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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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geworden. Aber woher hätte sie wissen sollen, dass er Karten für ein Open-Air-Kino am Abend bestellt hatte? Er hatte sie bissig gefragt, ob ihr Ex denn dann auch wieder seinen alten Platz im Ehebett einnehmen würde. Ganz ruhig hatte Dagmar versucht, ihm zu erklären, dass es für die Mädchen immens wichtig sei, ihre Eltern auch mal wieder zusammen zu erleben.
    Â»Am besten als Paar, oder?«, hatte Mark zurückgegiftet.
    Es waren weitere böse Worte gefallen und schließlich hatte Mark einfach aufgelegt. Dagmar nahm sich vor, ihn am Nachmittag noch mal anzurufen oder eine liebe SMS zu schreiben. Sie wusste, dass Mark trotz seines Zynismus’ sehr verletzlich war.
    Obst, Brot, Kaffee, Ketchup, alles ist jetzt gut untergebracht, und Dagmar merkt, dass ihre Töchter sich noch immer nicht haben sehen lassen. Soll sie jetzt wirklich alleine den schweren Kasten die Treppen hinaufschleppen?
    Sie klopft kurz bei Emilia. Als auch nach dem dritten Klopfen keine Antwort kommt, öffnet sie die Tür einen Spalt. Wieso ist Emilia nicht da? Hatte sie irgendwas gesagt, dass sie noch mal wegwollte? Hat sie deswegen ihrem Vater eine Absage erteilt?
    Sie versucht es bei Sophie. Auch hier keine Antwort. Als sie vorsichtig ins Zimmer linst, sieht sie das Mädchen am Schreibtisch sitzen, in den Ohren kleine Stöpsel. Sophie schwingt erschrocken herum, als die Mutter ihr die Hand auf die Schulter legt.
    Â»Musst du mich so erschrecken?«, brüllt sie.
    Dagmar Engels zieht ihr einen Ohrstöpsel raus. »Ja, muss ich. Wie soll ich mich sonst bemerkbar machen? Brüll doch nicht gleich so. Wo ist Emilia?«
    Â»Weiß ich doch nicht. Bei mir meldet die sich nicht ab.«
    Â»Könntest du wohl eben den Wasserkasten hochholen? Steht unten im Treppenhaus.«
    Â»Mama, ich lerne.«
    Dagmar Engels steckt sich den baumelnden Stöpsel ins Ohr und starrt Sophie an. »Was ist das?«
    Â»Chinesisch.«
    Â»Wieso lernst du jetzt Chinesisch?«
    Â»Weil das eine Weltsprache ist. Und im Rahmen der Globalisierung ist es wichtig, sich vor allem dem Osten zu öffnen«, doziert Sophie.
    Dagmar verdreht die Augen. »Könntest du bitte, ehe der Osten hier einfällt, trotzdem kurz das Wasser holen? Damit wir wenigstens etwas anzubieten haben, wenn der Chinese klingelt«, kontert sie und verlässt das Zimmer. Natürlich weiß sie, dass ihre älteste Tochter hinter ihrem Rücken die Augen verdreht. Sie hätte nie gedacht, dass Kinder so ganz anders als ihre Eltern werden können.
    Als das Fleisch mariniert ist, die Gemüsespieße aufgepikt sind und der Salat in der Schleuder trocknet, fällt Dagmar auf, dass Emilia immer noch nicht wieder da ist. Sie greift zum Telefon, ruft bei Charlotta an. Das ist immer ihre erste Vermutung, wenn sie nicht weiß, wo ihre Tochter sich rumtreibt. Doch bei Charlotta geht keiner ran. Dagmar überlegt. Hatte Claudine nicht etwas davon erzählt, dass sie diesen Samstag Susanne besuchen wollten? Hatte sie selber nicht noch Grüße ausrichten lassen? Sie hatte Claudines frühere beste Freundin auf zwei, drei Festen kennengelernt und gleich gemocht. Also kann Emilia nicht bei Charlotta sein … Sie bringt das Telefon ins Wohnzimmer, wo Sophie in der Fernsehzeitung blättert.
    Â»Hast du das Wasser hinaufgeholt?«
    Â»Ich habe zwei Flaschen in den Kühlschrank gestellt«, antwortet die gedankenverloren.
    Â»Wollen wir jetzt jede Flasche einzeln nach oben tragen, oder was?« Dagmar Engels ist entgeistert.
    Â»Weißt du, wie schwer dieser verdammte Kasten ist?« Sophie studiert weiter das Sonntagabendprogramm.
    Â»Ich weiß, wie schwer dieser verdammte Kasten ist. Ich habe schon unzählige von ihnen hier hinaufgeschleppt. Ich habe auch schon kiloweise Fleisch, Käse, Kekse, Schokolade, Saft und Milch hier hochgebracht. Im Gegenzug habe ich schon Berge von schmutziger Wäsche in den Keller verfrachtet. Sag du mir bitte nicht, was schwer ist. Wirklich schwer ist es nämlich, wenn man feststellt, dass man zwei Monster großgezogen hat.«
    Dagmars Stimme war angeschwollen. Ihr Ton war irgendwo zwischen Hysterie und blanker Aggression. Während der letzten Worte hatte sie sich ihre Tasche geschnappt und die Wohnungstür aufgerissen.
    Â» PMS «, stöhnt Sophie nur, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war.
    Draußen auf der Straße atmet Dagmar tief ein und ganz langsam aus. Wie gerne

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