Böses Herz: Thriller (German Edition)
von diesen Ein-Tages-Geschichten ist. Wir holen die Feier morgen Abend nach.«
»Ich möchte sie nur ungern verschieben, schon Emilys wegen. Sie wird ihr Geschenk lieben.«
Sie lächelte hilflos. »Es ist dein Geburtstag.«
»Und das gibt mir jedes Recht, deine Tochter zu verwöhnen, wenn mir der Sinn danach steht.«
Die Geräusche im Hintergrund, die beide von Anfang an gehört hatten, steigerten sich zu richtigem Lärm.
»Was ist das für ein Krach? Wo bist du?«, fragte Honor.
»Ich verlasse eben die Lagerhalle der Royale Trucking Company. Nachdem du krank bist, hast du vielleicht noch nicht gehört, was dort gestern Abend passiert ist.« Er fasste es kurz zusammen. »Fred führt den Suchtrupp an. Doral hat mich kurz eingewiesen.«
Den Blick auf Coburn gerichtet, sagte sie: »Das klingt, als sei der Mann gefährlich.«
»An seiner Stelle hätte ich die Hosen gestrichen voll. Obwohl heute Feiertag ist, hält im Umkreis von fünf Gemeinden alles, was eine Marke trägt, nach ihm Ausschau. Sie werden diesen Mörder im Nu zur Strecke bringen, und dann kann er von Glück reden, wenn sie ihn nicht am nächsten Baum aufknüpfen. Alle können es kaum erwarten, Sam Marsets Tod zu rächen.«
»Gibt es irgendwelche heißen Spuren?«
»Einer Frau wurde gestern Nacht das Boot gestohlen. Sie überprüfen das gerade. Selbst das FBI ist inzwischen an Bord.«
Honor gab einen unbestimmten Laut von sich, der auf alle möglichen Weisen gedeutet werden konnte. Offenbar deutete Stan Gillette ihn als Erschöpfung.
»Ruh dich lieber aus. Ich rufe später noch mal an und erkundige mich nach euch, aber falls du bis dahin irgendwas brauchen solltest …«
»Dann rufe ich an, Ehrenwort.«
Sie verabschiedeten sich, und Stan Gillette trennte die Verbindung. Zögernd ließ Honor das Handy in Coburns ausgestreckte Hand fallen. Gleichzeitig wählte er mit seinem eigenen Handy die Nummer, die er schon einmal angerufen hatte. Wieder landete er auf der Mailbox. »Was für ein Feiertag ist heute?«
»Gestern war der Vierte. Und nachdem der auf einen Sonntag gefallen ist …«
»Ist heute Nationalfeiertag. Scheiße. Daran habe ich nicht gedacht.«
Er steckte beide Handys ein und blieb dann stehen, den Blick nachdenklich auf die Kartons gerichtet, die er eigentlich durchwühlen wollte. »Wie lange schläft die Kleine gewöhnlich?«
»Eine Stunde. Manchmal ein bisschen länger.«
»Okay, ab ins Schlafzimmer.«
Er fasste ihren Ellbogen, aber sie stemmte sich gegen seinen Griff. »Wieso? Ich dachte, Sie wollten seine Akten durchsehen?«
»Das werde ich auch. Danach.«
Ihr Gesicht erschlaffte vor Angst. »Danach?«
»Danach.«
9
E r schob sie in ihr Schlafzimmer. Ihr Herz hämmerte, und sobald sie den Raum betreten hatte, sah sie sich nach etwas um, das sie als Waffe einsetzen konnte.
»Sie setzen sich aufs Bett.«
Sie entdeckte nichts, was sie packen und ihm über den Schädel ziehen konnte, ohne dass er sie zuvor erschoss, aber zumindest konnte sie Gegenwehr leisten. Sie drehte sich zu ihm um und fragte trotzig: »Warum?«
Er hatte die Pistole aus dem Hosenbund gezogen. Er zielte nicht auf sie, aber schon dass er die Waffe locker in der Hand hielt und mit dem Lauf gegen seinen Schenkel klopfte, reichte als Bedrohung. »Setzen Sie sich ans Fußende.«
Sie gab sich geschlagen, allerdings sichtbar widerwillig.
Er trat rückwärts durch die offene Tür in den Flur. Ohne den Blick von ihr zu wenden, schubste er mit dem Fuß den geöffneten Karton mit Eddies Anziehsachen aus dem Flur ins Zimmer und schob ihn weiter über das Parkett, bis er in ihrer Reichweite war.
»Suchen Sie ein paar Sachen aus, die ich anziehen kann. Mir ist egal, was es ist, Ihnen vielleicht nicht. Ich will nicht irgendwelche geweihten Kleidungsstücke beflecken.«
Sie brauchte ein, zwei Sekunden, um zu begreifen, dass er sie nicht vergewaltigen, sondern nur Wechselkleidung von ihr wollte. Allerdings nicht irgendwelche Kleidung. Sondern Kleidung, die Eddie getragen hatte.
Ihr lag auf der Zunge, dass er ihretwegen in seinen blutverschmierten Klamotten verrotten konnte. Aber das würde wenig bringen, denn dann würde er sich nur selbst aus dem Karton bedienen.
Sie ging neben dem Bett in die Hocke und wühlte in den Sachen, bis sie eine abgetragene Jeans und ein T-Shirt mit einem Aufdruck der LSU Tigers gefunden hatte. Sie hielt beides hoch, damit er es begutachten konnte.
»Unterwäsche? Socken?«
»Habe ich nicht aufbewahrt.«
»Okay, nehmen Sie die
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