Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)
Herzmann überfallen und fast umgebracht, und auf Grassers Konto geht der Mord an Leonie Verges.«
»Sehr gut. Sie haben alle drei Fälle aufgeklärt.« Die Kriminalrätin nickte. »Herzlichen Glückwunsch, Herr Hauptkommissar.«
»Danke. Außerdem werden wir beweisen können, dass Kilian Rothemund zu Unrecht beschuldigt und verurteilt worden ist. Er hatte sich damals im Sommer 2001, als er von Michaela Prinzler die Namen der Kinderschänder erfahren hatte, ausgerechnet an Frey gewandt und ihn um Hilfe gebeten. Frey sah die Namen und war alarmiert. Ihm war klar, dass das für die ganze Organisation brandgefährlich zu werden drohte, und lockte deshalb seinen alten Freund Kilian in eine Falle. Allerdings kamen er und Corinna Wiesner nicht an Michaela heran. Prinzler hat seine Frau geschützt, sogar deren Tod vorgetäuscht. Es gab eine Beerdigung, Todesanzeigen, einen Grabstein, so hat er sie aus der Schusslinie genommen.« Bodenstein machte eine kurze Pause. »Markus Frey hatte keine gute Kindheit, er ging durch mehrere Familien, bis er schließlich bei den Finkbeiners landete. Er war dem alten Finkbeiner hörig, genau wie seine Ziehgeschwister. Ich vermute, auch er wurde missbraucht und drehte irgendwann den Spieß um. Vielleicht fand er Gefallen an der Macht über Schwächere.«
»Seine Frau Sarah, diese Inderin, sieht selbst aus wie ein Kind«, bemerkte Kathrin Fachinger. »Warum haben wir nicht viel eher kapiert, dass Nicky in Wirklichkeit Markus Frey ist? Wir wussten doch, dass er eine enge Verbindung zu Finkbeiners hat.«
»Ich wäre auch nicht draufgekommen«, erwiderte Bodenstein. »Eigentlich hieß er Dominik, das weiß ich von Corinna Wiesner. Aber der Name hatte Renate Finkbeiner nicht gefallen, deshalb hat sie ihn in ›Markus‹ umbenannt, der Spitzname ›Nicky‹ blieb aber an ihm hängen. Den Mittelnamen ›Maria‹ hat Frey sich später selbst gegeben, er fand Markus Frey zu schlicht.«
»Phhh«, machte Kai Ostermann. »Und dazu hat er sich noch einen Doktortitel gekauft. Wie armselig.«
»Machtgier und Eitelkeit«, bemerkte Nicola Engel.
»Wie auch immer. Das System funktionierte perfekt. Mädchen, die zu alt wurden, wurden an Zuhälter verkauft, landeten im Drogenmilieu oder in der Psychiatrie. Corinna Wiesner hat das alles im Griff gehabt. Nur Michaela ist ihr entwischt.« Bodenstein machte eine Pause, betrachtete das Gesicht der Frau, die er vor vielen Jahren einmal geliebt und zu kennen geglaubt hatte. »Abgesehen davon, dass wir unsere Fälle aufgeklärt haben, können wir noch etwas anderes beweisen. Dank Rothemund und Prinzler weiß ich, weshalb damals der V-Mann Erik Lessing sterben musste.«
»Tatsächlich?« Nicola Engel schien diese Nachricht nicht zu beunruhigen, und das weckte in Bodenstein die winzige Hoffnung, dass sie vielleicht selbst auch nicht Bescheid gewusst, sondern lediglich Anweisungen von oben ausgeführt hatte. Das änderte zwar nichts an der Tatsache, dass sie ein Verbrechen vertuscht hatte, aber es war bei einer so ehrgeizigen Frau wie Nicola noch nachvollziehbar.
Es klopfte an der offen stehenden Tür. Pia und Christian Kröger, der seine nassen Klamotten gegen trockene getauscht hatte, traten ein.
»Wie geht es dem Mädchen?«, erkundigte sich die Kriminalrätin.
»So weit gut«, antwortete Pia. »Sie schläft drüben in meinem Büro. Ostermann ist bei ihr.«
»Ja, dann … bleibt mir nichts mehr anderes, als euch zu gratulieren.« Dr. Engel lächelte. »Das war wirklich gute Arbeit.«
Sie stand auf.
»Einen Moment noch, bitte«, hielt Bodenstein sie zurück.
»Was gibt es noch? Ich bin müde, es war ein langer Tag«, sagte die Kriminalrätin. »Und ihr solltet auch langsam nach Hause gehen.«
»Erik Lessing, der damals bei den Frankfurt Road Kings als V-Mann eingeschleust war, hatte durch Bernd Prinzler, mit dem er sich angefreundet hatte, von der Existenz eines Kinderschänderrings erfahren, dem unter anderem der damalige stellvertretende Polizeipräsident von Frankfurt angehörte. Genauso wie ein Staatssekretär aus dem Innenministerium, ein Richter vom Oberlandesgericht, sowie eine ganze Reihe von Staatsanwälten, Richtern, Politikern und Wirtschaftsgrößen. Er wollte dieses Wissen publik machen und musste deshalb sterben.«
»Das ist doch Unsinn«, widersprach Nicola Engel.
»Lessings Vorgesetzter wusste immer, wann er sich wo aufhielt«, fuhr Bodenstein fort, ohne auf ihren Einwand zu achten. »Unter der Hand wurde eine Razzia organisiert. Nicht
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