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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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diesen Konversationskursen zu gehen«, überlegt Claudine Brandt laut. Sie merkt nicht, wie überrascht ihr Mann sie von der Seite ansieht. Susanne Metzger sieht es schon.
    Â»Also. Programmänderung. Den Kuchen, den ich für euch gebacken habe, kann ich auch am Montag mit in die Firma nehmen. Das marinierte Fleisch muss auf den Grill, der Salat muss auch heute weg. Wir grillen jetzt. Ihr macht euch zwei, drei Stunden keine Gedanken, fahrt dann früh nach Hause und setzt euch heute Abend mit einer bestimmt sehr kleinlauten Charlotta zusammen«, verkündet sie. »Komm, Niklas, ich habe Boccia-Kugeln, einen Fußball und ein Family-Tennis-Set. Womit fangen wir an?«, fährt sie fort.

Immer an der Wand entlang
    H alb drei. Ob ihre Eltern schon die Polizei angerufen haben, überlegt Charlotta. Sie werden auf jeden Fall bei Emilia nachgefragt haben. Hoffentlich war die noch rechtzeitig vor ihrer Mutter zu Hause. Im besten Fall ist sie jetzt gerade bei Ina, um sich die Klamotte samt Bon abzuholen. Damit hat sie auch ihr perfektes Alibi. Charlotta steht auf, geht zur Wasserflasche, nimmt einen langen Schluck. Sie dreht sich um und ganz plötzlich wird ihr klar, wie klein dieser Raum ist. Sie guckt sich um, hat das Gefühl, dass die Wände auf sie zukommen. Sie geht schnell wieder zur Treppe, setzt sich auf dieselbe Stelle wie vorher und drückt sich die Handballen auf die Augen. Jetzt nicht wahnsinnig werden. Sie spürt, wie die Stille sie umschließt, immer lauter und schwerer wird. Ihr Herz klopft schneller, ein harter Takt in ihrem Hals. Wie soll sie das aushalten? Charlotta denkt wieder an den Traum. Ihr Sarg hier ist größer, aber sie ist gefangen. Mit sich selber alleine. Wann war sie das zum letzten Mal? War da hinten eine Bewegung? Sie starrt auf die Ecke hinten links. Da liegen ein paar alte Ziegelsteine und Dachpfannen. Wahrscheinlich war es eine Spinne. Eine dicke, fette Spinne mit schwarzen borstigen Haaren am ganzen Körper. Die kleinen Härchen auf Charlottas Armen stellen sich auf. Sie geht die Treppe hoch. Als würde sie auf einen Baum klettern, um sich in Sicherheit zu bringen. Panisch suchen ihre Augen die Wände und den Boden ab. Es ist so feucht hier. Das hatte sie vorher nie bemerkt. Wieso hat sie sich nicht mehr angezogen? Draußen in der Sonne konnte sie sich nicht vorstellen, wie kühl, feucht und klamm dieser Keller ist. Und es ist noch Tag. Was, wenn mit der Dunkelheit noch mehr Nässe durch die Ritzen zieht? Ganz vorsichtig geht Charlotta die Treppe hinunter, schnappt sich die beiden Decken und huscht rasch wieder hinauf. Sie kauert sich in die Ecke auf der obersten Stufe, legt sich eine Decke um die Schultern, verschwindet fast darunter. Die Decke riecht nach Turnhalle. Nach Lachen, Spaß, nach Normalität. Sie wirft sie ab. Schnell steht sie auf. Sie muss was machen. Sie muss die Angst, die sich wie eine Natter durch ihren Kopf schlängelt, im Zaun halten. Sie steigt die Treppe wieder hinunter und beginnt zu gehen. Immer an der Wand lang. Immer wenn sie an einer Ecke vorbeikommt, klatscht sie an die Wand. Aus dem Gehen wird Laufen. Wie viel Meter schaffe ich wohl, fragt sie sich und auch, wie man das wohl messen kann. Wie lang ist ihr Schritt? Ein Meter? Sie fängt an, die Schritte zu zählen. Runde um Runde dreht sie in dem kleinen Raum. Bei 313 stoppt sie abrupt.
    Â»Jetzt laufe ich zurück«, lacht sie laut und erschreckt sich über ihre Stimme. Über ihre Idee. Aber sie fängt wirklich an, rückwärtszulaufen. Dreimal kommt sie ins Stolpern. Beim letzten Mal knickt sie leicht um, fällt. Plötzlich ist da eine neue Angst. Was, wenn sie jetzt stolpert und sich verletzt? Den Fuß bricht? Sie würde wimmernd auf dem Boden liegen und niemand würde ihr helfen. Die Angst zeigt ihre spitzen Zähne, grinst sie an. Charlotta lässt sich wieder auf die Treppe sinken. Warum, verdammt, durfte sie ihren iPod nicht mitnehmen? Emilia hat mit ihrer Sorge, sie könne zuvor gefunden werden, echt übertrieben. Und selbst, wenn irgendjemand nun Charlotta aus Versehen befreien sollte, was wäre so schlimm, wenn sie Musik hören würde? Wer sagt denn überhaupt, dass Entführer ihren Opfern keine Musik gönnen? Woher nimmt Emilia dieses Wissen? Die kann jetzt telefonieren, chatten, Musik hören, fernsehen, essen, lachen. Alles. Weiß Emilia überhaupt, was Charlotta gerade durchmacht? Und das

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