Böses Herz: Thriller (German Edition)
nur – und bitte lügen Sie mich nicht an –, werden Sie uns umbringen?«
»Nein.« Sein Blick bohrte sich in ihre Augen, dann wiederholte er rau: »Nein.«
Sie wollte ihm so gern glauben, dass sie es um ein Haar tatsächlich getan hätte. »Aber warum sollte ich mich dann von Ihren Drohungen einschüchtern lassen? Warum sollte ich Ihre Befehle befolgen?«
»Aus Eigeninteresse.«
»Aus Eigeninteresse? Aber ich weiß nicht mal, wonach Sie suchen! Was Sie auch immer suchen …«
»Ist das, was Ihren Mann umgebracht hat.«
11
E rst spät am Abend kehrte Tom nach Hause zurück. Als er ankam, war Janice gerade bei Lanny und wusch ihn mit dem Schwamm ab, so wie sie es jeden Abend taten, bevor sie ihn in seinen Schlafanzug steckten. Morgens zogen sie ihm immer einen Trainingsanzug an. Natürlich war es im Grunde egal, was er trug, aber das tägliche Umziehen war eine bitter notwendige Respektsbezeugung gegenüber dem normalen Leben.
Tom stellte den Aktenkoffer ab und krempelte die Ärmel hoch. »Warum hast du nicht auf mich gewartet, Schatz?«
»Ich wusste nicht, wann du heimkommen würdest, und ich wollte ihn fertig zum Schlafen machen, damit ich mich dann entspannen kann.«
»Tut mir leid. Aber ich wollte noch einen Teil des Schreibkrams erledigen, der wegen der Sache in Tambour anfällt, weil morgen bestimmt die Hölle los ist. So wie immer nach einem Feiertag. Und diese Krise macht es doppelt schlimm.«
Er trat ans Bett und schob Janice mit dem Ellbogen beiseite. »Setz dich. Ich mache den Rest.« Bevor Tom den Schwamm ins warme Wasser tunkte, beugte er sich über seinen Sohn und küsste ihn auf die Stirn. »Hallo, Lanny.«
Lannys Blick blieb starr. Die ausbleibende Reaktion erfüllte Tom mit der vertrauten Trauer. Er tauchte den Schwamm ins Wasser, wrang ihn aus und wischte dann damit über Lannys Arm.
»Wie geht’s damit voran?«, fragte Janice.
»Womit?«
»Mit der Sache in Tambour?«
Lannys Arm lag schwer und reglos in Toms Hand, als er ihn anhob, um die Achselhöhle zu säubern. »Der Verdächtige ist noch auf freiem Fuß. Wenn du mich fragst, müsste er ganz schön blöd sein, länger als nötig in der Gegend zu bleiben. So wie ich es sehe, hat er sich von einem Kumpel aus der Firma in dessen Truck mitnehmen lassen und ist so schnell wie möglich aus Louisiana verschwunden.«
»Gibt es denn so einen Trucker-Kumpel?« Sie hatte sich in dem Fernsehsessel in der Zimmerecke niedergelassen und die Füße untergeschlagen. Der Liegesessel diente als Notbett, falls Lanny nachts unruhig schlief.
»Wir haben noch keinen gefunden, aber inzwischen überprüfen wir alle Firmen, mit denen Royale Geschäftsbeziehungen unterhält. Fred Hawkins hält das für Zeitverschwendung. Er glaubt, dass Coburn immer noch in der Gegend ist.« Er lächelte ihr zu. »Er spürt ihn so deutlich, dass sich seine Nackenhaare aufstellen.«
»Oh Mann«, prustete sie. »Was kommt als Nächstes? Kaffeesatzlesen? Ich hoffe, er verlässt sich nicht allein auf seinen sechsten Sinn, um den Mörder zu finden.«
»Er wird vor allem Grips brauchen.«
»Glaubst du, dass Fred der Aufgabe gewachsen ist?«
Tom begann Lannys Beine und Füße zu waschen. »Motiviert ist er jedenfalls. Mrs. Marset hat beim Superintendent persönlich angerufen und der Polizei Druck gemacht, den der Superintendent postwendend nach unten weitergegeben hat. Marsets Kirche hält heute Abend eine Nachtmesse für ihn. Damit machen Gott und Regierung gemeinsam Feuer unter Freds Hintern, und allmählich spürt er die Hitze.«
»Vorhin klang er ziemlich zuversichtlich.«
Sie deutete auf den Fernseher, der auf der Kommode gegenüber dem Bett stand und rund um die Uhr lief, in der Hoffnung, dass irgendeine Sendung bei Lanny eine Reaktion auslösen könnte. Im Moment lief zwar das Bild, aber der Ton war ausgeschaltet.
»In den Abendnachrichten war zu sehen, wie sich Fred den Fragen der Reporter gestellt hat«, erzählte Janice. »Er schien überzeugt, dass der Stiefelabdruck und die Blutspritzer, die ihr heute Nachmittag entdeckt habt, den Durchbruch bringen würden.«
Es gefiel Tom, dass sein eigener, von ihm leicht übertrieben dargestellter Beitrag sie angemessen zu beeindrucken schien.
Er nutzte die Gunst des Augenblicks und malte seine Geschichte weiter aus. »Habe ich dir schon von Mrs. Arleeta Thibadoux erzählt?« Seine Schilderung der skurrilen und mehr oder weniger zahnlosen Lady entlockte Janice tatsächlich ein Lachen. In diesem Moment entdeckte er eine
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