Böses Blut der Vampire
Kunden schnell einschätzen konnte und erkannte, wie weit diese zu gehen bereit waren, half ihr einen Kundenstamm auf zubauen, der sich schnell erweiterte. Die von ihr betreuten Kunden sprachen im Bekanntenkreis von ihr und so wuchs ihr Kundenkreis. Ihr einziges Interesse und ihr Lebenszweck war die Finanzwelt, und zwar der sehr diskrete, der dunkle Teil. Der Teil, der nicht fragte, woher und wodurch, sondern wie wird es mehr. Am besten viel mehr.
Sie und Ioan nickten erfreut, als das erwartete Abstimmungsergebnis vorlag, doch Cosmin verzog keine Miene, als Peter Harrach nach der Abstimmung gratulierte. Er hatte sich Dossiers über seine Parteifreunde angelegt. Getreu der bekannten Steigerung „Feind, Todfeind, Parteifreund“ und der Maxime, dass man diejenigen, die man nicht besiegen könnte, umarmen müsse, hatte er sich in der Plauener CDU hochgearbeitet. Parteiintern und bald darüber hinaus war als Ayatollah Torquemada von Plauen bekannt und engagierte sich im kirchlichen Umfeld der Diözese Dresden-Meißen.
„Glückwunsch, dann gehen wir nun in die Startphase über. Ein großes Vorhaben, das für Plauen und die ganze Region gut sein wird. Hundert Arbeitsplätze in Ihrer Spedition, dazu ein architektonisch attraktives Verwaltungsgebäude mit Betriebskindergarten und nur geringe Auflagen. Mehr können Sie sich doch nicht wünschen?“ Der ältere Vampir nickte gut gelaunt. „Ja, und dafür kann ich mich bei Ihnen nur bedanken. Ich werde meine Zusagen nicht vergessen, aus den Reihen der Leute aus Ihrer christlichen Gruppe Fahrer und Mitarbeiter einzustellen.“ Bei diesen Worten strahlte der Stadtrat. Plauen litt unter hoher Arbeitslosigkeit und es gab für junge Leute wenig Chancen. Und junge Leute ohne Perspektive waren kein gutes Potenzial für eine Gesellschaft. Aus perspektiv- und arbeitslosen jungen Leuten wurden Herumlungerer, dann Alkoholiker, Drogensüchtige und Kriminelle. Und zum Schluß haben wir hier Verhältnisse wie in der Bronx, dachte Peter Harrach . Ohne jede Ordnung. . Da ist es gut, dass die Rumänen hier investieren wollen. Gut für Plauen, gut für mich. „Was halten Sie davon, wenn wir eine Kleinigkeit essen gehen und den Erfolg feiern? Cosmin, Beate, wie sieht es aus? Ich lade ein“, blickte Ioan fragend in die Runde. Ein kurzes Nicken und Ioan forderte noch den Stadtrat auf, auch die beiden Söhne Johannes und Paul zu informieren, dann könne man gemeinsam den Abend verbringen.
Kurz darauf trafen sie sich beim Italiener. Das Gespräch drehte sich um Einzelheiten des Bauvorhabens. Wann wohl der Baubeginn wäre und irgendwann kam dann die Frage Ioan Radulescus, ob er sich nicht revanchieren könne, wo man doch so viele gemeinsame Interessen hät te. Das erfolgreich abgeschlossene Grundstücksgeschäft, nun das große Bauvorhaben mit den Investitionen und den Arbeitsplätzen, er könne sich grundsätzlich vorstellen, noch mehr zu unternehmen. Auch Ioans Investmentberaterin sekundierte, ihr seien noch andere Investoren aus Osteuropa bekannt, die bei diesen günstigen Bedingungen sicher Interesse hätten, sich in Oberlosa anzusiedeln. Die drei Harrachs waren Feuer und Flamme und Peter Harrach schlug vor, eine Consulting Agentur zu gründen, um diese investitionswilligen Unternehmen anzulocken. Dann kam der Stadtrat noch auf ein ihm besonders am Herzen liegenden Vorhaben zu sprechen. „Wie Sie ja wissen, betreue ich diese Gruppe junger Leute in unserer Kirchengemeinde, von denen einige intensiver geistlicher Beratung benötigen, um den rechten Weg zu finden. Leider haben wir nur wenig Möglichkeiten, wo junge Menschen hier ihre Freizeit christlich gestalten können, dafür aber Stätten des Lasters wie das Sodom, wo Drogen gehandelt werden und noch andere ekelhafte Dinge passieren. Sündenpfuhle, wo Unschuldige auf Menschen niederer Moral treffen und in Versuchung geführt werden.“ Die Investmentberaterin blickte ihren Chef an. Hatte sie gerade die Begriffe Stätten des Lasters, Sündenpfuhle und niedere Moral gehört? Diese Begriffe gab es höchstens in ihrem passiven Wortschatz. Cosmin zuckte bei Erwähnung des Sodoms zusammen, hatte sich aber sofort unter Kontrolle, als er den stechenden Blick von Ioan spürte. Sein Cousin Cosmin unterlag seiner ganz besonderen Aufmerksamkeit, denn der hatte in seinem Besitz ein paar Familienerbstücke, an denen Ioan interessiert war. Bislang hatte Ioan kein Mittel gefunden, Cosmin dazu zu bringen, ihm diese Erbstücke zu überlassen. Ioan verband
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