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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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er eine Hand auf ihre Schulter und schüttelte den Kopf. Es gefiel ihm nicht, dass sie so problemlos ins Haus gekommen waren. Darum hielt er mit angespannten Muskeln und fluchtbereit auf der Schwelle inne.
    Es gab verschiedene Arten von Stille. Sie konnte ganz unterschiedliche Eigenschaften annehmen, die auseinanderzuhalten man ihm beigebracht hatte. Sechzig lange Sekunden lauschte er reglos, bis er endlich zu dem Schluss kam, dass das Haus tatsächlich leer war. Erst dann nahm er die Hand von Honors Schulter. »Ich glaube, es ist okay.«
    Die wenigsten Operationsräume waren so steril wie Stan Gillettes Küche. Coburn schätzte, dass diese Sterilität den Mann selbst widerspiegelte. Kalt, unpersönlich, unnachgiebig, keine dunklen Winkel, in denen sich emotionaler Staub ansammeln konnte.
    Was auch ihn selbst ziemlich genau beschrieb, erkannte Coburn.
    Er schob den Gedanken beiseite und fragte Honor, wo Eddies Sachen lagerten.
    »Eigentlich überall im Haus. Wo willst du anfangen zu suchen?«
    Sie führte ihn in Eddies früheres Kinderzimmer. »Es hat sich seit meinem ersten Besuch hier im Haus kaum verändert. Damals wollte Eddie mich seinem Vater vorstellen. Ich war unglaublich nervös.«
    Coburn interessierte das einen feuchten Dreck, und seine Gleichgültigkeit war ihm offenbar anzumerken, denn sie beendete abrupt ihren nostalgischen Ausflug in die Vergangenheit und blieb mitten im Zimmer stehen, die Hände verlegen vor dem Bauch gefaltet.
    »Was ist denn?«, fragte er.
    »Es ist ein komisches Gefühl, in diesem Haus zu sein …«
    »Ohne Eddie?«
    » Mit dir wollte ich sagen .«
    Ihm fielen aus dem Stand mehrere Antworten ein, aber alle waren entweder vulgär oder unpassend, und er hatte keine Zeit für das Wortgefecht, das ein zweideutiger Kommentar nach sich ziehen würde. Also verzichtete er auf jede Erwiderung und deutete stattdessen auf einen Schreibtisch. »Du leerst die Schubladen aus. Ich nehme mir den Kleiderschrank vor.«
    Er durchsuchte ihn genauso gründlich wie die Schränke in Honors Haus. So wie es aussah, hatte Gillette nichts von dem weggeworfen, was früher seinem Sohn gehört hatte. Coburn widerstand der Versuchung, in Hektik zu verfallen, und bemühte sich, nichts zu übersehen oder beiseitezulegen, bevor er es genau untersucht hatte.
    Es war naheliegend, dass Eddie wichtige Dokumente in seinen Uniformen versteckt hatte, weshalb Coburn jeden Saum, jedes Futter und jede Tasche daraufhin untersuchte, ob etwas hineingenäht war. Außer ein paar Fusseln fand er nichts.
    Als eine Stunde vergangen war und er immer noch nichts vorzuweisen hatte, kam er allmählich unter Druck. »Ist Gillette tagsüber oft außer Haus?«, fragte er Honor.
    »Er hat einige feste Termine, aber seinen genauen Tagesablauf kenne ich nicht.«
    »Glaubst du, er ist gerade bei einem dieser Termine?«
    »Nein, ich glaube, er ist gerade auf der Suche nach Emily und mir.«
    »Das glaube ich auch.«
    Es verstrich eine weitere Stunde, während der er immer frustrierter wurde. Seine Zeit war beschränkt, und sie zerrann ihm unter den Fingern. Er sah Honor an, um sie noch einmal nach den Gewohnheiten ihres Schwiegervaters zu fragen, aber die Frage erstarb ihm auf den Lippen.
    Sie saß auf dem Doppelbett, auf dem Schoß einen Karton mit Erinnerungsstücken, größtenteils Medaillen und Bändern, die Eddie während seiner Schulzeit bei verschiedenen Sportveranstaltungen gewonnen hatte. Sie weinte still vor sich hin.
    »Was ist denn los?«
    Ihr Kopf ruckte hoch. Tränen flossen aus ihren Augen. »Was los ist? Was los ist? Das ist los, Coburn. Das hier!« Sie ließ die Medaille fallen, die sie zwischen den Fingerspitzen gerieben hatte, und schubste den Karton so energisch von sich weg, dass er von der Bettkante rutschte und kopfüber auf dem Boden landete. »Ich komme mir vor wie eine Grabräuberin.«
    Was erwartete sie von ihm? Dass er sagte: Es tut mir leid, du hast recht, lass uns verschwinden? Das würde er bestimmt nicht sagen, oder? Darum sagte er lieber gar nichts. Ein paar Sekunden sahen sie sich schweigend an.
    Schließlich schnaufte sie resigniert und wischte die Tränen weg. »Auch egal. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst.«
    Sie hatte recht. Er verstand tatsächlich nicht, warum sie sich so aufregte. Weil er schon einmal ein echtes Grab ausgeraubt hatte. Nachdem er in dem verwüsteten Dorf alles nach Überlebenden durchsucht und dabei festgestellt hatte, dass nicht einmal das ausgehungerte Vieh verschont worden war,

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