Böses Herz: Thriller (German Edition)
sie, wer der Bookkeeper ist?«
»Sie sagt nein.«
»Glauben Sie ihr?«
Coburn sah sie durchdringend an. »Ja.«
»Worauf hockt sie dann?«
»Das weiß ich nicht.«
»Hören Sie auf, mich zu verarschen, Coburn.«
»Das tue ich nicht.«
Hamilton fluchte leise vor sich hin. »Na schön, behalten Sie es für sich. Wir reden über Ihre Einstellung, wenn Sie wieder in Washington sind, und dann sprechen wir auch über die lange Liste von Vergehen, die Sie …«
»Wollen Sie mich etwa einschüchtern? Nur zu, schmeißen Sie mich raus. Sie werden ja sehen, ob mich das einen feuchten Dreck interessiert.«
Hamilton ereiferte sich noch mehr. »Ich werde VanAllen alles geben, was er braucht, um Sie zu finden und in unser Büro zu schleifen, notfalls mit Gewalt, damit wir die Frau und das Kind in Sicherheit bringen können.«
Coburns Kinn erstarrte zu Stahl. »Hamilton, wenn Sie das tun, werden wahrscheinlich beide sterben. Und zwar schneller, als Sie ahnen.«
»Hören Sie, ich kenne VanAllen. Ich habe ihn selbst auf diesen Posten gebracht. Zugegeben, er ist kein allzu großes Licht, aber …«
»Was ist er dann?«
»Ein Bürokrat.«
»Das versteht sich von selbst. Wie ist er so?«
»Freundlich. Vielleicht sogar ein bisschen überfordert. Sein Privatleben liegt in Scherben. Er hat einen schwerbehinderten Sohn, ein tragischer Fall, der eigentlich in Intensivpflege gehört, aber zu Hause lebt.«
»Warum das?«
»Darüber spricht Tom nicht. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, es kommt finanziell nicht infrage.«
Wieder gruben sich Sorgenfalten in Coburns Stirn. »Geben Sie mir achtundvierzig Stunden. Währenddessen überprüfen Sie VanAllen. Wenn Sie mich überzeugen können, dass er keinen Dreck am Stecken hat, komme ich mit ihm ins Büro. Mit etwas Glück habe ich bis dahin etwas gegen den Bookkeeper in der Hand.«
»Und was wollen Sie bis dahin mit Mrs. Gillette und dem Kind anfangen?«
»Keine Ahnung.«
»Lassen Sie mich noch mal mit ihr sprechen.«
Coburn reichte ihr wieder das Handy.
»Ich bin dran, Mr. Hamilton.«
»Mrs. Gillette. Konnten Sie unser Gespräch mithören?«
»Ja.«
»Bitte entschuldigen Sie die offene Sprache.«
»Kein Problem.«
»Was halten Sie davon?«
»Wovon?«
»Von allem, was wir besprochen haben.«
»Heißt er wirklich Lee Coburn?«
Diese Frage schien ihn kurz aus dem Konzept zu bringen. Nach einigen Sekunden bestätigte er das, doch sie war nicht sicher, dass er die Wahrheit sagte.
»Warum hat Ihre Assistentin dann behauptet, dass er tot sei?«
»Ich hatte das so angeordnet. Zu Coburns Schutz.«
»Bitte erklären Sie mir das.«
»Er verfolgt da unten einen äußerst heiklen Auftrag. Ich konnte nicht riskieren, dass jemand, der Verdacht geschöpft hat, in einem FBI-Büro anruft und jemandem eine Bestätigung abschwatzt. Darum habe ich in Umlauf gebracht, dass er bei einem Auftrag ums Leben gekommen sei. So steht es sogar in seiner Personalakte, falls es ein Hacker in unser System schaffen sollte.«
»Außer Ihnen weiß also niemand, dass er noch lebt?«
»Nur meine Assistentin, die am Apparat war.«
»Und jetzt ich.«
»Genau.«
»Wenn Coburn etwas zustoßen sollte, wären demnach alle Informationen über Sam Marset und den Bookkeeper, die er mir inzwischen anvertraut hat oder die ich zufällig aufgeschnappt habe, extrem wertvoll für das FBI und das Justizministerium.«
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Richtig. Und Coburn ist bereit, Ihr Leben zu riskieren, um diese Informationen zu schützen. Mal ganz ehrlich. Was haben Sie in der Hand? Worauf hat es Coburn abgesehen?«
»Das weiß nicht einmal ich, Mr. Hamilton.«
Es folgte eine lange Pause, während der er vermutlich einzuschätzen versuchte, wie weit er ihr vertrauen konnte.
»Stehen Sie unter Druck, während Sie das sagen?«, fragte er schließlich.
»Nein.«
»Dann helfen Sie mir, andere Agenten zu Ihnen zu bringen. Die werden Sie und Ihre Tochter da rausholen. Sie brauchen keine Angst haben, dass Coburn Vergeltung üben könnte. Er wird Ihnen nichts tun. Darauf würde ich meine gesamte berufliche Laufbahn verwetten. Aber Sie müssen mit uns ins FBI-Büro kommen, damit ich Sie beschützen kann. Sagen Sie mir, wo Sie sich momentan aufhalten.«
Über lange Sekunden hinweg hielt sie Coburns Blick stand, während ihre Vernunft mit etwas Tieferem Krieg führte, mit etwas so Elementarem, dass sie nicht den Finger darauflegen konnte. Auf einmal spürte sie den Drang, ihre angeborene Vorsicht zu
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