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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nickte.
    Dieser Sorge enthoben, drehte er ihr den Rücken zu und studierte das Chaos, das er in ihrer Wohnung angerichtet hatte. Als er heute Morgen hier aufgekreuzt war, hatte alles an seinem Fleck gestanden. Das Haus hatte bewohnt, aber ordentlich und aufgeräumt gewirkt. Heimelig. Und es hatte nach Kuchen geduftet.
    Jetzt lag alles in Trümmern, und er stand immer noch mit leeren Händen da.
    Eine Sackgasse.
    Was ziemlich treffend das Leben und Wirken eines gewissen Lee Coburn zusammenfasste, an den man sich nur wegen eines brutalen siebenfachen Mordes erinnern würde. Sieben Opfer, die keine Chance gehabt hatten, sieben Opfer, die gestorben waren, ohne zu wissen, was sie eigentlich getötet hatte.
    Während er leise fluchte, rieb er seine Augen. Er war müde. Nein, mehr als müde. Er war ausgelaugt. Er hatte es so satt, diese gottverfluchten Tieflader zu be- und entladen. Er hatte das trübe Apartment satt, in dem er seit dreizehn Monaten hockte. Er hatte das ganze Leben satt, und sein Leben ganz besonders. Wie er schon Gillettes Witwe erklärt hatte: Wenn er starb, was wahrscheinlich bald passieren würde, dann wäre er endlich tot, und alles wäre bedeutungslos.
    Aber jetzt war es sehr wohl von Bedeutung. Er merkte, dass er noch nicht bereit war, zum Teufel zu gehen, und senkte die Hand vom Gesicht.
    »Aufstehen.«
    Sie wälzte sich ächzend zur Seite und setzte sich mühsam auf. Er streckte ihr die Hand hin. Sie studierte sie sekundenlang, ergriff sie dann und ließ sich von ihm hochziehen.
    »Wie haben Sie das gemeint?«
    Sie klang atemlos und zittrig, aber er wusste, was sie beschäftigte. Statt auf ihre Frage einzugehen, zog er sie hinter sich her in den Flur und dann in ihr Schlafzimmer, wo er sie endlich losließ. Er trat ans Bett und schlug die Tagesdecke zurück, die heute Morgen noch sauber und glatt gewesen war und nun seinetwegen vor Dreck starrte.
    »Ich muss mich hinlegen, und das heißt, dass Sie sich auch hinlegen müssen.«
    Sie blieb wie angewurzelt stehen und sah ihn an, als hätte sie kein Wort verstanden.
    »Legen Sie sich hin«, wiederholte er.
    Sie kam ans Bett, blieb aber auf der anderen Seite stehen und starrte ihn über die Matratze hinweg an, als wäre er ein exotisches Tier. Sie verhielt sich irgendwie unnatürlich. Den ganzen Tag hatte er studiert, wie sie auf seine Worte und Taten reagierte, weil er wissen musste, wo ihre Schwachstellen lagen und welche Ängste er heraufbeschwören musste, um sie zu manipulieren.
    Er hatte sie in Todesangst, fügsam, verzweifelt und stinksauer erlebt. Aber diese Reaktion war neu, und er wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Vielleicht war sie mit dem Hinterkopf auf dem Boden aufgeschlagen, als sie um die Pistole gekämpft hatten.
    »Was Sie vorhin über Eddie gesagt haben …« Sie machte eine Pause und schluckte. »Wie haben Sie das gemeint?«
    »Was habe ich denn gesagt? Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Sie haben gesagt, dass Sie nach dem suchen, was ihn umgebracht hat.«
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Doch, genau das haben Sie gesagt.«
    »Da müssen Sie mich falsch verstanden haben.«
    »Ich habe Sie nicht falsch verstanden!«
    Na immerhin. Sie verhielt sich wieder normal, nicht so, als hätte ein Zombie von ihrem Körper Besitz ergriffen. Ihrem wohlgeformten Körper, der sich so gut unter seinem angefühlt hatte.
    »Eddie ist bei einem Unfall gestorben«, verkündete sie.
    »Wenn Sie es sagen.« Er drehte ihr den Rücken zu und begann den Kleiderhaufen zu durchwühlen, den er vorhin bei seiner Suchaktion aus ihrer Kommode gezerrt hatte.
    Dass sie auf ihn zukam, spürte er erst, kurz bevor sie ihn am Arm packte und herumdrehte. Er ließ es zu. Sie würde keine Ruhe geben, bis sie eine Erklärung bekommen hatte. Es sei denn, er knebelte sie, und das wollte er auf keinen Fall, wenn sie ihn nicht dazu zwang.
    »Wonach suchen Sie wirklich?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sagen Sie schon!«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Sagen Sie es mir, verflucht noch mal!«
    »Ich weiß es nicht!«
    Er zog seinen Arm aus ihrem Griff und bückte sich nach ein Paar Strümpfen. Schwarzen Nylonstrümpfen. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, suchte sie in seinen Augen nach einer Antwort.
    »Sie wissen es wirklich nicht?«, fragte sie.
    »Welchen Teil von ›Ich weiß es nicht‹ verstehen Sie nicht?«
    Er griff nach ihrer Hand und begann den Strumpf um ihr Handgelenk zu wickeln. Sie leistete keinen Widerstand. Es schien im Gegenteil fast so, als würde sie gar

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