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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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ungepflegt wir in unserer Kluft und mit all unseren Abzeichen aussahen. Gleichzeitig konnten wir unglaubliche Individualisten sein und dennoch zusammenhalten wie Blutsbrüder.
    Helen sah diese Vorzüge nicht. Für sie war die Sache schon schlimm genug, wenn wir ein Haufen aggressiver Raufbolde geblieben wären. Doch der Club war für mich bald mehr als ein Hobby.
    Eines Tages rief Sonny bei Helen an und bat sie, mir etwas auszurichten. Ein Angel in Südkalifornien wollte LSD im Wert von 600 Dollar kaufen. Sie überbrachte mir die Botschaft an meinem Arbeitsplatz. Ohne zu zögern nahm ich meinen Werkzeuggürtel ab und rief meinem Vorarbeiter zu: »Ich muss gehen. Es ist wichtig.«
    Der Handel entpuppte sich als einmaliges Geschäft, war aber immerhin größer als die üblichen Fünfzig- und Hundert-Dollar-Deals. Und wenige Tage später kamen an der Tankstelle in der 23rd Avenue drei eigenartig aussehende Kerle auf mich zu. Nur weil sie meine Abzeichen gesehen hatten, fragten sie: »Kannst du uns LSD besorgen?« Der Totenkopf hatte mehrere Bedeutungen: Der Träger war kein Cop, denn der Club war nie unterwandert worden, und er konnte Drogen beschaffen, weil der Club dafür bekannt war, einige der besten Quellen in der Bay Area zu haben. Das einzige Risiko bestand darin, dass man für sein Geld nichts bekam.
    Chuck, ein modischer Typ mit rostbraunem Haar, erzählte, wie zwei Angels namens Okie und Spesh sie erst vor ein paar Tagen um 5000 Dollar betrogen hätten. Das machte mich misstrauisch; also schaute ich sie mir genauer an.
    Chuck schien der Anführer zu sein, aber er konnte mit seinem Bebop-Slang nicht verbergen, dass er von der Ostküste und aus besseren Kreisen stammte. Er war 27 und hatte ein gepflegtes, teigiges Gesicht mit verblichenen Sommersprossen. Obwohl er insgesamt einen zurückhaltenden Eindruck machte, schien er umso versessener auf Drogen zu werden, je länger er sprach. Die anderen standen dabei – Chuckles war ein sanfter, langhaariger Bursche, und Steve glotzte mich mit den eigensinnigen Augen eines gereiften Ausreißers an. Keiner von ihnen war ein Schlägertyp. Sie wollten nur etwas Besonderes erleben und den notwendigen Stoff bei Leuten kaufen, die ihn auch liefern konnten.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte ich vorsichtig. »Gebt mir eine Telefonnummer.«
    Nachdem ich Tramp konsultiert hatte, wies ich die drei an, mit 5000 Dollar in Tramps unbewohntes Haus zu kommen. Erst dröhnten wir uns zu, dann erklärte ich ihnen den Handel: Ich würde das Geld an mich nehmen und dann mit mehreren Tausend LSD-Trips von Owsley zurückkommen. Sie sahen einander an und schüttelten die Köpfe. Sie wollten bei Übergabe bezahlen, aber ich bestand auf Vorkasse. Tramp und ich hatten nicht genug Geld, um den Stoff zu kaufen.
    Stundenlang argumentierte, beschwatzte und bekniete ich sie. Mehrfach betonte ich, dass ich ein Business und ehrliche Geschäftsbeziehungen zu verlässlichen Dealern aufbauen wollte. »Ich würde mir ins eigene Fleisch schneiden, wenn ich euch reinlegen würde«, sagte ich.
    Schließlich gab Chuck nach. »Okay. Wir wissen, dass du in einer schwierigen Lage bist, und wir gehen das Risiko ein. Du kannst das Zeug beschaffen, und wir brauchen es.«
    »Vertraut mir«, sagte ich und steckte die Geldscheine ein. »Wartet hier, bis ich zurück bin.«
    Mit hilflosem und hoffnungsvollem Gesichtsausdruck schauten sie mir nach, als ich zur Tür ging. Sie rechneten durchaus damit, vergeblich zu warten.
    Natürlich gab es Probleme. Die 5000 Dollar waren Teil eines größeren Deals, der mehrere Transaktionen umfasste – und Tramp hatte größte Mühe, den fehlenden Betrag zu beschaffen.
    »Glaubst du, deine Jungs geben dir noch mehr?«, fragte er.
    »Mann«, stöhnte ich. »Ich habe gerade den halben Tag damit verbracht, sie davon zu überzeugen, dass ich sie nicht übers Ohr haue – und jetzt soll ich zurückgehen und mehr Geld verlangen?«
    Meine Käufer waren tatsächlich nicht begeistert, aber sie gaben mir weitere 3000 Dollar als Vorschuss. Einige Stunden später wurde ihr Vertrauen belohnt: Sie bekamen etwa 8000 LSD-Trips, die auf dem Markt jeweils drei bis fünf Dollar wert waren. Und sie hatten nicht einmal etwas dagegen, dass ich ein paar Hundert Tabletten für mich behielt. Wir alle machten reichlich Profit. Anderswo hätten sie für ihre 8000 Dollar wahrscheinlich nur die Hälfte bekommen – falls sie überhaupt Owsley-Ware bekommen hätten. Mit Tränen in den Augen drückten sie mir

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