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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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sich natürlich auf die Schiffe hatte beschränken müssen, die ein Radar hatten oder bei den Schleusen registriert worden waren. Man hatte sogar die Restaurantschiffe, die auf dem Main in Frankfurt ankerten, untersucht, genauso wie die Ausflugsschiffe. Die vielen privaten Sportboote, die auf dem Main herumfuhren, waren allerdings durch das Raster gefallen. Angesichts der zahllosen Möglichkeiten, eine Leiche von einer Brücke oder direkt vom Ufer aus in den Fluss zu befördern, stand der gewaltige personelle und technische Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis.
    Die Presse, die nach Resultaten lechzte, warf der Polizei blinden Aktionismus und sinnlose Vergeudung von Steuergeldern vor.
    »Leider hat uns auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen in Minsk nicht weitergebracht«, zog Oliver von Bodenstein eine frustrierende Bilanz. »Es gibt auch dort keine Vermisstenmeldung, die auf unsere Tote zutrifft. Eine Plakataktion in der Region von Orscha blieb bisher ebenfalls ergebnislos.«
    Weder die Bekleidung des Mädchens noch die Stoffreste aus dem Magen hatten einen konkreten Hinweis oder wenigstens einen hoffnungsvollen Ermittlungsansatz gebracht.
    Bodenstein blickte in die schweigsame Runde. Die Wochen höchster Anspannung im Fokus der Öffentlichkeit, zwei Wochen Dauereinsatz ohne Wochenenden zollten ihren Tribut. Er las Erschöpfung und Resignation in den müden Gesichtern seiner Kollegen und hatte vollstes Verständnis für deren Gemütsverfassung, denn ihm ging es kaum anders. Selten hatte er einen Fall erlebt, in dem es so wenig Greifbares gegeben hatte wie in diesem.
    »Ich schlage vor, ihr geht jetzt nach Hause und ruht euch etwas aus«, sagte er. »Bleibt aber erreichbar, falls sich etwas ergeben sollte.«
    Es klopfte an der Tür, Dr. Nicola Engel trat ein. Im gleichen Moment gab der Laptop von Ostermann einen dezenten Triller von sich.
    »Wir haben die Zusage bekommen«, verkündete die Kriminalrätin. »Bodenstein, Sie fahren nächste Woche nach München. Unsere Nixe wird ein Beitrag bei Aktenzeichen XY . Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert.«
    Bodenstein nickte. Er hatte mit Pia darüber diskutiert. Dummerweise begannen ausgerechnet in Hessen morgen schon die Sommerferien und viele Leute würden verreisen, aber die Fernsehsendung war eine letzte Chance, vielleicht doch noch irgendwelche hilfreichen Informationen zu bekommen.
    »Hey, Leute«, sagte Kai Ostermann. »Ich habe gerade eine Mail vom Labor aus Wiesbaden bekommen. Sie haben endlich das Wasser aus der Lunge des Mädchens analysiert.«
    Die Tatsache, dass das Mädchen in Chlorwasser ertrunken war, war eines der größten Rätsel dieses Falles. Bodenstein gehörte nicht zu den Menschen, die sich auf Laborergebnisse verließen, aber er hatte auf einer Analyse des Wassers bestanden. Er hegte die beinahe verzweifelte Hoffnung auf irgendeinen hilfreichen Hinweis.
    »Und?«, fragte er ungeduldig. »Was ist dabei herausgekommen?«
    Ostermann überflog mit konzentrierter Miene den Bericht.
    »Natriumhypochlorit, Natriumhydroxid«, las er vor. »Das sind die chemischen Bestandteile von Chlortabletten für Schwimmbäder und Whirlpools. Dazu wurden noch geringe Spuren von Aluminiumsulfat festgestellt. Leider nichts, was uns einen echten Hinweis geben könnte. Ich fürchte also, wir suchen weiterhin die Nadel im Heuhaufen.«
    »In einem öffentlichen Schwimmbad wird sie nicht ertrunken sein. Dann hätte sie ja irgendwann mal ans Tageslicht gemusst«, sagte Kathrin Fachinger. »Wie wäre es, wenn wir einen Aufruf in der Presse starten und darum bitten, dass sich jeder meldet, der einen Pool im Haus hat?«
    »Das ist doch Wahnsinn«, widersprach Pia. »Es gibt hier in der Gegend Tausende von Häusern mit einem Schwimmbad und noch mehr Whirlpools.«
    »Und der, in dessen Pool das Mädchen ertrunken ist, meldet sich sowieso nicht«, ergänzte Kai.
    »Wenn wir alle privaten Swimmingpools überprüfen wollen, haben wir in den nächsten Jahren Arbeit bis zum Abwinken«, ergänzte Cem Altunay, der seinen Heimaturlaub in der Türkei verschoben und Frau und Kinder alleine vorgeschickt hatte. »Willst du jeden Poolbesitzer auffordern, eine Wasseranalyse einzureichen?«
    »Sehr witzig«, fauchte Kathrin beleidigt. »Ich wollte doch nur damit sagen, dass …«
    »Schon gut«, unterbrach Bodenstein seine junge Kollegin. »Wir sind durch dieses Ergebnis zwar nicht direkt auf eine heiße Spur gestoßen, aber es ist vielleicht ein wertvolles Mosaiksteinchen, wenn wir

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