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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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aus.«
    Sie sahen sich so lange stumm an, bis er aufgab und seufzte.
    »Du tust ja sowieso, was du willst.« Er streckte seine Hand aus und legte sie kurz auf ihre. »Ich bitte dich nur, dir das noch einmal gründlich zu überlegen.«
    Sie mochte Wolfgang wirklich. Er war ihr ältester und bester Freund. Sie kannte seine guten Seiten, aber auch seine Schwächen. Wolfgang war ein Zahlenmensch, er war vernünftig, zuverlässig und vorsichtig. Aber es waren genau diese guten Eigenschaften, die ihm immer wieder im Weg standen, denn auf der anderen Seite war er eben auch ein unentschlossener Zauderer, ein feiger Erbsenzähler, dem einfach der Mut fehlte, ein Risiko einzugehen.
    »Okay.« Hanna nickte und lächelte gezwungen. »Das werde ich tun. Danke für deinen Rat.«
    *
    Im Main-Taunus-Zentrum war an einem Freitagnachmittag die Hölle los. Pia fand erst nach längerer Suche einen Parkplatz im Parkhaus.
    »Was kaufen wir denn?«, fragte Lilly neugierig und hüpfte aufgeregt neben ihr her.
    »Ich muss Schuhe beim Schuster abholen«, erwiderte Pia. »Aber erst brauchen du und ich etwas zum Anziehen für heute Abend.«
    »Was ist denn heute Abend?«
    »Hab ich dir doch erzählt.« Pia fasste Lillys Hand, um sie nicht im Gedränge zu verlieren. »Die Oma von Miriam veranstaltet ein Fest, und wir gehen da hin.«
    »Kommt der Opa auch mit?«
    »Nein, der ist doch heute in Düsseldorf.«
    »Och, schade!«
    »Reiche ich dir als Gesellschaft nicht aus?« Pia grinste.
    »Doch, natürlich!«, beteuerte Lilly. »Aber am allerliebsten bin ich mit euch beiden zusammen!«
    Pia strich der Kleinen über den Kopf. Manchmal konnte Lilly sie echt zur Weißglut treiben mit ihrem dauernden Geplapper, aber ihre entwaffnende Ehrlichkeit rührte sie immer wieder. Ein bisschen würde sie die Kleine wohl vermissen, wenn sie in zwei Wochen zurück nach Australien flog.
    »Können wir nicht auch noch eine DVD kaufen?«, bettelte Lilly, als sie am Media Markt vorbeigingen. Pia warf durch die Schaufenster einen raschen Blick auf das Getümmel und schüttelte den Kopf.
    »Wir erledigen erst mal das, was wichtig ist.«
    Die ganze Woche hatte sie sich vorgenommen, ins Einkaufszentrum zu fahren und nach einem Sommerkleid zu gucken, aber wenn sie spätabends nach Hause kam, hatte sie auch keine Lust mehr, sich in die Menge zu stürzen. Im Internet hatte sie ein schönes Kleid gefunden, aber das war natürlich ausgerechnet in ihrer Größe erst pünktlich zum Herbstanfang wieder lieferbar. Dann brauchte sie auch kein Sommerkleid mehr.
    »Oh, schau mal, da gibt’s Eis!« Lilly wies begeistert auf die Eisdiele und zog an Pias Hand. »Ich mag sooo gerne ein Eis haben. Es ist so heiß!«
    »Mit einem Eis kommen wir nicht in die Kaufhäuser rein.« Pia zog sie weiter. »Später.«
    Bis sie das Geschäft erreicht hatten, in dem Pia ein Kleid zu finden hoffte, hatte Lilly fünf Dinge erspäht, die sie unbedingt haben wollte.
    Pia war genervt.
    »Ich nehm dich nie mehr mit zum Einkaufen, wenn du mir weiter so auf den Wecker gehst«, sagte sie nachdrücklich. »Wir kaufen jetzt erst die Klamotten und dann schauen wir weiter.«
    »Du bist doof«, antwortete Lilly und zog beleidigt eine Flunsch.
    »Du auch«, erwiderte Pia ungerührt.
    Ob das nun pädagogisch richtig oder falsch war, wusste sie nicht, aber es wirkte. Die Kleine hielt den Mund.
    Im ersten Laden fand Pia nichts, was ihr gefiel. Im zweiten kamen zwei Kleider in die engere Auswahl, aber beide passten nicht richtig und sahen an ihr wie Kittelschürzen aus. Davon wurde Pias Laune nicht besser. Sie hasste es ohnehin, sich bei der Hitze in den engen Umkleidekabinen umzuziehen, außerdem frustrierte sie ihr verschwitztes Spiegelbild im gnadenlos grellen Neonlicht. Vielleicht sollte mal jemand den Kaufhausbetreibern einen Tipp geben: schummerige Beleuchtung in den Umkleiden wäre sicherlich ausgesprochen verkaufsfördernd. In Geschäft Nummer drei wurde sie fündig. Sie schärfte dem Kind ein, draußen zu warten, aber gerade, als sie sich nur in BH und Slip in das Kleid zwängte, steckte Lilly den Kopf herein.
    »Dauert das noch lange? Ich muss mal Pipi«, sagte sie.
    »Ich bin gleich fertig. Einen Moment musst du noch aushalten.«
    »Was ist ein Moment?«
    »Fünf Minuten.«
    »Aber so lange kann ich nicht mehr aushalten«, quengelte das Kind.
    Pia antwortete nicht. Der Schweiß lief ihr über Gesicht und Rücken, sie kriegte den Reißverschluss nicht zu.
    »Du bist zu dick«, stellte Lilly fest.
    Da riss

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