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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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verstanden. »Aber wenn ihm jemand was tut«, ergänzte er scheinbar freundlich, »dann kratzt es, und das tut scheußlich weh.« Während er in ihre vor Angst geweiteten Augen blickte, schob er die Pistole unauffällig in den Bund seiner Jeans, zog das T-Shirt darüber und drehte sich um. Die Kleine sah ihn mit unverhohlener Neugier an.
    »Tut dein Aua weh?«
    »Mein was?«
    Sie zeigte auf seinen Kopf. Er hob die Hand und ertastete verklebtes Blut. »Nein, das tut nicht mehr weh.«
    Dann ging er an ihr vorbei zum Tisch. Seit er in die Küche gekommen war, machte ihm der Duft von frischgebackenem Kuchen den Mund wässrig. Er zog die Papierhülle von einem Cupcake, biss die Hälfte ab und stopfte sich dann in einem Anfall von rasendem Hunger den Rest in den Mund, um sofort nach einem zweiten Küchlein zu greifen. Seit gestern Mittag hatte er nichts mehr gegessen, und er war die ganze Nacht durch den Sumpf gewatet. Er war am Verhungern.
    »Du hast dir nicht die Hände gewaschen«, stellte das Kind empört fest.
    Er schluckte den Kuchen in seinem Mund praktisch auf einen Sitz hinunter. »Was ist?«
    »Du musst dir die Hände waschen, bevor du was isst.«
    »Ach ja?« Er schälte das Papier von seinem zweiten Cupcake und biss herzhaft zu.
    Das Kind nickte ernst. »Das muss jeder machen.«
    Er warf der Frau, die sich inzwischen hinter ihre Tochter gestellt hatte und ihr schützend die Hände auf die Schultern legte, einen kurzen Blick zu. »Ich tue nicht immer das, was jeder macht«, sagte er. Ohne die beiden aus den Augen zu lassen, ging er zum Kühlschrank, öffnete ihn und holte die Milch heraus. Er drehte mit dem Daumen den Deckel ab, setzte die Plastikflasche an den Mund und trank in großen Schlucken.
    »Mommy, jetzt trinkt er aus …«
    »Ich weiß, Schatz. Aber das ist eine Ausnahme. Weil er so durstig ist.«
    Das Kind beobachtete fasziniert, wie er fast einen Liter Milch trank, bevor er absetzte und Luft holte. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und stellte die Flasche in den Kühlschrank zurück.
    Die Kleine rümpfte die Nase. »Deine Sachen sind ganz schmutzig, und du stinkst.«
    »Ich bin ins Wasser gefallen.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »Aus Versehen?«
    »Irgendwie schon.«
    »Hattest du Flügel an?«
    »Flügel?«
    »Kannst du toter Mann machen?«
    Verständnislos sah er die Mutter an. Sie erklärte: »Sie hat im Schwimmunterricht gelernt, wie man toter Mann macht.«
    »Ich muss immer noch meine Flügel anziehen«, eröffnete ihm die Kleine. »Aber ich hab schon einen goldenen Stern auf mein Fertizikat gekriegt.«
    Nervös drehte die Mutter das Kind um und schob es auf die Tür zum Wohnzimmer zu. »Ich glaube, jetzt kommt gleich deine Sendung. Willst du nicht ein bisschen fernsehen, während ich mit … mit unserem Besuch rede?«
    Das Mädchen stemmte sich gegen den Griff der Mutter. »Du hast gesagt, ich darf die Schüssel auslecken.«
    Nach kurzem Zögern nahm die Mutter den Gummispatel aus der Glasurschüssel und reichte ihn ihrer Tochter. Die nahm ihn glückselig entgegen und ermahnte ihn dann: »Noch mehr Cupcakes darfst du aber nicht essen. Die sind nämlich für die Geburtstagsfeier.« Dann hüpfte sie aus dem Raum.
    Die Frau drehte sich zu ihm um, blieb aber stumm, bis Stimmen aus dem Fernseher zu hören waren. Dann fragte sie ihn: »Woher wissen Sie, wie ich heiße?«
    »Sie sind doch Eddie Gillettes Witwe, richtig?« Sie starrte ihn nur an. »Das ist doch nicht so schwer zu beantworten. Ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie also nicht wieder geheiratet haben …«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann ist davon auszugehen, dass Sie immer noch Mrs. Gillette heißen. Wie heißen Sie mit Vornamen?«
    »Honor.«
    Ehre? Er hatte noch nie jemanden getroffen, der so hieß. Aber andererseits war er hier in Louisiana. Hier hatten die Menschen die merkwürdigsten Namen, Vor- wie Nachnamen. »Also, Honor, mich brauche ich wohl nicht vorzustellen, oder?«
    »In den Nachrichten haben sie gesagt, Sie heißen Lee Collier.«
    »Coburn. Sehr erfreut. Bitte setzen Sie sich.« Er deutete auf den Stuhl am Küchentisch.
    Sie zögerte, zog dann den Stuhl unter dem Tisch hervor und ließ sich langsam darauf sinken.
    Er zerrte ein Handy aus der Vordertasche seiner Jeans, tippte eine Nummer ein, angelte sich dann mit der Stiefelspitze einen zweiten Stuhl und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. Während er dem Läuten am anderen Ende der Leitung lauschte, ließ er sie nicht aus den

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