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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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schaltete Elmo an, der prompt ein fröhliches Liedchen anstimmte.
    Honor flüsterte ihm zu: »Coburn, wir müssen unbedingt Wasser und etwas zu essen besorgen.«
    »Mit wir meinen Sie mich.«
    Sie hatte den Anstand, ihn verlegen anzusehen. »Stimmt, ja. Tut mir leid.« Sie hob beide Hände. »Ich war nicht mehr hier, seit ich meinen Vater beerdigt habe. Mir war nicht klar …« Weil ihr nichts mehr zu sagen einfiel, sah sie ihn hilflos an. »Bitte lassen Sie mich Stan anrufen.«
    Statt diesen ermüdenden Wortwechsel ein weiteres Mal durchzuexerzieren, öffnete Coburn einen schmalen Schrank, holte einen Besen heraus und reichte ihn ihr. »Tun Sie Ihr Bestes. Ich bin so schnell wie möglich wieder da.«
    Als er nach zwei Stunden noch nicht zurückgekehrt war, begann Honor auf dem Deck des Trawlers zu patrouillieren. Sie fixierte das Ende der Straße, die sie hergeführt hatte, und lauschte gleichzeitig auf das erlösende Brummen eines nahenden Motors hinter dem Vogelgezwitscher, da sie inständig wünschte, er würde zurückkommen.
    Sie versuchte Emily, die zunehmend unleidlich und quengelig wurde, nicht zu zeigen, wie besorgt sie war. Ihrer Tochter war heiß, sie hatte Hunger, sie hatte Durst. Alle fünf Minuten fragte sie Wo ist Coburn hin? und Wann kommt er wieder? , bis Honor schließlich die Geduld verlor und sie anfuhr: »Hör auf, mich zu löchern.«
    Sie konnte Emilys bohrende Fragen nicht beantworten, und die möglichen Antworten machten ihr Angst. Vor allem fürchtete sie, dass Coburn sie im Stich gelassen haben könnte.
    Ihr Vater hatte sein Boot damals hier festgemacht, weil der Mangrovenwald rundum besonders sumpfig und praktisch undurchdringlich war, weshalb er den besten Schutz vor möglichen Hurrikanen bot. Er hatte sich eigens hier »zur Ruhe gesetzt«, weil der Platz abseits aller ausgetretenen Wege lag. Der Fleck war so abgeschieden, dass nie jemand herkam. Außerdem musste ihr Vater auf diese Weise keine Miete für einen Liegeplatz im Hafen zahlen, und hier brauchte er auch nicht zu befürchten, dass seine persönliche Freiheit durch Regeln und Vorschriften, Gesetze oder Verfügungen, Bußgelder oder Steuern eingeschränkt wurde.
    Er war damals praktisch zum Eremiten geworden und hatte so weit wie möglich jeden Kontakt zur Außenwelt gemieden. Soweit Honor wusste, hatte ihn außer Emily und ihr nie jemand hier besucht. Nicht einmal Eddie hatte sie hierher begleitet.
    Coburn hatte sie gefragt, ob sie ein gutes Versteck wisse. Das hier war ein exzellenter Unterschlupf, aber inzwischen wünschte sie sich, sie hätte ihm nicht davon erzählt. Die gleichen Eigenschaften, die das Boot zu einem so exzellenten Versteck machten, konnten ihr zum Verhängnis werden. Die nächste Verbindung zur Zivilisation war eine kleine Nebenstraße, die mehr als fünf Meilen von hier entfernt verlief. So weit konnte sie nicht gehen, nicht mit Emily im Schlepptau und nicht ohne Wasser.
    Sie saß hier fest, bis Coburn zurückkam oder …
    Das Oder wollte sie gar nicht erst denken. Was sollte sie machen, wenn die Sonne unterging und Emily in der Dunkelheit Angst bekam? Wie wollte sie verhindern, dass sie selbst den Mut verlieren würde? Sie verfügte weder über Lebens- noch über Kommunikationsmittel.
    Coburn hatte sich geweigert, ihr ein Handy dazulassen.
    »Ich schwöre, dass ich es nicht benutzen werde.«
    »Warum soll ich es dann hierlassen?«
    »Es könnte einen Notfall geben. Einen Schlangenbiss.«
    »Halten Sie sich von den Schlangen fern, dann tun sie Ihnen nichts.«
    »Und es gibt hier bestimmt auch Alligatoren.«
    »Aber nicht den Weißen Hai. Alligatoren können nicht auf Boote springen.«
    »Sie können uns doch nicht einfach so hierlassen!«
    »Nein, ich könnte Sie auch fesseln.«
    Damit hatte er sie zum Schweigen gebracht. Eigentlich hätte sie sich am liebsten auf ihn gestürzt, aber das wagte sie nicht vor Emily. Das Kind bekäme Angst, wenn es seine Mutter kämpfen sähe, und Honor war klar, dass sie damit sowieso nichts ausrichten würde, außer sich ein paar blaue Flecken und Muskelzerrungen zuzuziehen.
    Während sie gedankenverloren ihren Ellbogen massierte, wurde sie immer wütender auf Coburn, der sie so im Stich gelassen hatte, und auf ihre eigene Angst. Normalerweise wusste sie sich durchaus zu helfen. Seit über zwei Jahren lebte sie als alleinerziehende Mutter in einem abgeschiedenen Haus. Aus reiner Notwendigkeit hatte sie sich bisher tapfer jedem Problem gestellt. Natürlich hatten Stan, die

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