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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Mississippi-Delta gelebt, um einen Küstenkrabbenkutter zu erkennen. »Er hat in diesem Ding gefischt?«
    »Er hat darauf gelebt.«
    Das Boot sah so seetauglich aus wie ein zerbrochenes Streichholz. Es ruhte halb an Land und zur Hälfte in dem trägen Gewässer, das, wie Honor ihm versichert hatte, irgendwann in den Golf mündete. Von hier aus wirkte der Kanal allerdings wie ein gottverlassener Tümpel.
    Coburn schätzte, dass das Boot seit Jahren nicht mehr gefahren war. Der Rumpf war von Schlingpflanzen überwuchert. Am Ruderhaus schälten sich die Überreste des Anstriches in großen Locken vom Holz. Wo noch Scheiben vorhanden waren, waren sie gesprungen und so verdreckt, dass man das Glas kaum noch erkennen konnte. Der Metallrahmen, der das Fangnetz auf der Backbordseite hielt, war im Winkel von fünfundvierzig Grad abgeknickt und sah aus wie der gebrochene Flügel eines Riesenvogels.
    Aber aus all diesen Gründen war das Schiff aufgegeben und wahrscheinlich vergessen worden, und genau das kam ihnen jetzt zugute.
    »Wer weiß davon?«, fragte er.
    »Niemand. Dad hat es hier festgemacht, damit es Katrina übersteht, und ist dann einfach hiergeblieben. Er lebte hier, bis er krank wurde und es daraufhin ziemlich schnell mit ihm zu Ende ging. Zuletzt brachte ich ihn in ein Hospiz. Dort starb er nach nicht einmal einer Woche.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Das war nur ein paar Monate vor Eddies Unfall. Weswegen mich Eddies Tod umso mehr getroffen hat.« Sie lächelte traurig. »Trotzdem war ich froh, dass Daddy nicht mehr erleben musste, wie ich zur Witwe wurde. Das hätte ihm zu sehr zugesetzt.«
    »Ihre Mutter?«
    »War schon Jahre davor gestorben. Nach ihrem Tod hatte Dad das Haus verkauft und war auf das Boot gezogen.«
    »Weiß Ihr Schwiegervater, dass es hier liegt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Stan hielt nicht gerade viel von der Lebensweise meines Vaters, für ihn war das zu … unkonventionell. Stan wollte nicht, dass wir Dad besuchen. Vor allem gefiel es ihm nicht, wenn wir Emily mit ihm in Berührung brachten.«
    »›In Berührung brachten‹? Weil sie sich sonst vielleicht mit seinem unkonventionellen Lebensstil infiziert hätte?«
    »Stan schien das zu glauben.«
    »Ganz ehrlich«, bekannte er, »je mehr ich über Ihren Schwiegervater erfahre, desto unsympathischer wird er mir.«
    »Wahrscheinlich denkt er genauso über Sie.«
    »Das wird mir keine schlaflosen Nächte bereiten.«
    »Das glaube ich auch nicht.« Sie strich ihr Haar zurück, sah gedankenverloren auf das Boot und sagte schließlich: »Stan meint es nur gut.«
    »Wirklich?«
    Damit traf er einen wunden Punkt. Wütend fuhr sie ihn an: »Was interessiert Sie das überhaupt?«
    »Im Moment interessiert mich vor allem, ob er uns auf diesem verfluchten Schrotthaufen finden könnte.«
    »Nein.«
    »Vielen Dank.«
    Er öffnete die Tür und stieg aus. Eine Schlange glitt an seinem Stiefel vorbei. Er fluchte leise. Nicht dass er sich besonders vor Schlangen gefürchtet hätte, aber er ging ihnen doch lieber aus dem Weg.
    Er öffnete die Tür zur Rückbank und beugte sich über Emily, die ihren Gurt schon geöffnet hatte und ihm erwartungsvoll die kleinen Arme entgegenreckte. Er hob sie hoch, trug sie um den Wagen herum und übergab sie Honor.
    »Setzen Sie sie lieber nicht ab. Eben schlängelte sich eine …«
    Mit schreckgeweiteten Augen suchte Honor den Boden ab. »War es eine Wassermokassin?«
    »Ich habe sie nicht gefragt.«
    Er zog die Pistole aus dem Hosenbund, verbarg sie aber sofort wieder, als Emily ihn ansah. »Coburn?«
    »Was ist denn?«
    »Sind wir immer noch auf einem Abenteuer?«
    »Ich schätze, so könnte man es nennen.«
    »Mommy hat es so genannt.«
    »Dann sind wir immer noch auf einem Abenteuer, jawohl.«
    »Können wir noch lang in dem Abenteuer sein?«, zirpte sie. »Das ist lustig.«
    Na klar, das ist zum Totlachen , dachte er und ging, behutsam einen Fuß vor den anderen setzend, Honor und Emily voran zum Boot. Unter der abblätternden Farbe war der Name kaum noch zu lesen, trotzdem konnte er ihn entziffern. Er warf Honor einen vielsagenden Blick über die Schulter zu, den sie geflissentlich übersah.
    Das Schiff war so konstruiert, dass es sehr flach im Wasser lag. Er gelangte problemlos an Bord, aber schon beim ersten Schritt landete sein Stiefel in einem Nest von Spanischem Moos und anderen natürlichen Ablagerungen. Sein geschulter Blick suchte nach Hinweisen darauf, dass in letzter Zeit jemand hier gewesen war, aber

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