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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Stockholm und das Umland konzentrierte. Und dann würde er etwa bei sechzig oder siebzig angekommen sein – das war zu bewältigen.
    Jorge Chavez warf die Liste vor sich auf den Schreibtisch und holte seine eigene Liste hervor. Darauf schrieb er als Punkt drei »Volvoscheiß«. Punkt eins war »Hüttenscheiß«, nämlich bei möglichst hellem Tageslicht zu der Alptraumhütte in Riala zurückzufahren und den dort tätigen Technikern beizustehen, die zu ihrer beredten Verwunderung nicht ein einziges Haar am Tatort gefunden hatten und deshalb ihre Suche intensiv fortsetzten. Punkt zwei war »Hallscheiß«, was bedeutete, sich nach Hall zu begeben und mit Andreas Gallanos Mitgefangenen zu sprechen und seine Hinterlassenschaft durchzugehen, die sich seit seiner Flucht vor einem Monat noch dort befand.
    Chavez hatte also eine Niete gezogen, auf der Gallano stand, und als sei das nicht schon genug, hatte man ihm außerdem den verdammten Volvo zugeteilt. Es war das Erbe von Kerstin, und er konnte nicht verhindern, daß er einen Stich von neidvollem Groll ihr gegenüber verspürte; er und Hjelm hätten verdammt noch mal bedeutend mehr beim FBI ausrichten können. Immerhin waren sie es, die eine Strähne erwischt hatten: erst Laban Hassel, dann Andreas Gallano.
    Nicht so ganz im stillen fragte er sich, was er getan hatte, um diese Deppenaufgabe zu verdienen. Er hatte schließlich in Arlanda keine Kleinkinder umgerannt und bei der Paßkontrolle keine Bräute angegrapscht. Er war nicht zu einer Säuberungsaktion ä la Charles Bronson nach Tallin verschwunden und auf den Bodenplanken geendet wie eine gefallene Version des erstgeborenen Sohnes. Dennoch saß er hier mit dem schlimmsten Scheißauftrag, während Norlander seine wenigen Gehirnzellen in tiefe Falten legte und den zweitspannendsten Auftrag versaute: sich um John Doe zu kümmern. Das war ein Job für den richtigen Mann – und Norlander war definitiv nicht der richtige Mann.
    Chavez' sehr zurückhaltender Vorschlag zu tauschen, hatte ihm zwei Dinge eingebracht: einen eisig neutralen Blick von Hultin und eine Liste von zweihundert dunkelblauen Volvos.
    Er schaltete mit der Fußspitze die Kaffeemaschine in der Ecke ein und fixierte den Filter, bis sich der erste Tropfen unter die frisch gemahlenen kolumbianischen Bohnen mischte. Dann wanderte sein Blick quer über den Schreibtisch, wo Hjelm glänzte, allerdings nur durch seine Abwesenheit.
    Der Mann mit dem Goldhelm, dachte Chavez maliziös. Rembrandts Fälschung. Das vielleicht meistbewunderte Gemälde des Meisters, das, wie sich herausstellte, von einem anonymen Lehrling stammte.
    Er vermißte ihn schon.
    Dann seufzte er tief, versuchte das Kunststück, sich Kaffee einzuschenken, während das heiße Wasser noch durchlief, und tauchte ab ins Volvo–Inferno.
    Die Zukunft gehörte nicht ihm.

23
     
    Die Nichtzeit war vergangen. Die Stunden, die es nicht gab, waren vorbei. Sie landeten in Newark bei sengender Vormittagssonne, die das unüberschaubare System von Start– und Landebahnen umfing; aus der Luft betrachtet, flimmerten sie wie die verhedderte Angelschnur eines ungeübten Fliegenfischers in der Morgensonne.
    Paul und Kerstin hatten während des Fluges nicht viele Worte gewechselt, und das kam nicht nur daher, daß sie über den Fall nachgegrübelt hatten; die Störungen zwischen ihnen schienen weiterhin zuzunehmen – obwohl keiner von beiden besonders viel darüber nachdachte.
    Sie wurden durch die Paßkontrolle befördert und gelangten in die riesige Ankunftshalle. Eine Menge Menschen standen da und hielten Schilder mit den Namen ihrer unbekannten Gäste hoch. Nachdem sie ein paar Minuten über die Sache diskutiert hatten, kamen sie zu dem Schluß, daß das Schild in der Hand eines großgewachsenen Uniformierten mit dem von Lewis Carroll inspirierten Text »Jalm, Halm« sich an sie richten mußte. Das berühmte Komikerpaar Jalm & Halm grüßte den Giganten artig, dessen Namen sie als Jerry Schonbauer deuteten, und wurde weiter zum Gepäcklaufband geführt. Dort wartete ein ebenso gut gekleideter, aber etwas weniger steifer und etwas weniger FBI–typischer Schwarzer um die Fünfzig. Während der riesige Schonbauer seinen Platz in der Hierarchie gleich hinter ihm einnahm, streckte der farbige Mann ihnen mit einem unverfälscht willkommen heißenden Lächeln die Hand entgegen und sagte:
    »Ray Larner, FBI. You must be Officers Jalm and Halm from Stockholm.«
    »Paul Hjelm«, sagte Jalm.
    »Kerstin Holm«, sagte

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