Böses Blut der Vampire
wenn Sie glauben, dass meine unschuldigen Enkel in den Händen derartigen Abschaums bleiben, dann haben Sie sich getäuscht. Es gibt Mittel und Wege, diesem unseligen Treiben Einhalt zu gebieten, denn das sind nicht Gottes Wege, sondern die Wege des Teufels. Und Satans Werk hat auf dieser Welt keinen Bestand.“ „Darf ich Sie damit zitieren, Herr Kollege? In der nächsten Sitzung des Stadtrates?“, fragte Maltes Vater wütend. „Sie sind irre! Sebastian ist ein wundervoller Junge und was Sie eben getan haben, das ist einfach nur armselig.“ „An Ihrer Stelle würde ich mir um den eigenen Sohn Sorgen machen. Wer weiß, ob Malte nicht auch schon irgendwelchen Perversen ausgeliefert wurde.“ „Eher unwahrscheinlich, wir haben ziemlich wenig Umgang mit Priestern“, konterte Achim Kasten trocken. „Wenn Malte schwul wäre, dann wären wir als seine Eltern jedenfalls glücklich, wenn er einen so liebenswerten Freund wie Sebastian hätte.“ „Sie sind einfach nur widerlich, Herr Harrach. Ekelhaft und widerlich“, sagte Maltes Mutter sehr ruhig und genauso fassungslos, als sie nach Sebastian sehen wollte. Der Junge sah aus wie ein sehr junges Kind, das nicht fassen konnte, was soeben passiert war. Und Maltes Mutter sah in den großen, weit aufgerissenen Augen, wie geschockt Sebastian war. Er wurde von Cosmin am Arm gehalten. Sein eigener Vater hatte ihn vor den Augen seiner Freunde und deren Familie geschlagen, beschimpft und gedemütigt. Malte kam zu ihm und legte seine Hand auf die Schulter, um kurz zuzudrücken. „Wäre ich schwul, dann wäre Sebastian meine erste Wahl. Ich habe nie einen besseren Freund gehabt“, sagte sein Freund mit fester Stimme und richtete sich vor dem Stadtrat zu seiner vollen Größe auf. Seine Augen blitzten vor Ärger. „Und Sie sind einfach nur ein dummes Arschloch, Herr Harrach. Das wollte ich Ihnen schon immer mal gesagt haben.“ Der wütende Stadtrat war wieder aufgestanden und hob erneut die Hand, um zuzuschlagen, doch blitzschnell griff Maltes Mutter nach der auf ihren Sohn zurasenden Faust, verlieh ihr zusätzlichen Schwung und drehte sich selber, sodass sie den Stadtrat in einer zwar wenig eleganten Rolle, aber dafür umso schnelleren Bewegung über die Schulter warf. Krachend knallte er erneut auf den Boden und dort drehte Maltes Mutter ihm den Arm auf den Rücken, nachdem sie ihm den Fuß in den Nacken gestellt hatte. Im Raum, in dem es totenstill geworden war, hörte man nur das Ächzen des Stadtrates. „Malte, bring bitte den Dreck raus. Hier stinkt es!“, bat seine Mutter mit einem angewiderten Blick auf Peter Harrach. „Mit Vergnügen, Mum“, grinste Malte verschwörerisch und griff nach dem Arm des CDU-Politikers. Der trainierte Turner Malte hatte mehr als genug Kraft in den Armen, um Sebastians stöhnenden Vater schwungvoll hochzureißen. Er drehte ihm den Arm auf den Rücken und schob ihn Richtung Ausgang. „Lass mich sofort los“, forderte der erboste Stadtrat. „Grandmère, ich werde Malte helfen“, äußerte Jan halblaut, der die letz ten Beleidigungen des Stadtrates für Lalla Sara übersetzt hatte. „Ja, das ist wohl angebracht.“ „Einen Augenblick noch, Malte, Jan, wartet kurz“, forderte Michael Strang die beiden auf, um sich dann dem geschockten Sebastian zuzuwenden. „Basti, dein Vater hat dich geschlagen und verletzt. Alle haben es gesehen und das ist eindeutig Körperverletzung. Möchtest du Anzeige gegen deinen Vater erstatten? Herr Kasten, auch Sie wurden beleidigt, ebenso wie Maltes Mutter und Lalla Sara. Was ist mit Ihnen?“ Bastis Lippen zitterten, teils vor Wut, teils vor Schmerz über die erlittene Demütigung. Er schämte sich für seine Familie, aber dann fiel sein Blick auf seine Mutter, die sehr still und mit bleicher Miene etwas abseits Platz genommen hatte. Ihre Blicke kreuzten sich und er erkannte, worum sie ihn wortlos bat. Er dachte daran, dass sie ihm vor wenigen Tagen noch, kurz vor Weihnachten, hinter dem Rücken seines Vaters soviel Geld gegeben hatte, damit er sich über Wasser halten konnte. Sie hatte ihm helfen wollen, obwohl sie nicht damit glücklich war, als er sich geoutet hatte. Und er dachte daran, dass sie weiter mit diesem Irren leben musste, da hatte Cosmin recht gehabt mit seiner Einschätzung. Sein Vater war ein verrückter Spinner, das stand mal fest. Sebastian atmete tief durch und beruhigte sich langsam. Aber ich habe Cosmin und Malte und die Bucharis und kann mir mein Leben aufbauen. Ich bin ja
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