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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Woche tot.«
    Nächstes Bild. Noch ein nichtidentifiziertes Opfer. Ein schlanker, durchtrainierter weißer Mann um die Sechzig, nackt, auf die gleiche Weise entstellt wie Spender. Die Bilder waren grauenhaft. Dämmerung, ein dunkles Licht hing über den Baumkronen, und das einzige, was leuchtete, war die Leiche. Sie saß aufrecht auf einem Stein im Wald. Leichenstarre. Die Arme gerade ausgestreckt, wie von einer unwiderstehlichen inneren Kraft gehoben, die Knochen staken aus den Händen hervor wie Nägel, die von innen eingeschlagen waren. Die offenen Augen starrten anklagend darauf.
    Hjelm fand nicht, daß man sich daran gewöhnte; ihm war im Gegenteil immer mehr danach, sich zu übergeben.
    So ging es weiter, eine furchtbare Kavalkade. Es überstieg schnell die Grenze des menschlichen Fassungsvermögens. Die Quantität machte es immer grauenhafter. Langsam, aber sicher gingen ihnen die Dimensionen dieses Falles auf, mit welch unfaßbaren Anhäufungen menschlichen Leids sie es zu tun hatten. Kerstin mußte zweimal weinen, vollkommen lautlos; Hjelm spürte ihre Schulter leicht an seiner beben. Er selbst weinte nur einmal, aber um so hörbarer.
    »Möchten Sie, daß ich aufhöre?« fragte Schonbauer ruhig. »Ich selbst habe es erst beim dritten Versuch geschafft. Und ich bin einiges gewohnt.«
    Larner schnarchte laut neben ihnen.
    »Nein, machen Sie weiter«, sagte Hjelm und versuchte, sich davon zu überzeugen, daß er sich wieder beruhigt hatte.
    »Wir haben so viele davon«, sagte Schonbauer gedämpft. »So unglaublich viele Serienmörder, und niemand kann im Grunde auch nur einen verstehen. Am wenigsten verstehen sie sich selbst.«
    Sie fingen nicht an zu schnarchen, aber zum Schluß schaltete sich der Schutzmechanismus ein, und sie wurden langsam unempfindlicher. Als schrecklicher Schlußpunkt weckte sie Lars–Erik Hassel. Er saß auf seinem Stuhl mit zerfetzten Fingern, die in alle Richtungen standen, sein Geschlechtsteil war ein Sumpf von halbflüssigen Resten. Im Hintergrund erkannten sie Teile eines großen Flugzeugrumpfes durch die Fensterluke.
    Sein Kopf war nach hinten verdreht, und er starrte sie verkehrt herum an, der Schmerz war mit Ekel vermischt, die Qual mit widersinniger Erleichterung.
    Vielleicht, dachte Hjelm, war er erleichtert, daß es nicht Laban war.
    Das Licht wurde wieder heller gedreht. Schonbauer kehrte zu dem Tisch zurück und setzte sich, mit den Beinen baumelnd wie ein junges Mädchen. Larner wachte mit einem Ruck in einem Schnarchlaut auf. Hjelm rollte mit den Schultern. Holm saß völlig bewegungslos. Für eine ganze Weile wollte keiner dem anderen in die Augen sehen.
    Larner stand auf, gähnte und streckte sich, daß es in seinem kompakten Körper knackte. »Und jetzt haben Sie noch etwas Nachtisch zum Festmahl?« fragte er nur.
    Kerstin überreichte ihm schweigend die schwedischen Akten. Larner öffnete sie, blätterte rasch die Fotos durch und gab sie Schonbauer, der sie bald in die Dokumentation einfügen sollte.
    Ohne ein Wort verließ Larner den Raum. Sie bedankten sich bei Schonbauer, der kurz nickte, und folgten Larner. Sie wanderten weiter durch die Korridore, bis sie an eine Tür ohne Namensschild kamen. Sie betraten einen leeren Raum.
    »Ihr Arbeitszimmer«, sagte Larner mit einer kleinen Geste. »Ich hoffe, Sie können zusammen arbeiten.«
    Das Büro sah genauso aus wie Larners, abzüglich sämtlicher Lebenszeichen. Die Frage war, wieviel Eigenes sie beizutragen hatten. Der Schreibtisch war von der Wand abgerückt und mit zwei Stühlen komplettiert worden, die einander gegenüberstanden. Zwei Computer rieben ihre Rücken aneinander, daneben eine Telefonanlage und eine kleine Liste. Larner nahm sie auf und zeigte darauf.
    »Meine Nummer, Jerrys Nummer, mein Suchruf, Jerrys Suchruf. Sie können uns jederzeit erreichen. Die Namen der aktuellen Dateien mit Beschreibung, Pins, Chipkarten für Gäste mit Codes, damit Sie hier hereinkommen, aber nur hier. Verschlossene Türen sind ganz einfach Türen zu Räumen, zu denen Sie keinen Zugang haben. Sie haben weder die Möglichkeit noch Veranlassung, diesen Korridor zu verlassen. Toiletten, Damen und Herren, sind ein paar Türen weiter den Korridor entlang. Es gibt mehrere Kantinen, ich empfehle Ihnen La Traviata zwei Treppen höher. Noch Fragen?«
    Keine Fragen. Oder unendlich viele – je nachdem. Jedenfalls wurden keine gestellt.
    Larner fuhr fort: »Es ist schon halb vier. Wenn Sie wollen, können Sie noch ein paar Stunden

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