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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Luginger zu seiner Mutter. Sie zitterte am ganzen Leib.
    »Was ist, Mama?«
    »Die Aufregung, weißt. Ich hätt mir ja alles brechen können.«
    »Magst erst mal so liegen bleiben?«
    Seine Mutter nickte.
    »Ich komm um die Mittagszeit noch mal vorbei. Die Resi kann mich auch immer anrufen. Magst einen Schluck Tee?«
    Die alte Frau hatte ihre Augen wieder geschlossen und atmete schwer. »Gut, Mama. Dann ruh dich aus. Und mach dir wegen Sammy keine Sorgen. Die Polizei ermittelt in eine ganz andere Richtung. Hat Brettmann denn mit jemandem aus Erding gesprochen?«
    »Eine Frau war bei ihm. Dieselbe, die gestern bei dir war. Eine Kommissarin. Sie haben sich unterhalten.«
    »Na, dann ist’s ja gut.«
    »Gar nichts ist gut. An der Schule bei uns geht’s ja zu. Schlimm! Was Dr. Brettmann erzählt hat, ist schlimmer als Sodom und Gomorrha, Bub.«
    »Mama, jetzt kümmerst dich nur mal um dich.« »Junge Dinger«, unterbrach sie ihren Sohn mit leiser Stimme,
»die auf den Strich gehen. Gibt’s denn so was. Bei uns. Ohne Not. Verstehst das? Kannst mir das erklären?«

    Nein, Luginger konnte das nicht erklären. Wütend stand er vor dem Haus seiner Mutter und rauchte. Der Regen hatte aufgehört, die letzten Wolken zogen nach Osten ab. Nicht nur, dass er mit all den Namen, die da jetzt im Spiel waren, nichts anfangen konnte, sondern dass obendrein in seinem Ort eine derartige Mischung aus Gewalt, Dummheit und Gier das Leben junger Leute prägte, brachte ihn aus der Fassung. Dazu seine Mutter mit ihrer Detektivspielerei und Sammy, wegen dem sie sich wie eine bayerische Miss Marple aufführte.
    Von oben griff er in den Briefkasten und fischte Werbung heraus. Ein Immobilienprofi suchte Häuser zum Kauf und Verkauf, ein Wintergartenhersteller baute jetzt auch Öfen, und Tengelmann sorgte für gute Laune, weil die Salami nur 1,49 kostete.
    Als er die Prospekte in die Kiste für Papiermüll werfen wollte, sah er Dr. Brettmann von seinem Rad steigen. Zottelige Haare, zotteliger Bart, Hemd aus der Hose, Halbschuhe Marke uralt, dafür aber Satteltaschen vom Feinsten. Auch das Rad machte einen besseren Eindruck als das Äußere seines Fahrers.
    »Herr Luginger«, rief Brettmann von der anderen Straßenseite herüber. »Besuchen Sie gerade Ihre Mutter?«
    Luginger nickte. Brettmann überquerte den Drachenweg. Die Männer reichten sich die Hand.
    »Wie geht es Anna?«, fragte Brettmann.
    Luginger sah in ein Gesicht mit tiefen Furchen und funkelnden grünen Augen. Brettmanns Atem roch sauer.

    »Meine Mutter ist gestürzt.«
    »Was? Schlimm?« Brettmann schlug die Hände vors Gesicht.
    »Nein. Sieht wenigstens nicht so aus«, antwortete Luginger.
    »Kann ich was tun? Braucht sie Hilfe?«
    »Dr. Drillich kommt nachher rüber. Ein blauer Fleck am Becken. Ich glaub, der Schrecken ist schlimmer.«
    Brettmann stöhnte. »Ich schau sofort nach ihr. Zuerst bring ich noch die Einkäufe rüber. Sind Sie gleich wieder weg?«
    »Ich wollte später noch mal reinschauen«, sagte Luginger und hatte im selben Augenblick das Gefühl, dass Brettmann enttäuscht war.
    »Vielleicht können wir uns noch kurz unterhalten«, schlug Brettmann vor. »Würden Sie mit zu mir kommen? Die beiden Satteltaschen sind ziemlich schwer. Dann wäre ich auch schneller bei Anna.«
    Luginger hatte noch nie so viele Bücher in einer Wohnung gesehen. Im Flur ging’s los, dann die Treppe zum ersten Stock hoch und im Wohnzimmer ebenfalls. Regale mit Büchern, wohin er blickte.
    Als Brettmann Lugingers Verwunderung bemerkte, sagte er: »Die gehören alle meiner Frau, ich lese nur hin und wieder. Kommen Sie, fünf Minuten können wir uns gönnen.«
    Brettmann verteilte seine Einkäufe. Butter, Quark und Wurst wanderten in den Kühlschrank, Waschmittel, Shampoo und Zahnbürsten in einen Korb, der auf dem Küchentisch stand.
    »Ihre Mutter ist arg durcheinander«, sagte er schließlich. »Die Ereignisse der letzten Tage machen ihr zu schaffen, zumal sie felsenfest davon überzeugt ist, dass Sammy etwas angehängt werden soll.«
    »Sie sagt, Sie hätten Axel Strauss ganz gut gekannt«, bemerkte
Luginger. »Haben Sie der Polizistin in Erding denn helfen können?«
    »Wie soll einer wie ich denn helfen? Der Axel hatte vier Monate Nachhilfe bei mir, hat aber nichts genützt. Ein fauler Hund war das, gescheit, aber faul. In der elfen Klasse fünf Fünfer, was wollen Sie da machen? Der war mit seinem Kopf immer woanders. Und dann die ständigen Querelen mit seinen Lehrern. Wissen Sie,

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