Böses Herz: Thriller (German Edition)
Andererseits schätze ich, dass jemand, der eben mal kaltblütig sieben Leute erschießt, nicht unbedingt logisch denkt. Jedenfalls ist er, soweit wir das einschätzen können, zu Fuß geflohen.«
Fred holte tief Luft. »Wir lassen die Fingerabdrücke schon landesweit abgleichen. Ich wette, dass wir fündig werden. Bei einem Typen wie dem liegt garantiert schon was vor. Natürlich geben wir alles weiter, was wir über ihn rausfinden, aber ich warte nicht ab, bis ich mehr Informationen bekomme, und Sie sollten das auch nicht tun. Am besten fangen Sie sofort an, nach ihm zu suchen. Haben Sie mein Fax bekommen? … Gut. Dann kopieren Sie es und lassen Sie es von Ihren Deputys verteilen.«
Während der Sheriff Fred versicherte, dass sein Department imstande sei, fast jeden Flüchtigen aufzuspüren, nickte Fred grüßend seinem Zwillingsbruder Doral zu, der sich eben neben ihm an den Streifenwagen lehnte.
Der Streifenwagen stand am Rand einer zweispurigen Landstraße im schmalen Schatten einer Reklametafel, die für einen Nachtklub am Flughafen von New Orleans warb. Fünfundsechzig Meilen von hier. Die kältesten Drinks. Die heißesten Mädchen. Komplett nackt.
Für Fred klang das durchaus verlockend, aber so wie er die Sache sah, hatte er für solche Vergnügungen vorerst keine Zeit. Nicht, bis Lee Coburn gefasst war.
»Sie haben richtig gehört, Sheriff. Noch nie musste ich an einem so blutigen Tatort ermitteln. Das war eine regelrechte Hinrichtung. Sam Marset wurde aus nächster Nähe durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet.«
Der Sheriff drückte seinen Abscheu über ein so brutales Verbrechen aus und verabschiedete sich dann mit dem Versprechen, sofort anzurufen, sobald der irre Mörder in seinem Bezirk entdeckt wurde.
»Dieser Windbeutel könnte einer Ziege die Hörner abschwatzen«, beklagte sich Fred bei seinem Bruder, sobald er die Verbindung getrennt hatte.
Doral reichte ihm einen Styroporbecher. »Du siehst aus, als könntest du einen Kaffee gebrauchen.«
»Keine Zeit.«
»Nimm sie dir.«
Ungeduldig zog Fred den Deckel vom Becher und nahm einen kleinen Schluck. Überrascht zuckte er zurück.
Doral lachte. »Ich dachte, du könntest etwas Aufmunterung brauchen.«
»Wir sind nicht umsonst Zwillinge. Danke.«
Während Fred seinen steifen Kaffee trank, ließ er den Blick über die Reihe von am Straßenrand geparkten Streifenwagen wandern. Dutzende uniformierter Polizisten der verschiedensten Polizeibehörden standen in Grüppchen herum, zum Teil telefonierend, zum Teil über große Karten gebeugt, aber durchwegs ratlos und eingeschüchtert angesichts der vor ihnen liegenden Aufgabe.
»Was für ein Dreck«, meinte Doral halblaut.
»Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß.«
»Ich bin als Vertreter der Stadtverwaltung hier und soll dir nur ausrichten, dass wir dir jede Unterstützung geben werden, die ich oder die Stadt anbieten können.«
»Als Chefermittler in diesem Fall bedanke ich mich für die Hilfe der Stadt«, erwiderte Fred ironisch. »Und nachdem wir damit den offiziellen Kack hinter uns gebracht haben, kannst du mir jetzt erklären, wohin er deiner Meinung nach getürmt ist.«
»Du bist der Bulle.«
»Aber du bist der beste Spurenleser weit und breit.«
»Vielleicht seit Eddie gestorben ist.«
»Also, Eddie ist nicht mehr da, und damit bist du es. Du bist ein halber Bluthund. Du könntest einen Floh auf einem Penner finden.«
»Ja, aber kein Floh ist so aalglatt wie dieser Typ.«
So wie Doral gekleidet war, war er nicht als städtischer Angestellter, sondern als Jäger gekommen, weil er fest damit gerechnet hatte, dass sein Bruder ihn dazu verdonnern würde, bei der Menschenjagd mitzumachen. Er setzte seine Baseballkappe ab und fächelte sich damit Luft zu, während sein Blick an den Waldrand ging, wo sich inzwischen alle versammelten, die bei der Suche mitmachen würden.
»Dass er so aalglatt ist, macht mir Sorgen.« Das hätte Fred niemandem außer seinem Bruder gestanden. »Wir müssen diesen Hurensohn kriegen, Doral.«
»Und zwar so schnell wie möglich, verfluchte Scheiße.«
Fred kippte den Rest seines whiskygetränkten Kaffees hinunter und warf den leeren Becher auf den Fahrersitz seines Wagens. »Bist du so weit?«
»Falls du auf mich gewartet hast, hättest du schon längst losgehen können.«
Die beiden stießen zum restlichen Suchtrupp. Da Fred die Fahndung leitete, gab er das Suchkommando. Die Polizisten schwärmten aus und durchkämmten das hohe Gras in
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