Böses Herz: Thriller (German Edition)
ist auch ohne diese neue Allianz gerichtsfest. Das reicht uns.«
»Das ist Quatsch, das wissen Sie selbst. Kein Bundesanwalt wird sich an der Geschichte die Finger verbrennen, solange er keinen eindeutigen Beweis oder einen Augenzeugen hat, der bereit ist, mit seinem Leben für einen Schuldspruch einzustehen, und das wird kein Mensch tun, nicht mal wenn man ihm eine neue Identität in der Äußeren Mongolei zusichert, weil sich jeder aus Angst vor dem Bookkeeper in die Hose scheißt.
Außerdem wäre die Sache ein PR-Albtraum für das FBI. Für Sie in Washington ist Sam Marset nur ein Name, aber hier unten gilt er als Heiliger. Wenn wir seinen Namen durch den Dreck ziehen, ohne ihm hundertprozentig Bestechlichkeit nachweisen zu können, oder wenn wir Anschuldigungen erheben, die nicht haltbar sind, dann stoßen wir damit nur die gesetzestreue Bevölkerung vor den Kopf und warnen die kriminellen Kartelle unnötig vor.
Gleichzeitig verärgern wir damit die Drogenfahnder von der DEA, die uns dafür verantwortlich machen werden, dass plötzlich alle Dealer abtauchen. Genauso wie das ATF, den Grenzschutz, die Homeland Security. Alle werden nervös werden und ihre geplanten Coups bis auf Weiteres verschieben, und wir können wieder ganz von vorn anfangen, mit nichts als unseren Schwänzen in der Hand.
Genau das wird passieren, wenn Sie mich jetzt abziehen. Und in einer Woche, wenn sich alles wieder abgekühlt hat, werden die Schmuggler von Neuem anfangen, ihre Kunden zu beliefern. Sie werden sich weiter gegenseitig über den Haufen schießen und ein paar Unschuldige dazu, falls einer ihrer Deals platzt, und all diese Toten gehen dann auf unser Konto, weil ich meinen Job nicht zu Ende gebracht habe.«
Hamilton wartete ab, ob noch etwas nachkam, bevor er antwortete: »Bravo, Coburn. Eine wirklich leidenschaftliche Ansprache. Ich bin ganz Ihrer Meinung.« Er überlegte wieder. »Na schön. Sie bleiben. Aber Sie können die Sache nicht allein klären, selbst wenn Sie noch so gut sind, und jetzt, wo Sie als Killer gesucht werden, erst recht nicht. Jeder mit einer Marke an der Brust würde liebend gern an Ihnen Zielschießen üben. Sie brauchen Unterstützung da unten. Und die wird Ihnen VanAllen geben.«
»Kommt nicht in die Tüte. Der Bookkeeper hat Informanten in jeder Polizeistelle, in jedem Sheriffbüro, in jedem Rathaus und Gericht. Und absolut jeder könnte auf seiner Gehaltsliste stehen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie glauben, VanAllen …«
»Ich will damit sagen, dass ich noch achtundvierzig Stunden haben will.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Na schön, dann sechsunddreißig.«
»Wozu?«
Coburn fasste Honor schärfer ins Auge. »Ich bin da einer Sache auf der Spur, mit der wir eventuell den ganzen Ring sprengen könnten.«
»Und was ist das für eine Sache?«
»Kann ich nicht sagen.«
»Können oder wollen Sie nicht?«
»Suchen Sie sich’s aus.«
»Scheiße.«
Selbst Honor spürte, wie frustriert Hamilton war. Durch das Handy hörte sie ihn ärgerlich schnaufen.
Schließlich meinte er: »Diese Sache hat was mit Mrs. Gillette zu tun, stimmt’s?«
Coburn blieb stumm.
»Ich bin kein Grünschnabel, Coburn«, sagte Hamilton. »Sie erwarten doch nicht ernsthaft, dass ich glaube, Sie hätten sich von allen Häusern an der Küste von Louisiana rein zufällig das von Mrs. Gillette als Versteck ausgesucht und dann aus Jux beschlossen, die Bude mal eben auf den Kopf zu stellen. Und Sie erwarten doch hoffentlich nicht, dass ich glaube, Mrs. Gillette hätte erst beobachtet, wie Sie in ihrem Wohnzimmer einen alten Freund ihrer Familie erschießen, und wäre danach aus freiem Willen mitgekommen, ohne dass es lebenswichtige Gründe für sie gibt.
Und Sie können erst recht nicht erwarten, dass ich glaube, ausgerechnet Sie hätten aus reiner Herzensgüte eine Witwe und ihr Kind unter Ihre Fittiche genommen. Schließlich steht zu bezweifeln, dass Sie überhaupt so etwas wie ein Herz besitzen.«
»Also wirklich, das tut weh.«
»Ich weiß, dass Mrs. Gillettes verstorbener Ehemann Polizist war. Ich weiß, dass Fred Hawkins, der heute gestorben ist, sein bester Freund war. Vielleicht halten Sie mich für verrückt, aber dieser erstaunliche Zufall lässt bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen, und selbst an einem schlechten Tag arbeitet meine innere Alarmanlage ziemlich zuverlässig.«
Coburn wurde ernst. »Sie sind nicht verrückt.«
»Okay. Was hat sie versteckt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Weiß
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