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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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die Spinnweben und Pflanzenreste ließen darauf schließen, dass wahrscheinlich niemand mehr das Deck betreten hatte, seit Honors Dad zum Sterben ins Hospiz gebracht worden war.
    Überzeugt, dass sie allein waren, kickte er den Moosklumpen weg, damit er einen Fleck hatte, an dem er Emily abstellen konnte, nachdem er sie aus Honors Armen genommen hatte. Er setzte sie auf dem Deck ab. »Rühr dich nicht von der Stelle.«
    »Okay, Coburn.«
    Seit sie sich erst einmal überwunden hatte, seinen Namen in den Mund zu nehmen, benutzte sie ihn bei jeder Gelegenheit.
    Er beugte sich vor, streckte Honor eine Hand hin und half ihr ebenfalls an Bord. Sobald sie neben ihm stand, wanderten ihre Augen über die verdreckten Planken. Coburn bemerkte ihren traurigen Blick, aber im nächsten Moment schien sie sich wachzurütteln und verkündete energisch: »Hier entlang.«
    Sie nahm Emily an der Hand, ermahnte sie aufzupassen, wohin sie trat, und führte sie dann um das Ruderhaus herum zur Tür, wo sie stehen blieb und sich zu Coburn umdrehte. »Vielleicht sollten Sie vorangehen.«
    Er schob sich an ihr vorbei und drückte gegen die Tür, die sich allerdings erst öffnete, als er sich mit der Schulter dagegenstemmte. Das Ruderhaus war in keiner besseren Verfassung als das Außendeck. Die nautischen Instrumente waren mit einer verschmutzten Plane abgedeckt, auf der sich kleine Pfützen von modrigem Regenwasser angesammelt hatten. Ein Ast hatte vor so vielen Jahren eines der Fenster durchstoßen, dass auf der Borke inzwischen Flechten gewachsen waren.
    Honor besah sich mutlos das Chaos. Aber aus ihrem Mund kam nur ein knappes »unten«, wobei sie auf eine schmale, ins Unterdeck führende Stiege deutete.
    Er kletterte vorsichtig nach unten und quetschte sich mit eingezogenem Kopf durch eine ovale Öffnung, durch die er in eine Kabine mit niedriger Decke gelangte. Dort roch es nach Schimmel und Moder, Salzwasser und toten Fischen, Motoröl und Marihuana.
    Coburn drehte sich zu Honor um, die auf den Stufen stehen geblieben war. »Er hat Gras geraucht?«
    Sie gab das mit einem kurzen Schulterzucken zu.
    »Wissen Sie, wo er sein Zeug aufbewahrte?«
    Er erwiderte den finsteren Blick, den sie ihm zuwarf, mit einem frechen Grinsen und drehte sich dann wieder der engen Kabine zu. Es gab darin einen Propankocher mit zwei Flammen, der von gespenstisch dichten Spinnweben überzogen war. Die Tür des kleinen Kühlschranks stand offen. Er war leer.
    »Strom?«, fragte Coburn.
    »Es gibt einen Generator. Keine Ahnung, ob er noch funktioniert.«
    Eher nicht, dachte Coburn. Er öffnete zwei Küchenschränke und fand darin nur leere Regalbretter mit etwas Mäusedreck. Es gab zwei Kojen, zwischen denen nur zwei Handspannen Abstand war. Er deutete auf eine Tür hinten in der Kabine. »Das Schiffsklo?«
    »Ich würde es nicht empfehlen. Ich habe es nicht mal benutzt, als Dad noch lebte.«
    Tatsächlich sprach nichts für das Boot, außer dass es anscheinend wasserdicht war. Der Boden war zwar mit Müll übersät, aber trocken.
    »Können wir hierbleiben?«, fragte sie.
    »Mit etwas Glück können wir es auf ein paar Stunden beschränken.«
    »Und dann?«
    »Daran arbeite ich noch.«
    Er trat an eine der Kojen, klappte die nackte Matratze zurück und kontrollierte den Bettkasten auf Ungeziefer. Als er keines entdeckte, drehte er sich zu Honor um und streckte die Hände nach Emily aus. Honor reichte sie ihm. Er setzte sie auf der Matratze ab.
    Sie rümpfte die Nase. »Hier stinkt’s.«
    »Zu blöd«, sagte Coburn. »Bleib hier sitzen und tritt nicht auf den Boden.«
    »Wohnen wir jetzt hier?«
    »Nein, Herzchen«, widersprach Honor mit aufgesetzter Fröhlichkeit und quetschte sich hinter Coburn in die Kabine. »Wir sind hier nur zu Besuch. Kannst du dich noch erinnern, dass Grandpa hier gelebt hat?«
    Das Kind schüttelte den Kopf. »Grandpa wohnt doch in einem Haus.«
    »Nicht Grandpa Stan. Dein anderer Grandpa. Der lebte auf diesem Boot. Du hast ihn früher so gern besucht.«
    Emily sah sie verständnislos an.
    Coburn konnte erkennen, wie sehr es Honor verletzte, dass Emily sich nicht an ihren Großvater erinnerte, aber sie hielt sich tapfer. »Das gehört mit zu unserem Abenteuer.«
    Die Kleine war aufgeweckt genug, um das als Lüge zu erkennen, aber sie war auch klug genug, um still zu bleiben, wenn ihre Mutter kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Sie durchschaute Honors falsche Begeisterung, aber sie drückte stumm ihre Decke an die Brust und

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