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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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vielleicht den Schlüssel für die Lösung ihrer Fälle kannte, hielt sie hin. Sie fand einfach keine Stelle, an der sie einen Hebel hätte ansetzen können. Bernd Prinzler war wie eine Betonmauer ohne Risse und Fugen, eine unüberwindliche Wand sturer Entschlossenheit.
    »Woher kennen Sie ihn? Wo finden wir ihn?«
    Schulterzucken.
    Pia spürte, wie ihr Blut allmählich zu kochen begann. Mussten sie diesem Mann wirklich alles aus der Nase ziehen?
    Cem verließ den Raum.
    »Schauen Sie sich das hier an.« Pia legte Prinzler einen Ausdruck der E-Mail hin, die sie heute Morgen bekommen hatte. »Jemand hat mich und die Enkeltochter meines Lebensgefährten fotografiert, erst gestern.«
    Er blickte nicht einmal hin.
    »Ich hab meine Lesebrille nicht dabei«, behauptete er.
    »Dann lese ich sie Ihnen vor.« Pia schnappte das Blatt. »Immer wieder verschwinden kleine Mädchen und werden nie wieder gefunden. Wäre doch schade um das süße kleine Ding, nur weil ihre Mama die Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen.«
    »Damit hab ich nix zu tun.« Prinzler wandte seinen Blick nicht von Pias Gesicht ab. »Ich sitze seit Mittwoch im Knast. Schon vergessen?«
    »Aber Sie wissen, worum es hier geht!« Sie musste sich beherrschen, um den Mann nicht anzuschreien. »Wer schreibt solche Mails? Wieso? Worüber hat Hanna Herzmann recherchiert? Weshalb musste Leonie Verges sterben? Wer muss denn noch sterben, bevor Sie endlich den Mund aufmachen? Ihre Frau? Sollen wir sie hierherholen? Vielleicht redet sie mit uns, wenn Sie es schon nicht tun.«
    Prinzler fuhr mit der Hand über sein Kinn, dachte nach.
    »Machen wir ’n Deal. Ihr lasst mich telefonieren«, entgegnete er schließlich. »Und wenn ich weiß, dass sie okay ist, dann sag ich euch alles, was ich weiß.«
    Das war kein Deal, das war schlicht und einfach Erpressung. Aber es war eine winzige Unebenheit in der undurchdringlichen Schutzmauer, die Prinzler rings um sich aufgebaut hatte. Eine Chance. Pia wechselte einen Blick mit Bodenstein. Der nickte. Pia zog ihr Handy hervor und legte es vor Prinzler auf den Tisch.
    »Na los«, forderte sie ihn auf. »Rufen Sie sie an.«
    *
    Das Auto verlangsamte die Geschwindigkeit und neigte sich in eine Linkskurve. Kilian merkte, dass sich jemand über ihn beugte, plötzlich ging die Tür auf, er spürte Fahrtwind und die Fliehkraft, die ihn zur Seite zog. Erschrocken stemmte er sich mit den Knien am Vordersitz ab, wollte sich im Reflex irgendwo festhalten, aber seine Hände waren gefesselt. Ein heftiger Stoß traf seine Seite, er kippte und fiel. Für ein paar Schrecksekunden fühlte er sich schwerelos, bevor sein Gehirn begriff, was geschehen war. Verdammt, die hatten ihn aus dem fahrenden Auto gestoßen! Er prallte mit voller Wucht auf die rechte Schulter, sein Schlüsselbein brach mit einem Knacken. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Reifen quietschten und radierten heulend über Asphalt, Bremsen kreischten, die Hupe eines Lkws dröhnte direkt neben ihm. Verzweifelt versuchte Kilian, sich von der Fahrbahn wegzurollen und knallte mit dem Kopf gegen den scharfen Rand einer Leitplanke. War er in Sicherheit? Wo war die Straße? Scharfkörniger Schotter zerkratzte seine Wange, es roch nach Gras.
    Eine Autotür knallte zu, schnelle Schritte näherten sich. Kilian zog die Beine an und schob sich weiter Richtung Gras.
    »He! Hallo!« Jemand berührte seinen Arm und der Schmerz explodierte weißglühend in seinem Gehirn.
    Aufgeregte Stimmen redeten durcheinander.
    »Ruf mal einen Krankenwagen!«
    »… einfach aus dem Auto gefallen!«
    »Lebt er noch?«
    »Hätte ihn fast überfahren!«
    Hände an seinem Kopf. Der Druck der Augenbinde löste sich. Kilian blinzelte in die Helligkeit, sah einen schnauzbärtigen Mann in einem karierten Hemd, dem der Schreck ins Gesicht geschrieben stand.
    »Wie geht’s dir, Mann? Kannst du dich bewegen? Tut dir was weh?«
    Kilian starrte ihn an, nickte langsam.
    »Nur meine Schulter«, flüsterte er mühsam. »Ich glaub, da ist was gebrochen.«
    »De Krankenwagen kütt gleisch«, versicherte der Mann in feinstem Kölsch. »Oh, Mann, was is ’n da losjewesen?«
    Kilians Blickfeld erweiterte sich. Er hob den Kopf und stellte fest, dass er unter einer Leitplanke am Rand einer zweispurigen Straße lag, einer Landstraße. Ein großer Lkw mit eingeschaltetem Warnblinker stand halb auf der Gegenfahrbahn, ein zweiter direkt dahinter.
    »Die ham dich einfach aus’m Auto jeworfen!« Der Mann, wohl der Fahrer des Lkw,

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