Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)
Frau nur und trollte sich in Richtung Küche.
Corinna wartete, bis sie hinter den Rhododendren verschwunden war, dann legte sie einen Arm um Emmas Schulter.
»Du siehst ja richtig erschrocken aus«, stellte sie besorgt fest. »Was hat sie zu dir gesagt?«
»Sie wollte mir das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein erzählen.« Emma zwang sich zu einem Lachen und hoffte, dass es amüsiert klang. »Sie ist wirklich etwas seltsam.«
»Du darfst Helga nicht ernst nehmen. Manchmal spinnt sie ein bisschen, aber sie ist harmlos.« Corinna lächelte. »Komm, lass uns gehen. Wir sind eh schon zu spät.«
*
Der Empfangsschreibtisch der Herzmann production war verwaist, genauso wie sämtliche Büros. Auf der Suche nach irgendeinem lebenden Wesen öffneten Pia und Bodenstein alle Türen und platzten deshalb in eine Art Mitarbeiterversammlung, die im Konferenzraum stattfand. Die neun Leute, die um den runden Tisch herumsaßen, lauschten einem Mann, der beim Anblick der Kriminalpolizei verstummte. Geschäftsführer Niemöller sprang auf und komplimentierte seine Kollegen hinaus, dann stellte er Pia und ihrem Chef den Redner als Dr. Wolfgang Matern, Programmdirektor von Antenne Pro, vor. Den bedröppelten Mienen der Anwesenden nach zu urteilen, hatte er keine guten Nachrichten verkündet.
»Mit Ihnen hätten wir auch gerne gesprochen.« Pia trat Meike Herzmann in den Weg, als diese sich ebenfalls unauffällig verdrücken wollte. »Wieso haben Sie mich nicht zurückgerufen?«
»Weil ich keine Lust hatte.« Die junge Frau fuhr sofort die Krallen aus.
»Dann hatten Sie sicherlich auch keine Lust, Ihre Mutter zu besuchen«, vermutete Pia.
»Das geht Sie überhaupt nichts an«, fauchte Meike Herzmann.
»Stimmt.« Pia zuckte die Achseln. »Ich war im Krankenhaus. Ihrer Mutter geht es sehr schlecht. Und ich möchte denjenigen finden, der ihr das angetan hat.«
»Dafür bezahlen wir Steuerzahler Sie ja wohl auch«, entgegnete Meike Herzmann schnippisch. Pia hätte dieser unsympathischen Zicke nur zu gerne gesagt, was sie von ihr hielt, aber sie beherrschte sich.
»Sie waren am Donnerstagmorgen im Haus Ihrer Mutter, haben die Post aufgehoben und auf das Sideboard gelegt«, sagte sie nur. »Ist Ihnen dabei ein Brief oder ein Zettel aufgefallen?«
»Nein«, sagte Meike Herzmann. Pia entging nicht der rasche Blick, den sie dem Programmdirektor von Antenne Pro, der mit Bodenstein sprach, zuwarf.
»Sie lügen«, stellte sie fest und beschloss, ihr den Schneid abzukaufen. »Warum? Stecken Sie mit denen, die Ihre Mutter überfallen haben, unter einer Decke? Haben Sie etwas damit zu tun? Vielleicht hofften Sie ja, dass Ihre Mutter stirbt, damit Sie ihr Geld erben.«
Meike Herzmann wurde erst rot, dann blass und schnappte empört nach Luft.
»Es ist strafbar, Beweismaterial zurückzuhalten und damit Ermittlungen zu behindern. Wenn sich herausstellt, dass Sie das tun, dann haben Sie ein gewaltiges Problem.« Pia sah die Verunsicherung in den Augen der jungen Frau. »Schreiben Sie mir bitte die Adresse auf, unter der wir Sie erreichen können. Und gehen Sie in Zukunft an Ihr Handy, wenn wir Sie anrufen, sonst werde ich Sie wegen Verdunklungsgefahr festnehmen lassen.«
Das war natürlich Schwachsinn, aber Meike Herzmann schien keine juristische Vorbildung zu haben und wirkte eingeschüchtert. Pia ließ sie stehen und ging zu Bodenstein und Dr. Matern, der laut eigenem Bekunden auch nicht wusste, womit Hanna Herzmann sich zuletzt beschäftigt hatte.
»Ich bin Geschäftsführer und Programmdirektor«, sagte er gerade. »Wir arbeiten mit sehr vielen Produktionsfirmen zusammen. Ich kann unmöglich wissen, wer was für welche Sendung macht, schon gar nicht bei wöchentlichen Formaten. Mich interessieren unter dem Strich nur die Einschaltquoten, mit Inhalten habe ich nichts zu tun.«
Er gab an, Hanna seit vielen Jahren zu kennen, ihr Verhältnis sei durchaus freundschaftlich, aber professionell. Pia hörte schweigend zu. Matern war Geschäftsmann durch und durch, höflich, geschäftsmäßig, aalglatt. Außer der Tatsache, dass Hanna Herzmann die Quotenqueen des Senders war, gehörten seinem Sender dreißig Prozent der Herzmann production , an einem längerfristigen Ausfall seiner Cashcow konnte Matern kein Interesse haben. In dem Augenblick, in dem sie ihn nach Kilian Rothemund und Bernd Prinzler fragen wollte, klingelte Pias Telefon. Christoph! Sofort dachte sie an Lilly. Hoffentlich war nichts passiert! Wenn Christoph wusste, dass
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