Böses Blut der Vampire
bestimmte Vorstellungen mit diesen Erbstücken, die er umzusetzen gedachte. Der jüngere Vampir, wobei das Alter eigentlich keine Rolle spielte, hatte sich ihm untergeordnet und tat im Großen und Ganzen das, was Ioan wollte. Er hatte sich in einige der Geschäfte des Älteren einspannen lassen, jedenfalls in die harmlosen, die nicht nur den Eindruck erweckten, legal zu sein. Bei allen anderen stellte er sich ungeschickt an, dass Ioan ihn lieber außen vor ließ, auch wenn er den Verdacht hegte, dass der Jüngere sich absichtlich so verhielt. „Warst du da nicht letztens? Du weißt, dass ich es nicht wünsche, wenn du allein unterwegs bist.“ „Mir ist nichts aufgefallen, jedenfalls nichts, was mir neu wäre. Ist nicht mein Problem, wenn die Einlasskontrolle Tichon, Angelu und Daciu nicht reinlässt“, funkelte Cosmin den Älteren an. „Ich war da nur eine Kleinigkeit trinken“, und er betonte das trinken besonders. In Ioans Augen war sein Cousin schwach, nicht nur dass er kaum Interesse hatte, sich um die Mehrung des Besitzes zu kümmern. Ioan machte Jagd auf alles, wenn er Durst hatte, und er nahm wenig Rücksicht, die wenigsten seiner Beutestücke überlebten. Er war der Ansicht, dass ihm das zustand. Als Vampir stand er am Ende der Nahrungskette, mit seiner Abstammung aus einem der ältesten Fürstengeschlechter sowieso, was kam es da auf ein paar verschwundene Menschen an? Lästig war höchstens die Fragerei der Polizei, jedenfalls solange, bis Ioan sich die Beamten vornahm. Danach wären sie nicht einmal dann auf die Idee gekommen, ihn nach dem Verbleib seiner Opfer zu befragen, wenn sie den Vampir mit den Zähnen im Hals seiner Opfer erwischt hätten. Allenfalls hätten sie ihm eine Serviette angeboten und gefragt, ob sie für ihn die Leiche entsorgen sollten. Cosmin hingegen hatte im Lauf der Zeit einen anderen Geschmack entwickelt, er stillte seinen Durst vorwiegend an jungen Männern und er ließ sie immer leben. Sie kamen oft freiwillig zu ihm, er musste keine Gewalt anwenden. Und nicht nur das, er vergnügte sich sogar mit ihnen. Mehr als einmal hatte Ioan ihn mit einem jungen Mann im Bett erwischt und später dafür gesorgt, dass der Junge niemals davon würde erzählen können, was in Ioans Augen eine Familienschande war. Eines Morgens wachte Cosmin auf und fand den Kopf seines letzten Liebhabers in der Waschschüssel schwimmend. Der jüngere Vampir war in einer Wut auf Ioan losgegangen, die in einen Kampf gemündet war, der dem Älteren die Hilfe seiner Wachen abgefordert hatte. Ioan hatte alles aufbieten müssen, um Cosmin zu besiegen und es war knapp gewesen, äußerst knapp. Die halbe Burg war dabei in Schutt und Asche gelegt worden und seitdem unbewohnbar. Er fragte sich, ob Cosmin sich überhaupt bewusst war, wie knapp es ausgegangen war. Nach dem Kampf schuf der Ältere drei willenlose Kreaturen, die nur eins zu tun hatten. Sie ließen Ioans Cousin nicht aus den Augen und so konnte dieser seinem ekelhaften Laster nicht nachgehen. „Leider besucht auch Sebastian diese Örtlichkeit gelegentlich“, seufzte der Stadtrat bekümmert. „Er tanzt gern, nun ja, er ist jung. Es gefällt mir nicht und ich würde diesen Sündenpfuhl gern schließen lassen. Aber das Ordnungsamt stellt sich quer und sieht keinen Grund.“ „Ihr Sohn ist in Ordnung. Da würde ich mir keine Sorgen machen, der hat das Herz am rechten Fleck“, meinte Ioan Radulescu, der sich an das Abendessen erinnerte. „Ja, aber Plauen braucht eine Alternative. Im Osten der Stadt, etwas außerhalb, gibt es ein altes Anwesen, das ich preiswert erwerben konnte. Mehrere Hektar und die alte Burg mit Wirtschaftsgebäuden. Dabei handelte es sich um die Reste einer alte Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert sowie ein Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Was halten Sie davon, einen Teil des alten Anwesens als vorläufigen Sitz ihrer Verwaltung zu nutzen? Ich würde es Ihnen zu einem fairen Preis vermieten. Bis das neue Gebäude fertig ist, vergehen sicher ein bis zwei Jahre. Dann könnte ich die Wirtschaftsgebäude sanieren und zu einer Begegnungsstätte umbauen, um junge Leute zu festigen und sie christliche Werte zu lehren.“ Ioan blickte zu seiner Investmentberaterin, die einen Augenblick überlegte und dann zustimmte. Beatrix van Oosten war mit einem fotografischen Gedächtnis, das ihr half, Daten, die besser nicht auf Papier gebracht wurden, zu behalten und zu verwenden. Sie nannte das ihre Methode nach Meyer Lansky 12 . „Ein guter
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