Böses Herz: Thriller (German Edition)
Muskelkrämpfe? Kopfweh? Fieber hatte er keines. Und sie untersuchten ihn täglich auf wundgelegene Stellen. Weil sie nicht wussten, woran er litt, konnten sie sein Leiden nicht lindern, und das war für alle Eltern die schlimmste Folter.
Vielleicht hatte er auch nur Angst bekommen, und ihre Anwesenheit an seinem Bett hatte ihn beruhigt, denn schließlich war er wieder eingeschlafen. Dennoch war es eine anstrengende Nacht gewesen. Und so fühlten sie sich heute, mit Toms beruflicher Krise im Nacken, besonders ausgelaugt.
Nachdem sie Lanny versorgt hatten, hatte er Janices Angebot, ihm etwas zu essen zu machen, ausgeschlagen und sich stattdessen mit ihr ins Fernsehzimmer gesetzt, wo er ihr von Hamiltons falschem Spiel erzählt hatte. Ihm war aufgefallen, dass der Computer eingeschaltet war, und sie hatte ihm auf seine Bemerkung hin gestanden, dass sie den Morgen damit zugebracht hatte, sich über einige Pflegeheime in der weiteren Umgebung zu informieren.
Für Tom war das ein Schritt in die richtige Richtung. Wenigstens halbwegs. Paradoxerweise würde er in eine Sackgasse führen. Er war fast erleichtert, dass ihn eine andere Krise von dieser ablenkte.
»Woher weißt du, dass er diesmal die Wahrheit sagt?«, fragte Janice.
»Du meinst, dass Coburn wirklich ein Undercoveragent ist?«
»Der Mann kommt mir genauso wenig wie ein FBI-Agent vor wie …«
»Wie ich.«
Ihre betretene Miene verriet ihm, dass er ihr die Worte aus dem Mund genommen hatte. Sie versuchte ihre Bemerkung abzuschwächen. »Ich meine damit, dass es mir eher so vorkommt, als wäre etwas in Coburn unter Druck zerbrochen. Schließlich hat er, Fred Hawkins mitgerechnet, acht Menschen getötet.«
»Hamilton behauptet, Coburn hätte die Männer in der Lagerhalle nicht erschossen.«
»Wer soll es sonst gewesen sein?«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Weiß er es?«
Tom zuckte mit den Achseln.
Sie atmete tief und sichtlich verärgert aus. »Er treibt also immer noch seine Spielchen mit dir.«
»Er ist paranoid.« Schließlich hatte Hamilton unverblümt behauptet, dass Toms Büro löchrig war wie ein Sieb und dass ununterbrochen Informationen nach außen sickerten. Auch Deputy Crawford hatte etwas von Maulwürfen gemunkelt, die in den verschiedenen Ermittlungsbehörden säßen. »Alle sind paranoid, und zwar aus gutem Grund«, erklärte er Janice.
»Warum hat Coburn dich nicht zu Hilfe gerufen, als ihm alles um die Ohren flog? Warum ist er aus der Lagerhalle geflüchtet und hat das Haus der Gillettes auf den Kopf gestellt, sodass ihn alle für einen Verbrecher halten mussten?«
»Weil er seine Tarnung nicht auffliegen lassen wollte. Außerdem ist Hamilton sein einziger Führungsoffizier. Hamilton hat ihn in Marsets Firma eingeschleust, ohne dass irgendwer davon wusste. Ich war nicht einmal ein Notkontakt für Coburn.«
»Bis heute.« Janice gab sich keine Mühe, ihre Verbitterung zu verhehlen. »Aber jetzt, wo Hamiltons Wunderknabe mit dem Rücken zur Wand steht, lädt er es dir auf, ihn wohlbehalten ins Büro zu bringen. Du weißt, was das bedeutet, oder? Es bedeutet, dass du als Sündenbock gebraucht wirst, falls irgendwas schiefgeht. Nicht Clint Hamilton, der sicher und weit weg in seinem gepolsterten Bürosessel in Washington sitzt.«
Natürlich hatte sie recht, aber es irritierte ihn, dass seine Frau seine nagenden Bedenken in Worte kleidete. Er murmelte: »Vielleicht kommt es gar nicht dazu.«
»Wie meinst du das?«
»Erst einmal muss Hamilton mit Coburn Verbindung aufnehmen, und der ist da sehr zurückhaltend. Dann muss er ihn überreden, sich mir anzuvertrauen, und ich weiß nicht, wie er ihm das verkaufen will.«
»Warum sollte er auf Sicherheit und Schutz verzichten wollen?«
»Weil er nicht glaubt, dass wir – das FBI – ihm beides bieten können. Andernfalls hätte er mich wahrscheinlich direkt angerufen, genau wie du gesagt hast. Ehrlich gesagt, kann ich ihm nachfühlen, dass er so vorsichtig ist. Wenn Marset tatsächlich so viel Dreck am Stecken hatte, wie ihm nachgesagt wird, dann kann niemand wissen, was Coburn an Beweisen zusammengetragen hat. Jeder, mit dem Marset unsaubere Geschäfte gemacht hat, hat Coburn jetzt auf seiner Abschussliste stehen.
Und dann gibt es noch Leute, die persönlich an ihm Rache nehmen wollen. Wie ich gehört habe, will ihm Doral Hawkins ans Leder. Genau wie Mrs. Gillettes Schwiegervater. Hamilton befürchtet, dass jemand Selbstjustiz üben könnte.«
»Er will Coburn lebendig.«
»Er will
Weitere Kostenlose Bücher