Böser Mann - Provinzkrimi
Diebesgut, Herr Luginger. Ich will genau wissen, wo das Teil herkommt, und wenn ich sage ›genau‹, dann meine ich auch ›genau‹.«
Luginger schniefe kurz. Dann ging er zum Spülbecken, füllte ein Glas mit Wasser und stellte es vor Frau Weibel auf den Tisch.
»Trinken Sie mal einen Schluck. Sie sind ja ganz durcheinander. «
Ohne das Glas anzurühren, stapfe Frau Weibel durch die Brettmann’sche Küche. »Hören Sie auf, mich beruhigen zu wollen und von oben herab einen auf cool zu machen, Herr Luginger. Falschaussagen sind genauso unwitzig wie die kleinen Geschäfte von Herrn Menzinger. Nach dem, was ich mit Ihnen schon erleben musste und gutmütigerweise unter Kumpanei oder Beschützerinstinkt abgebucht habe, dürfen Sie verstehen, dass mir der Kragen platzt. Also ein für alle Mal: Was wissen Sie über die Beziehung von Sammy zu Axel Strauss?«
Luginger sagte: »Meine letzte Chance, was?«
Frau Weibel nickte entschieden.
»Alles, was ich weiß, habe ich Ihnen gesagt. Wenn Sammy mit Strauss wegen eines Fahrrads verhandelt hat, wissen Sie mehr als ich.«
»Na, das ist ja schön«, erwiderte Frau Weibel, ohne ihre Runden in Dr. Brettmanns Küche zu beenden. »Sehr schön. Und es ist ausgeschlossen, dass Sie mir nur so viel sagen, wie Sie glauben sagen zu müssen.«
»Ausgeschlossen«, antwortete Luginger laut und deutlich.
»Und wie erklären Sie sich, dass Herr Menzinger in Ihrer Gegenwart Angaben zu Frau Höpfner gemacht hat, von denen Sie genau wussten, dass sie für unsere Ermittlungen wichtig sind?«
Luginger wollte rauchen. Rauchen war gut für die Seele. Schweigend rollte er Tabak in ein Papierchen.
»Ich warte auf eine Antwort, Herr Luginger.«
Seine fertig gedrehte Zigarette klopfe Luginger mit einem
Ende mehrmals auf den Tisch. »Sie fühlen sich umzingelt, was? Überall Böse, die Ihnen das Leben schwermachen. Bleiben Sie auf dem Teppich, und hören Sie auf, hinter jedem Baum einen Idioten zu vermuten, der Ihnen die letzten Jahre bis zur Pensionierung madig machen will.«
Frau Weibel streife die Ärmel ihres Shirts nach oben. Dann schaute sie auf ihre Uhr und sagte: »Um eins bei Ihnen oder um zwei bei mir?«
»Kommen Sie zu mir, wenn’s recht ist. Ich bin da. Und Sammy auch.«
»Sehr recht, Herr Luginger. Und wenn Sie jetzt rauchen wollen, gehen Sie bitte nach draußen. Ich kann mit Dr. Brettmann auch alleine sprechen.«
Luginger saß im Hammer-Eck und konnte immer noch nicht glauben, was er da gehört hatte. Mike quatschte wie ein Wasserfall. Seit wann hatte er vergessen, was vertraulich war und was nicht? Seit wann landeten Informationen, die niemanden etwas angingen, auf dem Tisch der Polizei? Und woher wusste die Weibel, dass Sammy bei Axel Strauss ein Rad hatte kaufen wollen? Warum hat Sammy das gestern nicht gesagt? Der geht mir mächtig auf den Sack, dachte Luginger. Und die Bullentante auch. Hat jemanden aufgetrieben, der ihr das mit dem Radl gesteckt hat. Fleißige Lady. Na, und ihr Aufritt eben! Wie sie den Brettmann zusammengeklappt hat. Alle Achtung. Timing, Tonlage, Donnerhall. Da passte alles.
Während er noch über das zackige Auftreten der Kommissarin nachgrübelte und sich über sich selbst wunderte, weil er wegen ihrer Drohungen, ihn wegen der Raucherei im Hammer-Eck
anzuschwärzen oder seinen neuen Zylinderkopf konfiszieren zu lassen, keinerlei Ärger verspürte, wippte Sammy leichtfüßig mit verstöpselten Ohren ins Lokal. Aus dem Kühlfach holte er sich eine Flasche Cola. Dann legte er sein Handy auf die Theke und war schon fast durch die Tür, um nach oben zu verschwinden, als ihm Luginger schlecht gelaunt nachrief: »Die Kasse kann nie stimmen, wenn du weiterhin literweise Cola in dich reinschüttest, ohne abzurechnen.«
Sammy schwenkte lässig seine Flasche hin und her. »Deiner Mutter geht’s ganz gut, glaub ich.«
»Mir weniger, Herr Amison. Entschieden weniger.«
»Hä?«
»Pack deinen Arsch zu mir, und dann will ich wissen, was du neben dem Erwerb eines Rennrads mit Herrn Strauss noch so zu besprechen hattest.«
Sammy schlenderte zu Lugingers Tisch und setzte sich verkehrt herum auf einen Stuhl. »Nichts«, sagte er, nachdem er seine Unterarme locker auf der Lehne abgelegt hatte.
»›Nichts‹ hab ich schon mal gehört. Und ›nichts‹ war die falsche Antwort.«
»Der Strauss hat gewusst, dass ich ein gebrauchtes Rad kaufen will, und hat mir eins angeboten. Ich hab einfach beschissen drauf gesessen. Also hab ich’s gelassen.«
»Du
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