Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
Vom Netzwerk:
vor dem Haus und veranstalteten eine Razzia. Sie beschlagnahmten Heroin im Wert von 7000 und andere Drogen im Wert von 2500 Dollar, versteckt in Wänden oder Fußböden des Hinterzimmers. 33 Mitglieder plus vier Frauen wurden ins Revier verfrachtet. Laut Polizeiangaben waren nie zuvor so viele Angels festgenommen worden. Aber die Anklagen wurden fallen gelassen, weil die Beweislage dürftig war. Wir hatten alle unsere Taschen beim ersten Anzeichen von Ärger geleert.
    Diese Episode bewies, dass wir immer verwundbarer wurden. Praktisch jeder von uns wusste, dass er mindestens wegen Drogenbesitzes angeklagt werden würde, falls die Polizei einen Vorwand fand, sein Haus oder ihn persönlich zu durchsuchen. Die Justiz konnte fast überall und jederzeit Beute machen. Das Muster war unmissverständlich. Allein im Februar 1968 verhaftete die Polizei »Foo Manchu« (der später verurteilt wurde) sowie zwei andere Mitglieder und beschlagnahmte verschiedene Drogen im Wert von 18 000 Dollar sowie einige Waffen. Bei weiteren Razzien im April in Oakland und Alameda gingen fünf Mitglieder und sechs Frauen in die Falle. Vor und nach der Versammlung im Sidetrack gab es mehrere kleinere Razzien, und größere Aktionen standen vermutlich bevor. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Obwohl der Club Erfahrung darin hatte, Anklagen zu Fall zu bringen und mögliche Zeugen der Staatsanwaltschaft einzuschüchtern, forderten die Festnahmen wegen Drogenbesitzes ihren Tribut. Zudem kostete die Verteidigung eine Menge Zeit und Geld. Die Anwälte und Kautionsvermittler des Clubs kamen mit dem Geldzählen kaum nach. Während einige Mitglieder, darunter auch Sonny, juristische Bücher wälzten und nach legalen Schlupflöchern suchten, weiteten andere ihre kriminellen Aktivitäten sogar noch aus, um ihre Anwälte bezahlen zu können. Immer mehr Angels gerieten in diesen heimtückischen Kreislauf: Sie begingen Verbrechen, um für andere Verbrechen zu bezahlen. Wir verloren Mitglieder, und der Drogenhandel stockte. Egal, wann ich mich erkundigte, stets warteten mindestens einige Mitglieder auf ihren Prozess oder saßen ihre Strafe ab.
    Gerade als die juristische Lage besonders düster war, wurde die Region Oakland-Berkeley im Jahr 1968 von 28 Bombenanschlägen erschüttert. Die Explosionen – die in den folgenden vier Jahren achtzig Zielen galten, darunter dem Verwaltungsgebäude der Polizei von Oakland – wurden den Weathermen 41 und anderen Linksradikalen zugeschrieben. Aber es gab einige Hinweise darauf, dass der Club hinter manchen Anschlägen steckte.
    So hatte ich Sonny Bauteile für Bomben und Handgranaten sowie Sprengstoff besorgt, wusste aber nicht, was er damit vorhatte – bis wir eines Tages im Radio hörten, in der Nähe der Universität von Kalifornien sei eine Bombe hochgegangen. »Das ist meine«, sagte Sonny und äußerte die Hoffnung, man werde Linksradikale für die Anschläge verantwortlich machen. Bei anderen Gelegenheiten nahm er mindestens eine weitere Explosion auf seine Kappe.
    Die Polizei erklärt bis heute, sie habe keine Beweise für eine Beteiligung des Clubs an irgendeinem Bombenanschlag. Dennoch waren diese Anschläge aus zwei Gründen vorteilhaft für uns. Erstens lenkten sie die Aufmerksamkeit der Polizei ein wenig von uns ab und verlagerten sie auf eine der Gruppen, die wir am wenigsten mochten. Zweitens taten manche Polizisten, die verhindern wollten, dass Revolutionäre in den Besitz von Waffen und Sprengstoff gelangten, uns den einen oder anderen Gefallen.
    Um der Polizei einen Handel anbieten zu können, tauschte Sonny Drogen gegen Waffen ein und verpflichtete andere Mitglieder und Ehemalige zur Mithilfe. Mein Beitrag waren Sprengstoff, Chemikalien für Kampfgase und Bauteile für Handgranaten; außerdem trennte ich mich zum Wohle des Clubs zögernd von einigen meiner edelsten automatischen Waffen.
    Wir brauchten nichts weiter zu tun, als auf den Straßen zu verkünden, dass wir illegale Waffen kauften. Die Leute kamen zu uns, weil wir im Ruf standen, schweigsam und diskret zu sein. Einige wollten Drogen oder Geld und boten uns Pistolen und Sprengstoff an. Drogendealer gaben uns Waffen, nur um sich bei uns beliebt zu machen. Manche Waffen kauften wir über den Ladentisch, andere wurden in Waffengeschäften, Häusern und Lagern der Nationalgarde gestohlen – nicht unbedingt von Clubmitgliedern.
    Manche Waffen wurden aus Militärbasen geschmuggelt oder kamen von Soldaten, die aus Vietnam oder Europa

Weitere Kostenlose Bücher