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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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möglicherweise belastenden Spuren, einschließlich des Staubes und des Fleischpapiers, das die Wände und Fenster bedeckte. Brennbares Material vernichteten wir im Kamin. Alles andere, darunter Owsleys Möbel, brachten wir zur Aufbewahrung in mein Haus.
    Als Owsley auf Kaution freikam, schaute er bei uns vorbei, um seine Möbel zu holen und wieder Kontakt mit Tramp und mir aufzunehmen. Helen war vorgewarnt und hatte eine Handvoll Joints gerollt und unsere besten Drogen auf dem Tisch ausgebreitet. Sie fand Owsley zwar charmant, aber auch unsympathisch. In ihren Augen war er ein kleiner, ungehobelter, nagetierähnlicher Kerl mit Wildlederjacke, der ihren Kühlschrank plünderte, ohne zu fragen. Während er sich ein Fleischwurstsandwich machte, knurrte er: »Haste Senf?« Helen und ich schäumten, während Tramp unbekümmert danebenstand, als sei alles in Ordnung.
    Als wir stoned im Wohnzimmer saßen, ließ Owsley uns noch deutlicher spüren, dass er glaubte, Tramp stehe unter seiner Fuchtel und ich sei sein Fußabstreifer. Sein Monolog über Bewusstseinserweiterung und Tramps unterwürfiges Gehabe machten mich krank. Ich starrte ihn an, bis er den Blick senkte, und stellte mir vor, was ich mit ihm machen würde, wenn er nicht mein Lieferant wäre. Ich kam mir wie ein verdammter Narr vor, weil ich zuließ, dass dieser kleine Wicht, der nur von Chemie eine Ahnung hatte, in mein Haus kam und uns beleidigte. Schließlich verpasste ich ihm dieselbe Behandlung, die mir manchmal half, sein LSD zu verkaufen. Ich erhob mich einige Male halb aus meinem Sessel, funkelte ihn wütend an, runzelte die Stirn und ballte die Fäuste. Endlich kapierte Owsley und sagte abrupt: »Ich muss gehen.«
    Während Tramp und ich uns mit den schweren Möbeln abrackerten, stand Owsley einfach dabei, als schaue er bezahlten Möbelpackern zu.
    »Verdammt noch mal«, schnauzte ich. »Wie wär’s, wenn du uns helfen würdest?«
    »Oh. Klar. Klar doch.«
    Trotz der Spannungen zwischen uns kreuzten sich unsere Wege noch öfter, denn Owsley ließ sich durch seinen bevorstehenden Strafprozess nicht davon abhalten, weiter Geschäfte zu machen. Er hatte LSD in großen Mengen versteckt, und da es ihm zu riskant war, das Zeug zu puffern und aus dem Pulver Tabletten zu pressen, verkaufte er uns die ganze Ladung zusammen mit einer Gebrauchsanleitung.
    Wir verscherbelten den größten Teil des Stoffs an Chuck, Chuckles, Stevie und ihre Dealer. Sie verkauften die Tabletten an die Blumenkinder und verdienten ein kleines Vermögen damit. Dann verließen sie Haight-Ashbury und zogen in einen Kuriositätenladen an der College Avenue in der Nähe der Bahnlinie Oakland–Berkeley. Das war auch für mich ein günstiger Ort, und die Haight oder die Telegraph Avenue waren leicht von dort zu erreichen.
    Als ich zum ersten Mal an den Auslagen mit Lederwaren, Kerzen und kitschigen Importartikeln vorbei ins Hinterzimmer schlenderte, wurde mir klar, dass das Geschäft nur der Tarnung diente. Es war so belebt wie das Parkett der Aktienbörse, die nicht weit entfernt war. Boten rannten hinein und hinaus und blieben nur so lange, bis sie bekifft waren. Auf der Theke wurden Drogen und Geld abgezählt. Ein Kerl wurde allein dafür bezahlt, dass er kleine Scheine zu Banken brachte und gegen Hundert-Dollar-Scheine eintauschte. Er drängte sich durch die Menge, packte einen Sack voller Banknoten und galoppierte hinaus wie ein Reiter des Pony Express 32 . Die Einzigen, die nicht herumhetzten, waren ein vierzigjähriger Hippie und ein Hund mit weißer Schnauze, die beide Jack hießen.
    Ich besuchte den Laden immer wieder, lieferte dort aber nie Drogen ab. Es war angemessener und sicherer, meine Dealer zu mir kommen zu lassen. Jedes Geschäft gab mir die Gelegenheit, das Endprodukt und sogar das persönliche Leben meiner Geschäftspartner zu beeinflussen. Ich achtete auf die Qualität der Drogen und erinnerte jeden an die Clubregel, sich keine Drogen zu spritzen. Damit wollte ich mein Leben schützen. Heroinsüchtigen Dealern hätte ich nicht mehr vertrauen können. Und wenn ich das LSD so stark gestreckt hätte, dass die Kunden unzufrieden gewesen wären, oder wenn ich so starkes Zeug verkauft hätte, dass sie aus dem Fenster gehüpft wären, hätte mein Geschäft auch darunter gelitten.
    Ich zeigte ihnen, wie man LSD pufferte, aber keiner von uns war Chemiker. Wie sehr wir uns auch anstrengten, Owsleys Anweisungen zu befolgen – das Verfahren war ungenau und das Ergebnis oft nicht

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