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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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abgelehnt hatte. Unterstützt von seiner modernen Stereoanlage schwebte ich durch den üppigen Hintergarten, unternahm lange Reisen nach Psychedelien – und erforschte unterwegs einige Frauen. Meine Reiseführer waren Freunde wie Tramp, der das Terrain gut kannte.
    Marihuana war kalter Kaffee im Vergleich zu den Wunderkapseln mit LSD. Jeder Trip führte mich über die alltägliche Welt hinaus. Das Universum explodierte, wenn ich Licht auf einem nassen Blatt sah. Sex bestand aus konzentrischen Orgasmen und wildem Gelächter, eine Mischung aus Erhabenheit und Verderbtheit, Lust und Schmerz. Gedanken stürzten vom Himmel wie die Niagarafälle. Die Geschwindigkeit und die Wucht der Sinneseindrücke waren überwältigend.
    Der Ärger begann, wenn ich aus dem Haus ging und mit der realen Welt zurechtkommen musste. Während einer Fahrt zum Zahnarzt rammten J. B. und ich im LSD-Rausch ein Auto, und als der Zahnarzt Mühe hatte, einen kaputten Zahn zu erreichen, sagte ich zu ihm: »Ziehen Sie den Zahn daneben raus, um Platz zu schaffen.« Ich griff sogar nach der Zange, um ihm zu helfen, den gesunden Zahn zu entfernen.
    Ein andermal nahm ich die doppelte Dosis LSD und wurde vor einem Antiquitätenladen von einem Totempfahl magisch angezogen. Stundenlang studierte ich dann die verzerrten Figuren, die rissige Farbe und die Holzmaserung.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte eine donnernde Stimme.
    »Nach Hause«, antwortete ich und starrte auf die verschwommenen Umrisse eines in Grau gekleideten Hilfssheriffs. Anstatt mich nach Hause zu fahren, brachte er mich zur Stadtgrenze und schickte mich fort. Ich schlenderte zur Ness Electric Company im nahegelegenen San Leandro und blieb erneut stehen, hingerissen vom Licht, das auf Dutzende von Armaturen aus Glas, Kristall und Metall fiel. Dann klammerte ich mich an einen Maschendrahtzaun und schaute zu, wie diesiger Regen ein Schwimmbecken besprenkelte.
    »Was tun Sie hier?«, donnerte die Stimme eines Meeresgottes.
    »Ich schaue zu, wie der Regen ins Wasser prasselt«, sagte ich milde und ohne den Blick abzuwenden.
    Zwei Männer in blauer Uniform überprüften meinen Ausweis und fuhren mich dann nach Hause. Als einer zum anderen sagte: »Am besten lassen wir ihn raus«, bemerkte ich, dass ich in einem Käfig aus Glas und Metall saß, der von außen verschlossen war. Klaustrophobie! Gerade als ich die Fenster eintreten wollte, öffnete sich die Tür. »Gehen Sie nach Hause!«, sagte ein Polizist. »Halten Sie sich von der Straße fern.«
    Meine Augen schienen sich wie Kreisel zu drehen, als ich endlich durch die Haustür tappte. Helen wandte sich vom Fernseher ab. »Mein Gott! Was ist los mit dir, George?«
    »Hab wohl ein bisschen LSD geschluckt.«
    Nach einer Weile weiteten sich meine Pupillen bis auf die Größe eines Silberdollars, und nur noch Bruchstücke von Bildern drangen in mein Gehirn. Ich kreischte, brach zusammen und weinte in meine Fäuste. »Hol Hilfe, oder ich gehe!«
    Es war drei Uhr morgens. Helen rief Tiny an. »Du musst George helfen. Er ist auf einem Horrortrip. Hat LSD genommen. ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Zehn Minuten später kam Tiny, wischte sich den Schlaf aus den Augen und glättete seine Kleider. Er ließ sich aufs Sofa fallen und hörte sich Helens Bericht an, während ich in einem Sessel saß und unzusammenhängendes Zeug plapperte. Nach einigen Minuten erkannte ich meinen Retter. »Hallo, Tiny. Mann, bin ich froh, dich zu sehen.«
    »Tag, George.« Tiny, einer der massigsten, bösesten, verwildertsten Angels, kickte seine Schuhe weg. »Ich kenne das. Erzähl mir davon, George. Was ist los?« Auf einen Ellbogen gestützt, bohrte er nach und führte mich durch die angenehmen Phasen meines Trips. Meine riesige Furcht und das Gefühl der Einsamkeit lösten sich auf.
    Als ich ihm von der Begegnung mit der Polizei berichtete, wieherte er, und ich schloss mich dem überlauten Angels-Gelächter an. »Ha, ha, ha!« Das Schlimmste war überstanden.
    Dann stopfte Tiny mich mit Erdnussbutter und Marmeladenbroten voll, bis der Boden mit Brotverpackungen und leeren Gläsern übersät war. Wir wollten gerade aufbrechen, um nach einem Geschäft zu suchen, das nachts geöffnet war, als Skip auftauchte und uns Hilfe und Pfefferminzdrops anbot.
    Freunde vom Club waren eine große Stütze. Dieser Zwischenfall überzeugte auch Helen davon. Angels behandelten einander wirklich wie Brüder. Sie halfen sich zu jeder Tages- und Nachtzeit, nicht nur bei Ausfahrten,

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