Böser Mann - Provinzkrimi
hättest ein geklautes Rad gekauft, seh ich das richtig?«
»Hör auf, ja. Du nicht, Franz, du nicht.« Sammy war laut geworden, und Luginger ahnte, dass er mehr Sorgen hatte, als er hinter seiner lockeren Fassade verstecken konnte.
»Um eins kommt die Weibel, mein Lieber, und wenn’s dumm läuf, ist Schluss mit lustig. Dann wird sie unnett und zählt auf, was du ihr verschwiegen hast. Und mir haut sie zum x-ten Mal
meine gute Tat um die Ohren. Selbst meine Mutter riecht den Braten. Sie krabbelt aus ihrem Haus, fällt hin, und warum? Weil sie sich Sorgen macht, weil sie glaubt, ihr Lieblingsneger hockt in der Scheiße. Und je länger ich drüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass ihr Hirn besser funktioniert als meins.«
Sammy war aufgesprungen und lief aufgebracht durchs Lokal. »Da ist nichts. Ich war am Montagabend mit Freunden unterwegs, das können viele Leute bezeugen«, rief er. »Axel Strauss hat geklaute Räder verkauft, und ich hab mir das denken können, Mann. Das wollt ich niemandem unter die Nase reiben, ist das so schwer zu verstehen?«
»Nein. Nur musst du langsam begreifen, dass dauerndes Wegducken nichts bringt. Zuerst die Lügerei mit deiner Helga, dann diese Strauss-Scheiße. Jetzt finden die in Erding deine Fingerabdrücke in dessen Alfa Romeo, und was sollen sie bitte schön denken? Was sollen sie denken?«
»Keine Ahnung, Mann, alles läufgegen mich grad.« Er vergrub die Hände in seinen Hosentaschen und füsterte: »Okay, ich red mit der Kommissarin. Ich erklär’s ihr.«
»Das ist ein Anfang, Herr Amison. Ein sehr guter Anfang. Dafür gibt’s von Oma Anna ein Stück Zartbitterschokolade.«
»Hör bloß auf«, knurrte Sammy. »Ich hab gesagt, ich regel das, also regel ich das. Und wenn du mich weiterhin blöd anmachst, weil du mir das Alibi gegeben hast, denk mal an Moni und Faulhuber. Kein Vorwurf von denen. Noch nicht mal von Moni.«
Ohne abzusetzen, trank er die halbe Flasche Cola aus und rief auf dem Weg nach oben Luginger noch zu: »Die Kasse hier hat noch nie gestimmt. Wenn die einmal stimmen würde, mach ich ein Kreuz in den Kalender.«
Frau Weibel verspätete sich. Als sie ins Lokal trat, hatte sie eine belegte Semmel in der Hand und kaute. Schwarz steht ihr, dachte Luginger, schwarze Jeans, weißes Shirt, für eine, die nicht mehr lange warten muss, bis sie ans Ende ihrer Tage von unseren Steuergeldern ein passables Einkommen ohne Arbeit bezieht, hat sie sich gut gehalten. Kein Übergewicht, keine Hängetitten und kein Hintern, der breit und drall die Nähte zum Platzen bringt.
»Was glotzen Sie so?«
»Könnt auch was zu essen vertragen.«
»Irgendeinen Rest wird’s doch noch geben, oder?«
Luginger schüttelte den Kopf.
»Traurig«, bemerkte Frau Weibel und platzierte wie immer ihre Handtasche schwungvoll auf einem Hocker vorm Tresen. »Wie geht’s Ihrer Mutter?«
»Danke der Nachfrage.«
»Darf ich mich neben meine Tasche setzen?«
Luginger nickte.
»Wo ist Sammy?«
»Oben, kommt gleich.«
»Machen Sie uns einen Kaffee?«
Luginger nickte.
»Schön. Wissen Sie, in München hatte ich einen Kollegen, Spitzname Deo-Walter, weil er vor lauter Angst, man könnte seinen Schweiß riechen, dauernd Deodorant unter seine Achseln sprühte, und der hat immer gesagt, Verbrecher sind dumm. Viele glauben nur, sie seien klug, in Wahrheit aber überschätzen sie sich maßlos und sind dumm. Und Walter hat recht. Jeden Tag sehe ich, dass er recht hat. Wie dumm war also Axel Strauss? Nach Dr. Brettmanns Ansicht war er intelligent, eine Ansicht,
die ich ganz und gar nicht teile. Der Junge war geltungssüchtig, hat geprahlt, hat mit Geld um sich geworfen, um zu zeigen, wie super er drauf ist. Kennen Sie einen Peter Schick?«
Luginger nickte erneut, obwohl es nichts zu nicken gab. Der Name sagte ihm nämlich nichts. »Wo soll der denn wohnen?«
»In Pötzel.«
»Direkt in Pötzel oder am Ortsrand?«
»Wollen Sie mich verschaukeln? Pötzel sind doch nur drei Häuser.«
Luginger nickte. Dann stellte er zwei Tassen unter den Automaten und ließ die Maschine kräftig gurgeln.
»Also Sie kennen ihn nicht?«
Luginger nickte.
»Ist auch egal. Wenigstens hat der den Herrn Strauss nicht nur gut gekannt, sondern auch über dessen Geschäfte Bescheid gewusst. Und unser Mordopfer hat offensichtlich alles vertickert, was geklaut werden konnte: Fernseher, Handys, Computer, Uhren. Um seine Lagerkosten niedrig zu halten, hat er auf Anfrage das Gewünschte beschaffen lassen.«
»On
Weitere Kostenlose Bücher