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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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hätte sie jetzt eine Zigarette. Manchmal bereute sie, dass sie vor ein paar Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatte. Aber es machte ja irgendwie niemand mehr. Sie ging zum Kiosk um die Ecke und kaufte sich eine eiskalte Cola. Auch nicht gesund, immerhin stinkt es nicht so. Sie zieht Bilanz. Ihr Lover ist sauer auf sie, Sophie ist jetzt total wütend, Emilia ist nicht da. Und um sechs Uhr kommt Michael zu einem gemütlichen Grillabend. Sie nimmt einen tiefen Schluck. Mist. Hatte Emilia nicht dieses Wochenende das ominöse Date? Wann wohl? Hatte sie das gesagt? Ihr wird heiß und kalt, als sie daran denkt, dass Emilia sich womöglich mit einem Fremden trifft und keinem gesagt hat, wann und wo. Sie nimmt den letzten Schluck, stellt die Flasche weg. Als sie unten die Haustür aufschließt, ist der Kasten weg.
    Â»Emilia?«, ruft sie, als sie die Wohnungstür aufschließt.
    Sophie kommt aus der Küche, kaut an einem Stück Käse.
    Â»Warum glaubst du, dass Emmi hier ist?«, fragt sie. »Weil der Kasten unten nicht mehr steht? Stimmt, solche Wundertaten vollbringt ja nur deine Lieblingstochter.«
    Â»Sophie! Ich hatte einfach die Hoffnung, dass dieser Tag noch irgendwie gut werden kann. Weißt du eigentlich, wann genau Emilia dieses wundersame Date hat? Heute Abend? Jetzt?«
    Â»Glaubst du wirklich, dass sie mir das sagt? Glaubst du vielleicht auch noch, dass sie mich womöglich gefragt hat, was sie anziehen soll?«
    Â»Mal im Ernst. Hast du nicht irgendeine Vorstellung, mit wem sie sich treffen will? Hast du sie auf dem Schulhof schon mal mit irgendeinem Typen gesehen?«
    Sophie beißt noch mal in den Käse und grinst. »Emilia siehst du nicht ohne Charlotta. Ruf die doch mal an. Die ist doch mit Sicherheit bei dem Date dabei. Wahrscheinlich sitzt sie daneben und flüstert Emilia permanent ihre Beurteilung ins Ohr.« Sophie lacht. »Oder sie macht dauernd Daumen hoch, Daumen runter. Das ist bestimmt eine lustige Veranstaltung. Der Typ tut mir jetzt schon leid.«
    Jetzt muss auch Dagmar lachen. »Bist du denn wenigstens dabei, wenn Papa heute Abend zum Grillen kommt?«
    Â»Warum? Hast du Angst mit ihm alleine zu sein? Soll ich den Anstandswauwau spielen?«
    Â»Quatsch!«, sagt Dagmar, aber es klingt unsicher.
    Â»Vor wem hast du Angst? Vor dir? Vor Papa? Oder vor Mark?« Sophie grinst ihre Mutter auffordernd an.
    Â»Muss ich mich jetzt hier von meiner Tochter verhören lassen? Bist du überhaupt schon fertig mit Chinesisch? Kannst du schon alles?«
    Â»Schon verstanden. Mach dir keine Sorgen wegen heute Abend, ich bin dabei. Und Emilia sicher auch. Wenn die um sieben ihre Verabredung hat, ist die um Viertel nach wieder hier. Ich schwöre es dir.«

Das Herz kämpft
    D er Arzt braucht fast anderthalb Stunden, um Emilia zu stabilisieren und sie in einen transportfähigen Zustand zu bekommen. Immer wieder rutscht ihr Blutdruck ab, ihr Herz kämpft. Um kurz vor zwei Uhr schafft er es gemeinsam mit zwei Spezialisten aus der Neurologie, das auf einer Trage liegende Mädchen in den Rettungswagen zu schieben. Lieber noch hätte er den Helikopter genommen. Doch der Hubschrauber hatte abdrehen müssen. Keine Möglichkeit für eine Landung. Und sie auf einer Trage zu einem weit entfernt gelandeten Hubschrauber zu fahren, wäre zu gefährlich gewesen. Die Erschütterungen wären zu heftig. Noch immer weiß niemand, wie es in Emilias Kopf aussieht. Oder wie es um ihre Wirbelsäule bestellt ist. Ein Milzriss wird außerdem vermutet. Alle Diagnosen sind schon ins Krankenhaus übermittelt. Der OP dort ist schon vorbereitet, das Team wartet angespannt und hofft, dass die Patientin den Transport wirklich schafft. Torsten Schre iber ist mittlerweile mit einem zweiten Wagen ins Krankenhaus gebracht worden. Er hat Schnittverletzungen, ein paar Brüche. Als er einen kurzen Blick auf die schwer verletzte Radfahrerin werfen kann, wird ihm aber klar, dass seine Schmerzen vielleicht nichts sind gegen die Schuld, die er gerade auf sich geladen hat. Ganz langsam wird ihm bewusst, dass er dem Mädchen die Vorfahrt genommen hat. Er hat sie einfach übersehen. Wenn das Mädchen den Unfall nicht überlebt, hat er ein Menschenleben auf dem Gewissen.
    Unauffällig hat er hinten im Krankenwagen eine Hand an den Mund geführt und langsam ausgeatmet. Vorsichtig riecht er. Hat er wohl noch eine Fahne? Bis jetzt hat ihn noch

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