Böses Herz: Thriller (German Edition)
stellen konnte.
Honor zitterte am ganzen Körper. »Wird er mein Baby umbringen?«
So schlimm die Wahrheit auch war, er konnte Honor nicht belügen. »Ich weiß es nicht.«
Sie stöhnte so abgrundtief verzweifelt auf, dass er seinen gesunden Arm um sie legte, sie an seine Seite zog und seine Wange auf ihren Scheitel legte.
»Wir müssen die Polizei rufen, Coburn.«
Als er nicht darauf einging, hob sie den Kopf und sah ihn an. »Das könnten wir«, sagte er leise.
»Aber du findest das keine gute Idee.«
»Sie ist dein Kind, Honor. Diese Entscheidung musst du treffen. Und ich werde jede Entscheidung akzeptieren. Aber ich glaube, der Bookkeeper wird es sofort erfahren, wenn du die Polizei ins Spiel bringst.«
»Und dann stirbt Emily.«
Er nickte in tiefer Trauer. »Wahrscheinlich. Der Bookkeeper wird bestimmt nicht einknicken. Er muss seine Drohung wahr machen, wenn er nicht als Schwächling dastehen will. Und das wird er keinesfalls zulassen. Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber ich will dir nichts vormachen.«
Sie knabberte an ihrer Unterlippe. »Und das FBI?«
»Ist nicht besser. Wie man an VanAllen sehen konnte.«
»Wir sind also auf uns allein gestellt?«
»Ich werde absolut alles tun, um Emilys Leben zu retten.«
»Absolut alles.« Beide wussten, was damit gemeint war. »So lautet der Deal, stimmt’s? Dein Leben gegen das von Emily.«
»So lautet der Deal.« Aber diesmal sagte er es ohne sein gewohntes Achselzucken. Dass er sterben könnte, war ihm nicht mehr so egal wie noch vor wenigen Tagen. Der Tod war kein mögliches Ende mehr, das er stoisch und gelassen in Betracht zog.
»Ich will aber nicht, dass du stirbst«, erklärte sie mit heiserer Stimme.
»Vielleicht sterbe ich ja nicht. Ich habe immer noch ein Ass im Ärmel.«
Er nahm den Arm von ihr, setzte sich an den Computer und öffnete die Datei auf dem USB-Stick.
»Dafür haben wir jetzt keine Zeit.« Honor stand hinter ihm und rang die Hände. »Wo ist Emily jetzt? Hast du sie weinen hören?«
»Nein.«
Sie stieß einen Klagelaut aus. »Ist das gut oder schlecht? Bestimmt hat sie Angst. Warum hat sie nicht geweint? Glaubst du, das heißt … was heißt das?«
»Ich versuche nicht darüber nachzudenken.«
Er konnte verstehen, dass sie fast hysterisch wurde, trotzdem versuchte er ihr Weinen auszublenden, weil er sich auf seine Aufgabe konzentrieren musste und dabei keinen Fehler machen durfte. Er öffnete Gillettes Browser, rief die Seite eines Mailproviders auf und wählte sich mit seinem Passwort in sein Account ein. Dann schickte er die Datei auf dem USB-Stick als Anhang einer E-Mail los, bevor er sich wieder ausloggte, den Browserverlauf löschte und den Browser schloss, damit niemand ohne größeren Aufwand feststellen konnte, dass er ein E-Mail-Konto aufgerufen hatte.
Die Adresse, an die er die E-Mail geschickt hatte, war einem einzigen Computer zugewiesen, und dieser Computer konnte nur mit einem Passwort geöffnet werden, das niemand außer ihm und Hamilton kannte. Wo der Computer stand, wusste ebenfalls niemand außer ihnen.
Nachdem alles erledigt war, zog er den Stick aus dem Port, stand auf und legte die Hände auf Honors Schultern. »Wenn ich nicht gewesen wäre, wärst du vielleicht irgendwann in ferner Zukunft gestorben, ohne je zu erfahren, was dieses Tattoo bedeutet. Dann wäre all das nicht passiert.«
»Willst du dich etwa dafür entschuldigen?«
»Irgendwie schon.«
»Coburn.« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Ich brauche jetzt keine Entschuldigungen.«
»Ich entschuldige mich auch nicht für das, was ich getan habe. Sondern für das, worum ich dich jetzt bitten werde. Wenn du Emily lebendig wiedersehen willst …«
»Du setzt sie jedes Mal als Druckmittel ein.«
»Weil du jedes Mal darauf reagierst.«
»Sag mir, was ich tun soll.«
Nach dem Telefonat mit Hamilton war Crawford aus der Polizeistation geeilt, deren Wände offenbar Ohren hatten, und hatte von seinem Handy aus mehrere Polizisten und Hilfssheriffs angerufen, denen er bedingungslos vertraute. Er hatte sie um Hilfe gebeten. Sie mussten die Suche nach Mrs. Gillette, ihrer Tochter und Lee Coburn mit aller Kraft vorantreiben.
Bei einem kurzen, geheimen Treffen mit den zusammengerufenen Männern und Frauen hatte er noch einmal betont, dass kein Wort nach außen dringen durfte. Ein Teil der Eingeweihten sollte erneut die Gebiete durchkämmen, die bereits abgesucht worden waren. »Fahren Sie noch einmal zu diesem Boot, zu Coburns
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