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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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ganze unerfreuliche Sache kein Wort mehr verlieren. Ich habe Ihnen zum dritten oder vierten Mal den Arsch gerettet, Behnke. Und damit sind wir endgültig quitt. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
    Frank Behnke schluckte mit zusammengebissenen Zähnen und nickte widerstrebend. Die Feindseligkeit in seinen hellen Augen war mörderisch. Ohne noch ein Wort zu sagen, drehte er sich um und ging.
    »Mit dem gibt es noch ein Unglück«, prophezeite Nicola Engel düster. »Eine tickende Zeitbombe.«
    »Ich hätte ihn nicht so lange schützen dürfen«, entgegnete Bodenstein. »Das war ein Fehler. Eigentlich hätte er eine Therapie machen müssen.«
    Nicola Engel zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ein Fehler war, dass er den Suizidversuch damals überlebt hat.«
    Die Kälte, mit der sie das sagte, schockierte Bodenstein. Und gleichzeitig wurde ihm wieder klar, weshalb sie eine so steile Karriere gemacht hatte und er nicht: Sie kannte keine Skrupel. Zweifellos hatte Dr. Nicola Engel das Zeug, ganz nach oben zu kommen.
    *
    Seitdem Florian ausgezogen war, fühlte Emma sich verletzlich und verunsichert. Der Beweis seiner Untreue und sein beharrliches Schweigen auf ihre Vorwürfe und Fragen hatten ihr deutlich bewusst gemacht, dass sie sich im tiefsten Innern seiner nie wirklich sicher gewesen war. Sie konnte sich nicht auf ihn verlassen, das deprimierte sie am meisten, mehr noch als die Tatsache, dass er sie betrogen hatte.
    Die Königsteiner Innenstadt war überfüllt; Emma hatte bis zum Luxemburgischen Schloss hochfahren müssen, um einen Parkplatz zu finden. Vielleicht hätte sie das alles nicht so mitgenommen, wenn sie nicht ausgerechnet hochschwanger gewesen wäre. Aber vielleicht wäre es auch gar nicht so weit gekommen, sähe sie nicht aus wie ein Walross. Sie kämpfte gegen die Tränen, als sie den Spielplatz überquerte und durch den Kurpark Richtung Fußgängerzone ging. Hoffentlich traf sie niemanden, den sie kannte! Ihr war nicht nach reden zumute, nach oberflächlichem Small Talk. Die Leute erwarteten von Schwangeren selige Vorfreude auf das Baby und keine Tränen.
    Emma holte in der Buchhandlung drei Bücher ab, die sie bestellt hatte, dann setzte sie sich im benachbarten Café Kreiner an den letzten freien Tisch unter der Markise. Sie war schweißgebadet, und ihre Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment platzen. Trotzdem bestellte sie eine Eisschokolade mit extra Sahne. Darauf kam es nun auch nicht mehr an.
    Wie sollte es bloß weitergehen? In etwas mehr als zwei Wochen war das Baby da, und dann saß sie mit zwei kleinen Kindern bei ihren Schwiegereltern, ohne echtes Zuhause, ohne Mann, ohne Geld. Diese Ungewissheit raubte ihr in letzter Zeit nachts den Schlaf und hing wie ein bedrohlicher Schatten über ihr. Aber schlimmer noch war, dass Florian Louisa gleich für das Wochenende abholen würde. Sie hatte geglaubt, er sei froh, seine Familie los zu sein, doch zu ihrer Überraschung hatte er auf seinem Recht beharrt, seine Tochter jedes zweite Wochenende zu sich zu holen. Emma war ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, sie hatte nur widerstrebend zugestimmt, als er es vorgeschlagen hatte. Ob sie ihr Einverständnis lieber wieder zurückziehen sollte? Sie wusste ja nicht einmal, wo er mit ihrer Tochter hingehen würde. Angeblich wohnte er in einer Pension! Das war wohl kaum die richtige Umgebung für ein fünfjähriges Kind, das zudem in einer schwierigen Phase war.
    Emma schlürfte die Eisschokolade. Die Menschen um sie herum schwatzten und lachten, waren unbeschwert und fröhlich. War sie die Einzige, die Sorgen hatte?
    Niemand wusste, was zwischen ihr und Florian vorgefallen war. Für die anderen war es kaum anders als sonst, wenn Florian für Wochen oder Monate in irgendeinem fremden Land war. Emma hatte ihren Schwiegereltern etwas von einer Vortragsreise erzählt, und sie hatten die Lüge akzeptiert ohne nachzufragen. Doch spätestens heute, wenn Florian Louisa abholte, musste sie die Wahrheit sagen.
    »Hallo, Emma.«
    Sie zuckte erschrocken zusammen und blickte auf. Vor ihr stand Sarah, beladen mit Einkaufstüten.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Die Freundin stellte ihre Tasche und die Einkaufstüten neben den Tisch. »Darf ich mich einen Moment zu dir setzen?«
    »Hallo, Sarah. Ja, natürlich.«
    »Ganz schön heiß heute. Puh.«
    Sarah machte die Hitze nichts aus, selbst bei vierzig Grad im Schatten schwitzte sie nie. Die Adoptivschwester von Florian war ein

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