Böser Mann - Provinzkrimi
kletterte.
»Steigen Sie ein«, hörte er die Kommissarin rufen.
Ohne weitere Worte raste sie geradeaus, wendete in einer Garageneinfahrt und bretterte hinter Britta Höpfners Audi her.
»30«, murmelte Luginger und wischte sich Schweißperlen von der Stirn.
»Schön, dass Sie mich unterstützen«, erwiderte Frau Weibel. Dann klemmte sie ihr Blaulicht aufs Dach.
Als sie Britta Höpfner kurz vor der Mommsenstraße fast eingeholt hatten, bog die junge Frau plötzlich links ab.
»Wo will die denn hin?«, fragte Frau Weibel.
Luginger nickte.
» Wenn ich neben Ihnen sitze, wissen Sie nichts. Wenn ich nicht da bin, wissen Sie alles.«
Britta Höpfner fuhr jetzt links in den Donauweg und beschleunigte.
»Warum geht’s denn wieder zurück?«, knurrte Clara Weibel.
»Die will nach Döring und von da auf die Rosenheimer Straße«, sagte Luginger.
»Woher wissen Sie das?«
Luginger zog die Augenbrauen hoch. Dann fragte er: »Warum haben Sie mich mitgenommen?«
»Damit ich nicht länger hinter Ihnen herhecheln muss. Café Knoll, Geigers Garage, der Bauwagen, Sie sind immer Erster.« Frau Weibel bremste. »Scheißseitenstraßen.«
»Scheiß links vor rechts«, sagte Luginger.
»Wie bitte?«
»Achtung«, rief Luginger und umklammerte den Haltegriff. »Gleich geht’s scharf rum.«
Frau Weibel rauschte in die Kurve. »Jesus, Maria, ist das eng.«
Luginger lockerte seine Schultern.
»Da vorne ist sie wieder«, bemerkte er schließlich, nachdem Leuterding hinter ihnen lag.
»Eine Überlandfahrt kann die nicht wollen, oder«, grummelte Frau Weibel.
Nach dem Wald kamen Felder und Wiesen. Das Getreide war längst abgemäht, nur vereinzelt lagen noch größere Ballen rum. Gleich ist’s richtig dunkel, dachte Luginger. Wenn die Höpfner ins Neubaugebiet von Döring reinfährt und sich auskennt, hängt sie uns ab.
Ohne Ansage spritzte der Audi davon. Bis Frau Weibel reagierte, hatte Britta Höpfner gut 300 Meter Vorsprung. Blinkerlos bog sie hinterm Döringer Gewerbegebiet scharf links ab und rauschte einen Schotterweg hoch. Die Kommissarin folgte ihr, doch Luginger ahnte bereits, dass sie verloren hatten. Am Ende des Weges war von Britta Höpfner nichts mehr zu sehen.
»Links oder rechts?«, fragte Frau Weibel.
»Gradaus«, erwiderte Luginger.
Frau Weibel entschied sich für rechts und schlich an rappelneuen Reihenhäusern entlang, die alle direkt an die Straße gebaut worden waren. In einigen brannte Licht, andere waren dunkel.
»Kleine-Leute-Glück«, brummte Frau Weibel.
»Des Deutschen größter Wunsch«, anwortete Luginger.
»Sie können ja Genitiv«, sagte Frau Weibel.
»Die Höpfner ist weg«, erwiderte Luginger.
Luginger telefonierte mit Sammy und Mike. Mike meinte, Britta könnte noch mal bei Geiger aufauchen.
»Warum?«, wollte Luginger wissen.
»Keine Ahnung«, sagte Mike.
»Auch gut«, antwortete Luginger.
»Irgendwo muss sie ja hin«, sagte Mike.
Da hat er recht, der Gute, dachte Luginger, nachdem er sein Handy wieder eingesteckt hatte, und wenn die Höpfner ahnt, was auf sie zukommt, muss sie sich kleiner als klein machen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus Leuterding oder gar München rauszukommen, war jedenfalls viel zu gefährlich. Die Weibel hatte ihm erzählt, was Fahndung bedeutete. Verstärkte Kontrollen und überall wachsame Augen. Die Kommissarin war sich sicher. Britta Höpfner hatte Axel Strauss erstochen. Sie hatte die Flüge der Höpfner gecheckt und dabei nicht nur erfahren, dass sie am Montag von Madrid nach München gefogen war und am Dienstag mit der ersten Maschine zurück, sondern auch, dass sie seit Jahresbeginn noch sechs weitere Male in München gewesen war, obwohl sie stets verneint
hatte, Axel Strauss nach ihrem Umzug überhaupt noch einmal gesehen zu haben. Tja, und Jessica Weber hielt es nach einer weiteren Unterhaltung jetzt sogar für möglich, dass es sich bei der füchtenden Person am Montagabend um Britta Höpfner gehandelt haben könnte.
Auf der Rosenheimer Straße war wenig Verkehr. Frau Weibel blieb wortkarg, und Luginger spürte, wie sie sich ärgerte. Zu oft. war sie heute zu spät gekommen, und zu wenig konnte sie tun, um die Höpfner aufzuspüren.
»Die stellt sich«, sagte Luginger.
»Am liebsten würde ich nach Hause fahren«, erwiderte Frau Weibel. »So, wie die Dinge laufen, kann ich auch auf meinem Sofa warten, bis sie irgendwo aufaucht.«
»Woher hatten Sie eigentlich den Tipp mit dem Bauwagen?«, fragte Luginger.
»Sammy«, sagte
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