Böses Blut der Vampire
vor. „Andere Männer in deinem Alter gehen arbeiten, um eine Familie zu ernähren.“ „Ich kümmere mich um meine Neffen so oft es geht, aber Jan und Elias sind jetzt ihre Eltern. Weil Sophie das so wollte und ich finde das gut. Die beiden sind in Ordnung. Seht das endlich ein.“ „Gottes Segen kann nicht auf einem Bund zweier Männer liegen“, flüsterte seine Mutter. „Ich habe dir Geld gegeben, auch für den Fall, dass Sophie stirbt. Das musst du doch wissen.“ „Davon hast du nichts gesagt, es war die Rede von Unterhalt für mein Studium und sonst nichts!“ „Basti braucht Ihr Geld nicht“, mischte Cosmin sich grimmig ein. „Er wird es Ihnen zurückgeben. Und er wird in aller Ruhe studieren, ohne dass Sie oder sein Vater ihn weiter behelligen.“ „Frau Harrach, Sie und ihr Mann sind aus dem Rennen. Sehen Sie es endlich ein. Der Junge braucht Sie nicht und ihren Mann erst recht nicht. Die beiden Jungs verdienen mit unserer kleinen Firma schon genug, das reicht für das Studium, wenn sie nicht zu große Ansprüche haben. Für Sebastian reicht es allemal. Und sie sind gut in ihrem Job, die Firma wird noch weiter wachsen“, entgegnete Achim Kasten. „Ihr Mann ist ein Idiot, ein ganz großer Idiot.“ Sebastian ließ die Schultern hängen und ging wieder rein. Seine Mutter hatte den leidenden Märtyrerblick aufgesetzt, mit dem sie ihn für alles verantwortlich machte. Ein einziger visualisierter Vorwurf, mit dem Ziel, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen. Außerdem hatte er Kopfschmerzen von dem Zusammenprall seines Kopfes mit der Wand. Da ging seine Bereitschaft, sich mit ihr auseinanderzusetzen gen null. Sebastians Brüder kümmerten sich um ihren tobenden Vater, den sie völlig verdreckt aus dem Container zogen. Spaghetti und Fischreste hingen auf seinem Anzug. Dank der Januarkälte stank es jedoch nicht allzu sehr. In Reichweite standen Michael Strang und Ali Buchari, deren Gesichter große Entschlossenheit zeigten, notfalls einzugreifen. Doch der Stadtrat zog es vor, den Platz zu verlassen, gefolgt von seiner Frau und seinen Söhnen. Drinnen saß Sebastian mutlos und traurig am Tisch. Das war‘s dann wohl mit Familie. Sophie tot und meine Familie schmeißt mich raus. So heftig habe ich mir das nicht vorgestellt. Cosmin bemerkte nicht die Traurigkeit, die auf Sebastian lastete, denn er unterhielt sich mit Jan. Es war Malte, der sich zu seinem Kumpel setzte und ihn mitleidig ansah „Hey Bro! Scheiß Tag, nicht wahr?“ „Das kannst du laut sagen! Es fühlt sich nicht gut an, wenn man so runtergemacht wird und das von der eigenen Familie. Er hat mich geschlagen, richtig geschlagen!“, nickte Sebastian traurig. „Meine Brüder haben nichts gesagt. Nicht ein Wort. Keiner von denen hat eingegriffen. Die hätten ihm womöglich noch geholfen.“ „Basti, lass es. Du hast keine Schuld und musst dich für nichts rechtfertigen, schon gar nicht vor diesem Idioten von einem Vater“, versuchte Malte zu trösten. „Ignorier ihn, du weißt doch, dass bei uns immer ein Zimmer mit einem Bett für dich bereitsteht. Du bist doch mein Bro.“ „Ja, das weiß ich, aber es fühlt sich trotzdem beschissen an“, seufzte Sebastian und eine Träne kullerte über seine Wange. „Ich weiß ja, dass er ein Arschloch ist, aber dass er mich sogar schlägt, das hätte ich nicht gedacht.“ „Hey, wo ist mein kleiner Bro, der sich nicht einmal von einem schwulen Vampir und seinem Cousin ins Bockshorn jagen lässt?“ Mittlerweile hatte Jan Cosmins Aufmerksamkeit auf Sebastian gelenkt und schnell kam sein Freund auf ihn zu, als er die Traurigkeit des Jungen mitbekam. „Vielen Dank, Malte, wenn es eins gibt, worauf man sich bei dir wirklich verlassen kann, dann ist es deine Kenntnis des kürzesten Weges zum nächsten Fettnapf“, meinte Cosmin gutmütig. Auch das alte Clanoberhaupt der Bucharis folgte und setzte sich neben den Jungen, der sie etwas trotzig ansah. „Es war vielleicht nicht das Klügste, was du getan hast, aber es war nicht falsch. Manchmal ist es nötig, ein eitriges Geschwür zu öffnen, damit der Körper heilen kann. Die Entscheidung tut weh, aber dann erholt man sich wieder“, meinte Lalla Sara gütig lächelnd und ergriff sanft mit ihrer faltigen und mit Hennamustern bemalten Hand Bastis Arm. „Und der Hass deines Vaters ist ein eitriges und schwärendes Geschwür, das jetzt ans Tageslicht gekommen ist. Er ist wie besessen, es ist schlimm, soviel Hass zu spüren. Er leidet viel mehr, denn mit dem
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