Böser Mann - Provinzkrimi
Ihnen komme und nicht umgekehrt.«
»Bin ich verdächtig? Ist Sammy verdächtig?«
»Es gibt Gründe.«
Luginger zapfe sich ein Helles. »Welche?«
Frau Weibels Blick wurde streng. Sie drehte sich zu Faulhuber und sagte in einer Stimmlage, die irgendwo zwischen herrisch, bestimmt und ungeduldig angesiedelt war: »Sagen Sie diesem Mann, dass ich sein Paket da hinten abholen lasse und so lange behalte, bis geklärt ist, wo diese beiden Typen, die hier gerade hinausspaziert sind, seinen Inhalt herhaben. Sagen Sie ihm, dass sein Pick-up noch ein Weilchen auf dem Hof stehen wird, wenn er nicht sofort und gleich kooperiert.«
Faulhuber war sichtlich beeindruckt. Sein Kopf rutschte näher
zu Frau Weibels Lippen. »Ich geh jetzt heim und üb das vorm Spiegel. Wissen Sie, so klare Ansagen, ich kann das einfach nicht. Aber Sie, Respekt. Schauen Sie mal, der Franz ist richtig in sich zusammengesunken.«
»Bernie, hilfst mal zehn Minuten aus, bitte«, brummte Luginger genervt. »Ich geh mit der Dame kurz vor die Tür, damit Ruhe ist.«
»Schlechte Laune«, sagte Luginger und blickte auf die Straße.
Frau Weibel schaute auf ihre staubigen Pumps und schwieg. Dann sagte sie: »Ich habe vorhin Ihre Getränkekarte studiert. Alles kostet zwei oder drei Euro glatt. Nur bei Bier steht 2,50.«
»Richtig. 2,50 gradaus.«
»Ist 2,50 auch gradaus?«
»Schon.«
Gegröle drang aus dem Fenster. Jubel, Heiterkeit und freudiges Juchzen.
»Klose«, rief Faulhuber nach draußen. »Die Sache ist durch, Franz.«
Luginger lächelte zufrieden. Dann sagte er: »Alles fügt sich.«
Frau Weibel nickte verständnisvoll. »Schön, dass so ein Spiel nach 90 Minuten vorbei ist.«
»Na ja«, entgegnete Luginger, »dann kommt ja das nächste und wieder eins und noch eins.«
»Sind Sie ein echter Fan?«, fragte sie.
»Der Bessere möge gewinnen«, brummte Luginger.
»Cool«, antwortete Frau Weibel und ging ein paar Schritte Richtung Parkplatz.
Luginger rief ihr nach: »Was ist jetzt?«
»Um Mike Menzinger ist es vielleicht nicht allzu schade«, hob sie an, nachdem sie wieder beisammenstanden. »Er hat aber einen jüngeren Bruder, der sehr an ihm hängt, und Eltern, die mir etwas überfordert scheinen. Mike Menzinger hatte bei Axel Strauss Schulden, 500, 600 Euro, keine große Summe, aber immerhin. Er hat sich regelmäßig bei ihm Drogen besorgt und war nicht immer flüssig, um zu zahlen. Das macht mir Sorgen. Jessica Weber hat ausgesagt, sie wisse, dass er ab und an mal kleinere Mengen an Schüler vertickert hat. Für den jungen Mann sind Dealereien so was wie ein Kavaliersdelikt, unsere Gesetze sehen das aber anders.«
Luginger beobachtete mithilfe des Lichts der Leuterdinger Straßenlaternen, wie ein großer Renault Espace mit Anhänger rückwärts in eine Hofeinfahrt fuhr. Auf dem Anhänger standen gut verzurrt Geländemaschinen. Nach einem zweiten Anlauf hatte es Krawzyck geschafft. Als er sein Tor zum Hof zumachte, winkte er Luginger zu.
»Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«, fragte er schließlich.
»Die kleine Weber hat noch keine offizielle Aussage zu dem Thema gemacht. Sie hat es mir erzählt und sonst niemandem. Außerdem ist sie nicht unbedingt glaubhaf. Sie steht mächtig unter Druck und scheint sich von Mike Menzinger distanzieren zu wollen.«
Luginger ahnte, was kommen würde. Ein neuer Weibel-Deal stand an.
»Wissen Sie, den jungen Herrn Menzinger wieder einzubuchten, macht keinen Sinn. Schulden bei einem Dealer, der tot ist, wen interessiert das? Und wenn wir ihn wegsperren, verkauf ein anderer Haschisch an dumme Küken wie Jessica Weber. Mit ganz viel Glück hört er auf Sie und hilfseinem Bruder
Rolf, nicht auch noch sein Leben zu verpfuschen. Ich meine, die Chancen sehe ich bei zwei Prozent, im Knast sind sie null. Kümmern Sie sich ein bisschen, ja.«
»Warum tun Sie das?«, fragte Luginger, nachdem er seine Kippe ausgetreten hatte.
»Ich habe drei Söhne großgezogen und mehr als dreißig Jahre Polizeiarbeit auf dem Buckel. Meistens gehen die Dinge schlecht aus, aber eben nur meistens. Und ich hoffe bei Gott, dass die weiteren Ermittlungen bestätigen, was ich glaube. Mike Menzinger ist ein netter Kerl und ein großer Trottel, einer, der sich ausnützen lässt und zu wenig Mumm hat, Nein zu sagen. Fragen Sie ihn mal, wo er Ihr Ersatzteil herhat. Würde mich wundern, wenn es auf sauberem Weg zu Ihnen gelangt ist.«
Luginger musste was trinken. So viel Güte stoppte seinen Speichelfuss. »Noch was?«, fragte
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