Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
Vom Netzwerk:
zurück. In einem von ihnen steckte Tinys Phillips-Schraubenzieher.
    Die Sache mit dem Schraubenzieher amüsierte uns köstlich, aber wir rechneten mit Rache. Tramps Haus in der 82nd Avenue 1051 lag in einem Schwarzen-Viertel und war somit ein wahrscheinliches Ziel. Also errichteten wir Barrikaden aus Sandsäcken auf dem Dach und warteten zuversichtlich mit Schrotflinten, Karabinern und Gewehren. Als wir das Gefühl hatten, die Luft sei rein, gingen wir zurück in das Soul-Food-Restaurant. Genau darauf hatten sie wohl gewartet, denn wenige Minuten später wurde Tramps Haus mit Brandbomben beworfen. Das Haus brannte ab (sein Restwert betrug 7500 Dollar), und Tramps deutscher Schäferhund Colby wurde getötet.
    Meine alte Freundschaft zu Sonny und meine neue Geschäftspartnerschaft mit Tramp bereiteten mir den Weg zurück zum Club. Tramp stammte aus Michigan und war zu uns gestoßen, nachdem sich das Charter von Sacramento aufgelöst hatte. Bei seiner Ankunft war er völlig pleite und besaß nur ein paar Kisten Motorradteile sowie ein Vorstrafenregister, das fast so lang war wie er: über 1,83 Meter. 18 Ich freundete mich mit ihm an und stellte ihm Transportmittel und Geld für ein Drogengeschäft zur Verfügung. Zu zweit fuhren wir durch die Bay Area und verkauften erstklassiges südamerikanisches und asiatisches Marihuana und ein wenig LSD. Dabei kamen uns Tramps Kontakte in der Hipster- und besonders in der Rockmusikszene zugute. Das war Tramps wichtigster Beitrag zum Club: Er war mehr Hippie als die meisten anderen. Sein wichtigster Lieferant war Augustus Owsley Stanley III, ein großspuriger kleiner LSD-Chemiker, den der Club bei Kesey und auf Rockkonzerten kennengelernt hatte.
    Anfangs verdienten wir nur ein paar Kröten, und unser Kassenbuch enthielt Einträge wie »L. R. schuldet 67 Cent«. Doch als ich damit begann, auch Kollegen vom Bau und Freunde anzusprechen, verkauften wir das Marihuana innerhalb weniger Monate kilo- statt grammweise, und statt einiger Dutzend LSD-Kapseln setzten wir nun Tausende ab. Irgendetwas war im Gange. Wir wussten zwar nicht genau, was es war, aber wir waren von Anfang an dabei.
    Mitglieder drängten mich, dem Club wieder beizutreten, um den Verteilerkreis zu festigen. Offenbar hielten sie mich für einen wertvollen und erfahrenen Verkäufer mit einem gewissen Naturtalent. Und für mich konnte das Abzeichen ein nützliches Instrument sein, um ungefährdet Geschäfte zu machen und viel Geld zu verdienen.
    Anfang 1966 schlug Tramp bei einem Treffen in Tommys Haus meine Wiederaufnahme vor. Nach ein paar Formalitäten wurde ich ohne Aussprache gewählt und »Fat George« getauft. Als Bonus verzichtete der Club auf die Initiation. Ein bewährtes Mitglied war zur Herde zurückgekehrt. Ich war nun 25, fünf Jahre klüger und 22 Kilo schwerer. Meine Chancen, im Club aufzusteigen, standen gut, und das wusste ich.
    Nach der Versammlung donnerten wir zu einem Clubtanz in der Erwin Taylor Memorial Hall in der East 14th Street. Dort tanzten und plauderten bereits Hunderte von Bikern und Mitläufern, in bester Laune und mit Bier und Pillen abgefüllt. Als wir uns durch die Menge drängten, spürte ich, dass ich wieder ganz oben angekommen war. »Es gibt nur Angels und Leute, die gerne Angels wären«, pflegten wir zu sagen.
    Helen unterhielt sich beim Getränkestand mit J. B. und Irma, als wir eintrafen. »Zorro« ging mit einer Handvoll Zettel zu ihr hin und rief: »He, schau dir das an!«
    Sie faltete ein paar Zettel auseinander, und auf jedem stand »Ja«.
    »Was heißt das?«, fragte sie, als ich darauf zeigte. Zorro wirbelte mich herum und lachte.
    Mein neuer Totenkopf war eine Ohrfeige für sie. Sie stampfte hinaus. Bis dahin hatte sie keine Ahnung gehabt, dass ich dem Club wieder beitreten wollte.
    Peinlich berührt lief ich ihr nach und drückte sie an die Wand. »Was soll der Quatsch?«, knurrte ich.
    Sie versuchte, sich aus meinem Griff herauszuwinden, doch meine Hände pressten ihre Schulterblätter zurück. Durch die Zähne befahl ich ihr: »Ich hab dir gesagt, der Club ist meine Sache. Genug jetzt!«

Kapitel 8
Ich vermarkte den Totenkopf
    »Wenn George im Club war, hatte er immer etwas zu tun. Wenn er zu Hause blieb, war er unzufrieden und langweilte sich. Er ging in die Berufsschule, kam heim, schaute fern und betrank sich mit seinem Likörwein. Das war alles nicht sehr aufregend für ihn.«
    Helen Wethern
    I rgendwie hatten die Angels Stil, eine Art groben Schliff, egal wie

Weitere Kostenlose Bücher