Böses Blut der Vampire
Sebastian soweit wie möglich zu trösten. Die Schwester des Jungen war einer der wenigen Aktivpunkte in der Familie Harrach und sie wussten, dass Sebastian seine Schwester heiß und innig liebte. Sein Freund nahm ihn in den Arm und ließ ihn weinen, bis er den ersten Kummer überwunden hatte und ihn verlegen anblinzelte. „Tschulligung“, krächzte Sebastian etwas heiser. „Schon ok, Basti, nicht dafür. Es tut mir so leid. Wissen deine Eltern schon Bescheid?“, fragte Malte mitfühlend. Sebastian schüttelte den Kopf. „Sie will es ihnen selber sagen.“ „Wann fährst du zu ihr?“ „Wohl ziemlich bald.“ Erneut kamen ihm die Tränen und Malte versuchte weiter, seinen besten Freund zu trösten. Währenddessen führte Sophie ein Gespräch mit ihren Eltern, das erheblich unfreundlicher verlief. Ihre Mutter war erschüttert und traurig, aber ihr Vater reagierte sehr kühl. Als er hörte, dass seine Enkel bei dem schwulen Vater und dessen Lebensgefährten aufwachsen würden, explodierte er und brüllte los. „Ich dulde nicht, dass meine Enkel von Perversen aufgezogen werden. Es ist schon schlimm genug, dass sie unehelich sind. Aber sie in die Hände von einem charakterlosen Schwanzlutscher und seinem marokkanischen Stricher zu geben, da wären sie in einem Heim besser untergebracht. Sollen daraus drogenabhängige Kriminelle werden?“ Sophie kam fast nicht zu Wort, die Tiraden ihres Vaters ließen ihr kaum Luft. Es war nicht die erste Auseinandersetzung, die sie mit ihrem engstirnigen, christlich-fundamentalistisch geprägten Vater führte. Aber dann brachte er etwas, dass es ihr die Sprache verschlug. „Deine Krankheit ist Gottes Strafe für deinen unmoralischen Lebenswandel. Er schickt dir den Krebs als letzte Warnung.“ „Letzte Warnung vor was? Dass ich eine Familie habe, die dem religiösen Wahnsinn eines katholischen Fanatikers verfallen ist? Das wusste ich schon, das kann Gott sich sparen.“ „Du lästerst Gott!“, schäumte ihr Vater. „Nein, nur gegen sein selbst ernanntes Sprachrohr auf Erden!“, entgegnete sie scharf. „Du kannst mich mal, du verfluchtes Arschloch. Fahr selbst zur Hölle! Ich werde meine Kinder vor dir und deiner verfluchten Kirche schützen und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Sie sollen in einem liebevollen Elternhaus aufwachsen und wenn ich sie wildfremden Leuten gebe. Du bekommst sie nicht in die Finger!“ Damit legte sie auf und lehnte sich stöhnend zurück. Eigentlich hatte sie nichts anderes erwartet von ihrem bigotten Vater, mit dem sie seit der Affäre mit Jan und der Geburt der beiden Söhne im Streit lag. Als sie die Kinder zur Welt brachte, hatte der ohnehin nur sporadische Kontakt weitere Einbußen erlitten. Sie hatte genug damit zu tun, die Kinder aufzuziehen und wenn ihre Mutter ihr nicht heimlich Unterstützung hätte zukommen lassen, dann hätte sie es nicht geschafft. Auch Sebastian hatte versucht zu helfen und gelegentlich auf die beiden Jungs aufgepasst. Seine beiden großen Brüder Johannes und Paul waren auf der Linie des Vaters, mit dessen Unterstützung sie eine Immobilienagentur betrieben. Ihr Vater hatte die politischen Verbindungen, die Söhne machten die Arbeit. Doch das wurde jetzt bedeutungslos, Sophies Aufmerksamkeit galt nur noch ihren beiden Söhnen. Sie hoffte inständig, dass Jan und Elias sich um die Jungs kümmern würden.
In der alten Godesberger Villa wachten Elias und sein plötzlich zum Vater mutierter Mann am nächsten Morgen auf und gingen zum Früh stück in die Küche. „Und? Was werdet ihr heute machen?“ Monika und Clemens waren natürlich neugierig. Clemens legte den Bonner General-Anzeiger beiseite, in dem er bis eben geblättert hatte. „Wir werden Sophie anrufen, mit ihr reden und dann überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. Elias hat eine Email in die Kasbah geschickt und Grandmère um Hilfe gebeten. Ich bin Vater, ich kann es noch immer nicht fassen.“ Jan schüttelte lächelnd den Kopf, aber es war zu sehen, dass ihm der Gedanke eher Freude bereitete. „Und den Doktor fragen, vielleicht hat er Vorschläge“, warf der Medizinstudent Elias ein. „Elias, Hubert ist kein Onkologe, er war Hausarzt und Chirurg und sein Partner Dr. Broich ist auch kein Onkologe. Dafür sind die Uniklinik oder das Johanniter-Krankenhaus geeignet.“ „Das weiß ich, aber fragen kann man ja. Und wir können nicht Jans Söhne zu uns nehmen und Sophie zum Sterben in eine Klinik abschieben. Sie wird solange wie möglich bei
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