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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Untertasse.
    »Darüber weiß ich nichts«, sagte er, stellte die Tasse ab und stand auf. »Lass uns rüber in den Besprechungsraum gehen.«
    Pia war enttäuscht, obwohl sie mit dieser Reaktion fast gerechnet hatte.
    »Hat Frank ihn und die beiden Road Kings erschossen?«
    Bodenstein blieb stehen, ohne sich zu ihr umzuwenden.
    »Was soll das?«, fragte er. »Was hat das mit unseren Fällen zu tun?«
    Pia sprang auf und ging zu ihm hin.
    »Ich glaube, dass man Frank benutzt hat, um einen gefährlichen Zeugen, nämlich den V-Mann Erik Lessing, zu beseitigen. Lessing muss bei den Road Kings irgendetwas mitbekommen haben, was niemand erfahren durfte. Das war weder eine Panne noch Notwehr. Es war dreifacher Mord und irgendwer hat den in Auftrag gegeben. Frank hat diesen Auftrag ausgeführt, wer weiß, was man ihm erzählt hat. Er hat einen Kollegen erschossen.«
    Bodenstein stieß einen tiefen Seufzer aus und drehte sich um.
    »Damit weißt du ja alles«, sagte er.
    Einen Moment war es ganz still, nur das Klingeln eines Telefons drang gedämpft durch die geschlossene Tür.
    »Warum hast du mir das nie erzählt?«, wollte Pia wissen. »Ich habe nie verstanden, warum Frank diese Sonderposition hatte, warum du ihn immer geschützt hast. Dein mangelndes Vertrauen kränkt mich.«
    »Das hat nichts mit mangelndem Vertrauen zu tun«, antwortete Bodenstein. »Ich selbst hatte damals nichts damit zu tun, ich war in einer ganz anderen Abteilung. Der Grund, weshalb ich überhaupt ein paar Details erfahren habe, war …«
    Er brach ab, zögerte.
    »Dr. Nicola Engel«, vervollständigte Pia den Satz. »Sie war die Leiterin der zuständigen Abteilung. Habe ich recht?«
    Bodenstein nickte. Sie blickten sich an.
    »Pia«, sagte er schließlich leise. »Diese Sache ist sehr gefährlich. Bis heute. Ich selbst kenne keine Namen, aber einige der Verantwortlichen von damals dürften heute noch immer in Amt und Würden sein. Sie sind seinerzeit über Leichen gegangen, sie werden es auch heute noch tun.«
    »Wer?«
    »Das weiß ich nicht. Nicola hat mir die Einzelheiten verschwiegen. Angeblich, um mich zu schützen. Ich wollte auch nicht mehr wissen.«
    Pia musterte ihren Chef. Sie fragte sich, ob er ihr die Wahrheit sagte. Was wusste er wirklich? Und ganz plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ihm nicht mehr vertraute. Was würde er tun, wie weit würde er gehen, um sich und andere zu schützen?
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte er.
    »Gar nichts«, log sie und hob die Schultern. »Es ist ein alter Fall. Wir haben weiß Gott anderes zu tun.«
    Ihr Blick begegnete seinem. War das so etwas wie Erleichterung, die für einen winzigen Moment in seinen Augen aufblitzte?
    Es klopfte an der Tür, Kai steckte den Kopf herein.
    »Ich hatte gerade jemanden am Telefon, der in der Nacht, als Hanna Herzmann vergewaltigt wurde, eine interessante Beobachtung hinter der Weilbacher Raststätte gemacht hat.« Die Tatsache, dass selbst Kai, der sonst jeden mit seiner unerschütterlichen Gelassenheit nervte, regelrecht außer sich war, zeigte, wie sehr die Anspannung der letzten Wochen auch an ihm nagte. »Er war gegen zwei Uhr morgens auf der Landstraße zwischen Hattersheim und Weilbach unterwegs, als plötzlich von links ein Auto ohne Licht aus einem Feldweg geschossen kam. Vor Schreck wäre er beinahe in den Graben gefahren, aber er konnte einen kurzen Blick auf das Gesicht des Fahrers werfen.«
    »Und?«, fragte Bodenstein.
    »Ein Mann mit Bart und nach hinten frisierten Haaren.«
    »Bernd Prinzler?«
    »Von der Beschreibung her könnte es passen. Leider kann er sich weder an Autotyp noch Kennzeichen erinnern. Groß und dunkel, sagte er. Könnte also durchaus der Hummer sein.«
    »Okay.« Bodenstein dachte angestrengt nach. »Prinzler soll hierhergebracht werden. Ich will eine Gegenüberstellung mit dem Zeugen, gleich morgen früh.«
    *
    Pia setzte sich in ihr Auto und stieß einen Fluch aus, als sie sich am Lenkrad fast die Hände verbrannte. Es hatte in der Sonne gestanden und war so heiß wie das Innere eines Backofens. Sie brauchte Ruhe, um über das, was sie eben erfahren hatte, nachdenken zu können. Ein paar hundert Meter von der Regionalen Kriminalinspektion entfernt begannen die Krifteler Felder, die Obstplantagen und Erdbeerfelder, die sich bis zur A66 erstreckten. Pia bog nach links auf die L3016, im Volksmund als »Erdbeermeile« bekannt, ab und fuhr bis zum ersten Feldweg. Dort ließ sie ihr Auto stehen und lief zu Fuß weiter.
    Die Sonne

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