Böses Herz: Thriller (German Edition)
lösten sich nacheinander die Seifenblasen in kleine Tropfen auf.
Heiß und schnell strich sein Atem über ihren Nacken. Dann beugte er gleichzeitig den Kopf über ihre Schulter und hob das Becken an. Es war das kaum wahrnehmbare Zusammenspiel zweier perfekt aufeinander abgestimmter Körperteile. Aber es reichte aus, dass Honor der Atem stockte.
»Jesus.« Das Wort stieg als kaum hörbares Stöhnen aus den Tiefen seines Brustkorbs und hatte mit Sicherheit keinen religiösen Hintergrund.
Honor wagte nicht, sich zu rühren, wagte nicht einmal zu atmen, so fürchtete sie sich vor dem, was sie mit jeder noch so kleinen Bewegung auslösen könnte.
Eine halbe Minute verstrich. Allmählich wich die Anspannung aus seinem Körper, und er lockerte seinen Griff, allerdings nur ein wenig. Mit rauer Stimme sagte er: »Wir hatten eine Abmachung. Solange Sie kooperieren, passiert Ihnen nichts.«
»Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass Sie sich auch daran halten.«
»Damit steht es unentschieden, Lady. Sie haben eben all Ihre Privilegien verspielt.« Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Setzen Sie sich und bleiben Sie sitzen, sonst helfe mir Gott …«
Er sagte das mit solchem Nachdruck, dass er sich nicht einmal die Mühe machte, die Tür wieder zu verriegeln. Sie schaffte es gerade noch zur Wäschekiste, bevor ihre Knie einknickten. Erleichtert, sich setzen zu können, ließ sie sich auf den Deckel sinken.
Er stieg wieder in die Duschkabine. Obwohl sie kein einziges Mal in seine Richtung sah, bekam sie genau mit, wie er das Seifenstück vom Boden aufhob und sich dann abwechselnd einseifte und abspülte, um den Schmutz abzuwaschen.
Sie roch ihr Shampoo und schloss daraus, dass er die Plastikflasche geöffnet hatte. Weil sie wusste, dass er den Kopf zurücklegen musste, um das Shampoo aus den Haaren zu spülen, überlegte sie, ob sie noch einmal wagen sollte, aus dem Bad zu fliehen. Aber sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass ihre Beine sie tragen würden, und sie wollte lieber nicht wissen, was er mit ihr anstellen würde, wenn er sie auch beim zweiten Versuch abfangen würde.
Bis er das Wasser abdrehte, war das Bad dampfig und warm. Sie spürte, wie er die Hand aus der Duschkabine streckte und ein Handtuch vom Halter zog. Ein paar Sekunden später hob er Eddies alte Jeans auf und zog erst sie und dann das verblichene lila T-Shirt an.
»Mein Kopf hat wieder angefangen zu bluten.«
Als sie aufsah, war er immer noch damit beschäftigt, sich mit einer Hand das T-Shirt über den feuchten Rumpf zu zerren und mit der anderen so gut wie möglich die Blutung auf seinem Scheitel zu stillen. Hellrotes Blut rann durch seine Finger.
»Drücken Sie das Handtuch darauf. So fest Sie können.« Sie stand auf und öffnete den Medizinschrank über dem Waschbecken. »Sie sollten die Wunde lieber desinfizieren.«
Sie reichte ihm die Flasche. Er folgte ihrem Vorschlag, schraubte sie auf und kippte reichlich Wasserstoffperoxid direkt auf die Wunde. Sie verzog das Gesicht. »Ist die Wunde tief? Vielleicht muss sie genäht werden.«
»Fürs Erste wird es gehen.«
»Wie ist das passiert?«
»Ich bin mit gesenktem Kopf durch den Wald gelaufen, weil ich nicht stolpern wollte. Und dabei gegen einen tief hängenden Ast gerannt.« Er ließ das blutige Handtuch auf den Boden fallen. »Was interessiert Sie das?«
Sie nahm nicht an, dass er tatsächlich mit einer Antwort rechnete, und gab deshalb keine. Er nahm die Sachen von dem Fenstersims in der Duschkabine. Die Pistole ließ er in den Bund von Eddies Jeans gleiten. Honor fiel auf, dass ihm die Hose ein bisschen zu kurz und der Bund ein Stück zu weit war. Handys, Geld und der Zettel verschwanden in den Vordertaschen. Dann bückte er sich nach seinen Socken und Stiefeln und erklärte ihr: »Sie können die Tür jetzt aufmachen.«
Sobald sie das Bad verlassen hatten, sagte Honor: »Es hätte jemand vorbeikommen können, der nach Ihnen sucht, während wir da eingeschlossen waren. Und dann hätten Sie in der Falle gesessen.«
»Der Gedanke ist mir auch gekommen, aber darüber habe ich mir nicht den Kopf zerbrochen. Dank Ihres Schwiegervaters weiß ich, wo man zurzeit hauptsächlich nach mir sucht.«
»Wo Sie das Boot gestohlen haben?«
»Das ist mehrere Meilen von hier entfernt. Sie brauchen bestimmt eine Weile, bis sie die Fährte wieder aufgenommen haben.«
»Sind Sie sicher ?« Mrs. Arleeta Thibadoux kniff zweifelnd die Augen zusammen. »Weil das nämlich
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