Böses Herz: Thriller (German Edition)
Boot?«
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn verständnislos an.
Ungeduldig nickte er zu dem leeren Steg hin. »Wer ist mit dem Boot unterwegs?«
»Ich habe kein Boot.«
»Erzählen Sie keinen Müll.«
»Ich habe das Boot verkauft, nachdem … Vor ein paar Jahren.«
Er schien abzuwägen, ob sie ihn belog, und fragte dann: »Und wo steht Ihr Wagen?«
»Vor dem Haus.«
»Steckt der Schlüssel?«
Erst zögerte sie, doch als er seinen Griff verstärkte, schüttelte sie den Kopf. »Der ist im Haus. An einem Haken neben der Küchentür.«
Er schubste sie vorwärts und folgte ihr die Stufen zur Veranda hinauf. Bei jedem Schritt spürte sie die Pistole in ihrem Rücken. Sie drehte sich um und wollte Emily rufen, aber er sagte: »Lassen Sie sie.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Also, erst einmal …«, sagte er, während er die Tür aufzog und Honor ins Haus stieß, »werde ich nachsehen, ob Sie mich angelogen haben oder ob wirklich niemand im Haus ist. Und dann … werden wir sehen.«
Sie spürte, wie angespannt er war, während er sie vor sich her durch das leere Wohnzimmer und dann durch den kurzen Flur zu den Schlafzimmern schob. »Hier sind nur Emily und ich.«
Er stieß die Tür zu Emilys Zimmer mit dem Pistolenlauf auf. Die Tür öffnete sich zu einem Mädchentraum in Rosa. Hier lag niemand auf der Lauer. Immer noch misstrauisch durchquerte er mit zwei langen Schritten das Zimmer und riss die Schranktüren auf. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass sich auch dort niemand versteckt hielt, zog er Honor in den Flur zurück und auf das zweite Schlafzimmer zu.
Während sie darauf zugingen, knurrte er ihr ins Ohr: »Falls da drin jemand ist, dann erschieße ich Sie zuerst. Klar?« Er blieb kurz stehen, als wollte er ihr Gelegenheit geben, ihre Behauptung, sie sei mit ihrer Tochter allein, zu widerrufen. Als sie nichts sagte, trat er so fest mit der Schuhspitze gegen die Tür, dass sie gegen die Wand knallte.
Ihr Schlafzimmer strahlte eine unpassende, fast höhnische Heiterkeit aus. Die durch die Jalousien fallenden Sonnenstrahlen warfen helle Streifen auf das Parkett, die weiße Tagesdecke und die hellgrauen Wände. Der Deckenventilator ließ Staubkörner in den schrägen Lichtstrahlen tanzen.
Er zerrte sie zum Schrank und befahl ihr, die Tür zu öffnen. Nachdem er einen Blick in das anschließende Bad geworfen und festgestellt hatte, dass sich auch dort niemand versteckt hielt, entspannte er sich ein wenig.
Er baute sich vor ihr auf. »Wo haben Sie Ihre Waffe?«
»Waffe?«
»Sie haben garantiert irgendwo eine.«
»Nein.«
Seine Augen wurden schmal.
»Ehrenwort«, beteuerte sie.
»Auf welcher Bettseite schlafen Sie?«
»Wie bitte? Wieso?«
Er wiederholte die Frage nicht, sondern starrte sie wortlos an, bis sie schließlich den Arm hob. »Auf der rechten.«
Er trat rückwärts an das Nachtkästchen auf der rechten Seite des Bettes und zog die Schublade auf. Darin lagen eine Taschenlampe und ein Taschenbuch, aber keine tödliche Waffe. Dann zerrte er unter ihrem entsetzten Blick die Matratze mitsamt dem Bezug so weit vom Bett, dass er darunter nachsehen konnte, ohne dabei allerdings mehr zu entdecken als den Deckel des Bettkastens.
Mit einem Kopfnicken bedeutete er ihr, ihm voran aus dem Zimmer zu gehen. Beide kehrten ins Wohnzimmer zurück und gingen von dort aus weiter in die Küche, die er akribisch mit den Augen absuchte. Schließlich blieb sein Blick an dem Haken mit ihren Autoschlüsseln hängen.
Als sie seinem Blick folgte, sagte sie: »Nehmen Sie den Wagen. Fahren Sie einfach.«
Ohne darauf einzugehen, fragte er: »Was ist dahinter?«
»Die Waschküche.«
Er ging zu der Tür und zog sie auf. Eine Waschmaschine und ein Wäschetrockner. Das Bügelbrett zusammengeklappt in einer Aussparung an der Wand. Ein Wäscheständer zum Trocknen der Unterwäsche, die zum Teil noch dort hing. Ein breites Sortiment an pastellfarbener Spitze. Ein einziger schwarzer BH.
Er drehte sich um, und diese nordischen Augen tasteten sie in einer Intensität ab, bei der ihr das Blut ins Gesicht schoss und gleichzeitig klammer Angstschweiß ihren Rücken überzog.
Er machte einen Schritt auf sie zu, woraufhin sie einen Schritt zurücktrat – eine natürliche Reaktion angesichts der tödlichen Gefahr, die er für sie darstellte. Sie gab sich nicht der Illusion hin, dass es anders sein könnte.
Seine ganze Erscheinung wirkte bedrohlich, angefangen bei den eisigen Augen und den ausgeprägten Gesichtszügen. Er
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