagenladung Schwarzer attackiert, als wir den Auseon Club verließen. Vermutlich hielten sie die Gelegenheit für günstig, zwei einsame Biker zu vermöbeln. Doch nach ein paar Dutzend Hieben hielten wir ihnen stand – wir waren ein zweiköpfiger Demontagetrupp. Ich umklammerte einen nach dem anderen, während Sonny sie mit einer Kette und einem schweren Vorhängeschloss bearbeitete.
    Wir hielten uns gut, bis immer mehr Schwarze aus den Häusern strömten, wie Küchenschaben bei einem Brand. Zahlenmäßig weit unterlegen, schrien wir nach Tiny, der sich in einem Südstaaten-Restaurant ganz in der Nähe über gegrillte Rippchen beugte. Nachdem er und ein paar andere Mitglieder noch ein paar Knochen abgenagt hatten, stürmten sie heraus, zur Sicherheit mit Tischbeinen und Barhockern bewaffnet. Wir räumten unter den Angreifern auf, bis das ganze Viertel auf uns losging. Es müssen Hunderte von Schwarzen gewesen sein. »Hauen wir ab!«, schrie Sonny. »Rückzug!« Wir entkamen in guter Verfassung und ließen ein kaputtes Auto mitten auf der Straße und einen Haufen benommener und blutender Schwarzer

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