Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)
und Anzüge, ein paar Schuhe standen darunter in Reih und Glied, ein Staubsauger. Jede freie Fläche war mit irgendetwas vollgestellt, und mit drei Erwachsenen war der Raum völlig überfüllt. Bei jedem Schritt stieß man gegen irgendein Möbelstück. Das Einzige, das wirklich schön war, war die Fernsicht auf den Taunus vom Balkon aus, aber das war kein Trost. Wie deprimierend, so wohnen zu müssen!
»Seid ihr zwei jetzt das neue Dreamteam?«, fragte Behnke gehässig. »Bernhard und Bianca aus Hofheim …«
Pia fing einen Blick aus wässrigen, geröteten Augen auf, in denen die pure Feindseligkeit glitzerte. Schon früher hatte Frank misanthropische Tendenzen an den Tag gelegt, aber mittlerweile verabscheute er die ganze Menschheit, ausnahmslos.
»Das ist doch kein Höflichkeitsbesuch. Also, sagt schon, was ihr von mir wollt, und lasst mich dann wieder in Ruhe.«
»Wir sind hier, weil wir von dir wissen wollen, was damals hinter der Sache mit Erik Lessing steckte.« Pia wusste, dass es keinen Sinn hatte, lange um den heißen Brei herumzureden, und kam deshalb gleich zur Sache.
»Erik – wer? Hab den Namen noch nie gehört«, behauptete Behnke, ohne mit der Wimper zu zucken. »War’s das? Dann dürft ihr wieder verschwinden.«
»In unseren aktuellen Fällen sind zwei Namen aufgetaucht, die auch seinerzeit eine Rolle spielten«, fuhr Pia ungerührt fort. »Wir vermuten, dass es Zusammenhänge geben könnte.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.« Behnke verschränkte die Arme. »Und es interessiert mich einen Dreck.«
»Wir wissen, dass du in Frankfurt in einem Bordell drei Männer erschossen hast. Und zwar nicht aus Notwehr, sondern im Auftrag von irgendjemandem. Man hat dich benutzt und dir vorher nicht mal die Wahrheit gesagt. Du bist nie drüber hinweggekommen, dass du einen Kollegen erschossen hast.«
Behnke wurde erst rot, dann blass. Er ballte die Hände zu Fäusten.
»Die haben dein ganzes Leben zerstört, aber das war denen scheißegal«, sagte Pia. »Wenn wir herausfinden, wer dahintersteckt, können wir denjenigen zur Rechenschaft ziehen.«
»Verschwindet«, presste Frank zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Haut ab und lasst euch hier nie wieder blicken.«
»Du warst Zeitsoldat, bevor du zur Polizei gegangen bist«, übernahm Christian Kröger. »Du hattest eine Scharfschützenausbildung, warst bei einer Sondereinheit. Du warst richtig gut. Sie haben dich gezielt für diese Aktion ausgesucht, weil sie wussten, dass du gehorchen und keine Fragen stellen würdest. Wer hat dir den Auftrag gegeben? Und vor allen Dingen – warum?«
Frank Behnke blickte zwischen Pia und Kröger hin und her.
»Was zum Teufel soll das?«, knirschte er zornig. »Was wollt ihr von mir? Geht’s mir nicht schon beschissen genug?«
»Frank! Wir wollen doch dir nichts«, beteuerte Kröger. »Aber es sterben Menschen! Ein Mädchen wurde brutal misshandelt und ermordet, man hat sie einfach im Main entsorgt! Vorhin haben wir mit dem Mann gesprochen, in dessen Auto damals die Tatwaffe sichergestellt wurde. Er und sein damaliger Anwalt hängen in mindestens zwei aktuellen Fällen drin.«
»Und ihr meint, ihr könnt hier einfach so auf ein Plauderstündchen vorbeikommen? Fragen wir doch einfach mal den Frank, der sagt uns das sicher alles.« Behnke lachte höhnisch auf. »Seid ihr total verblödet? Diese verdammte Scheiße hat mein ganzes Leben ruiniert! Guckt euch doch um, was aus mir geworden ist! Ihr glaubt doch wohl nicht etwa, dass ich mich wieder in irgendwas reinziehen lasse! Und schon gar nicht für den Alten und seine … seine Goldprinzessin!«
An seinem Hals hatten sich flammend rote Flecken gebildet, Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er bebte am ganzen Körper. Pia kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es nur noch eines winzigen Funkens bedurfte, und er würde explodieren.
»Komm, Christian, lass uns gehen«, sagte sie leise. Es hatte keinen Sinn. Behnke war von Bitterkeit, Hass und Rachsucht zerfressen, er würde ihr nicht helfen, selbst wenn sie aus tiefen Wunden blutend vor ihm läge. Er gehörte zu der Sorte Mensch, die immer einen Schuldigen für ihre persönliche Misere suchten, und in seinen Augen war Pia daran schuld, dass Bodenstein ihm sein Wohlwollen entzogen hatte.
»Es geht nicht um Bodenstein, Pia oder mich.« Christian Kröger gab nicht so schnell auf. »Es geht darum, dass Leute Mordaufträge geben und ungestraft davonkommen.«
»Ihr habt ja keine Ahnung, wozu die fähig sind.
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