Böses Herz: Thriller (German Edition)
ungezogene, hundsgemeine Rangen sind, die nix wie Ärger machen. Wenn Sie mich fragen, nehmen die sogar Drogen.«
Tom VanAllen hatte Fred Hawkins den Vortritt gelassen, und so befragte jetzt der örtliche Polizist die Eigentümerin des kleinen Bootes, das ungefähr dort verschwunden war, wo man Lee Coburn zuletzt gesehen hatte. Oder gesehen zu haben glaubte. Dass der Autofahrer, der bei seinem Reifenwechsel beobachtet hatte, wie ein Mann in den Wald gerannt war, tatsächlich Coburn gesehen hatte, ließ sich nicht bestätigen, aber mehr hatten sie nicht in der Hand, also konzentrierten sie sich auf diese Aussage, als wäre es tatsächlich eine handfeste Spur.
Inzwischen hatten sie das Knabentrio von zweifelhaftem Ruf, das eine Viertelmeile von Mrs. Thibadoux entfernt lebte, befragt und als Bootsdiebe ausgeschlossen. Gestern Abend waren die drei mit ein paar Freunden in New Orleans gewesen und hatten dort das French Quarter unsicher gemacht. Sie hatten im Van eines ihrer Freunde übernachtet – oder eher ihren Rausch ausgeschlafen – und waren gerade verkatert und mit blutunterlaufenen Augen heimgekehrt, als die Polizisten aus Tambour eingetroffen waren, um sie zu vernehmen.
All das hatte Fred mittlerweile Mrs. Thibadoux erklärt, die sie trotzdem nicht als Schuldige ausschließen wollte. »Erst vor ein paar Tagen habe ich denen die Leviten gelesen. Da habe ich sie unten am Steg erwischt, wo sie an meinem Boot herumhantiert haben.«
»Ihre Freunde können verbürgen, dass sie seit gestern Abend um acht nicht in der Gegend waren«, versicherte Fred ihr.
»Hm. Na schön.« Sie schniefte. »Das Boot war sowieso nix mehr wert. Seit mein Mann gestorben ist, bin ich nicht mehr damit rausgefahren. Immer wieder habe ich mir vorgenommen, dass ich es verkaufe, aber dann bin ich doch nie dazu gekommen.« Sie grinste und stellte eine Lücke zur Schau, wo ein wichtiger Zahn hingehört hätte. »Jetzt, wo ein Mörder damit geflohen ist, bringt es bestimmt viel mehr ein. Passen Sie bloß auf, dass niemand nix damit anstellt, wenn Sie es finden!«
»Ja, Madam, das werden wir.«
Fred tippte sich zum Abschied an die Hutkrempe und stieg behutsam über die kleinen Jagdhunde, die ausgestreckt auf der Veranda ruhten. Noch während er die Stufen herunterkam, wickelte er einen Kaugummistreifen aus und hielt das Päckchen Tom hin.
»Nein danke.« Tom wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn und wedelte gegen den Schnakenschwarm an, der es auf ihn abgesehen hatte. »Glauben Sie, dass Coburn ihr Boot genommen hat?«
»Vielleicht hat es sich auch von selbst vom Steg gelöst und wurde von der Strömung abgetrieben«, meinte Fred. »Aber sie schwört, dass es sicher festgemacht war. So oder so müssen wir davon ausgehen, dass Coburn es gestohlen hat, und danach suchen.«
Freds knapper, fast abweisender Antwort war anzuhören, wie frustriert er war. Tom spürte, dass dem Polizisten der Geduldsfaden zu reißen drohte. Je länger Coburn auf freiem Fuß war, desto besser standen seine Chancen zu entkommen. Der Druck auf Fred wurde allmählich spürbar. Wie besessen kaute er auf seinem Kaugummi herum.
»Während Sie mit Mrs. Thibadoux gesprochen haben, hat mein Büro angerufen«, sagte Tom. »Die Kontrolle der Trucks hat nichts erbracht.«
Sofort nachdem ihm gestern Abend der Mehrfachmord gemeldet worden war, hatte er angeordnet, alle Sattelschlepper der Royale-Flotte anzuhalten und gründlich zu durchsuchen.
»Das war zu erwarten«, sagte Fred. »Falls Coburn einen Komplizen hatte, der ihn in einem Lastwagen der Firma weggeschmuggelt hat, oder einen Kumpel, der ihm bei seiner Flucht geholfen hat, hätten die ihn weiß Gott wo absetzen können.«
»Das ist mir klar«, erwiderte Tom ätzend. »Trotzdem werden die Fahrer angehalten und befragt. Außerdem überprüfen wir anhand der Firmenunterlagen, wer sich alles im Lauf des letzten Monats in dieser Lagerhalle aufgehalten hat. Womöglich hat sich Coburn mit jemandem zusammengetan, der für eine der Firmen arbeitet, mit denen Royale Geschäftsbeziehungen unterhält. Vielleicht gibt es sogar mehrere Komplizen.«
»Aus der Lagerhalle fehlt nichts.«
»Soweit wir wissen«, betonte Tom. »Vielleicht hat Coburn die Firma schon seit einiger Zeit bestohlen, immer nur um Kleinigkeiten, ohne dass es bis dahin aufgefallen wäre. Vielleicht wurden seine Unterschlagungen erst gestern aufgedeckt, und er hat die Nerven verloren, als Sam ihn zur Rede stellen wollte. Jedenfalls habe ich ein paar
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